HG Trauma

charly, Sonntag, 09. Dezember 2012, 07:07 (vor 4128 Tagen)

hallo zusammen,

Mir beschätigt die Frage, ob danach das Risiko besteht, von HG eine post traumatische stress störung oder andere psychologische narben zu behalten. Die konsequenzen könnte erheblich sein, z. B. Für die familienplanung. Oder Angstzustände in gegenwart von sachen, de uns an dieser zeit erinnern. Ich fühle mich davon gestört schon. Es ist so, bei mir, dass Mein HG in der Heimat meines mannes angefangen hat, wo wir fast die zwei ersten monaten waren. Er sprach letztens von unsere nächsten reise dorthin, nach der geb urt, wir fliegen schliesslich jedes jahr hin und die blosse erwähnung wieder am ort des geschehens zu sein hat bei mir eine schlimme kotzwelle ausgelöst, und hyperventilierung auch noch. Es ist eigenartig, weil zu hause war ich natürlich weiterhin krank. Aber dieser Zeit, die Zeit vor Zofran, wo ich alleine meine 3 jährige tochter kümmern musste, füttern und bekochen müsste, unterhalten musste - mit 3 konnte sie nicht verstehen, dass mama nicht mehr kann - war die schlimmste. Und mein mann schickte mir seiner mutter, und das war gar keine hilfe, im gegenteil. Sie war der auffassung, dass es normale übelkeit war, schliesslich hatte sie das damals 3 mal durchgemacht, hatte weitergearbeitet und sich um kinder und mann weiterhin gekümmert. Also sie kam, wollte unterhalten werden und bekocht werden. Und ich habe mich gepusht, über meiner grenze hinaus und wenn ich jetzt dran denke kommt wut hoch, dass keiner mich ernst genommen hat. Ernst nach 4 wochen elend habe ich gefleht, ins KKH zu gehen. Dort wurde ich ernst genommen. Mein mann hat die ernsthaftigkeit erkannt und macht seitdem wieder zu hause das ganze haushalt. Wird meine tochter wieder ihre grossletern wiedersehen können. Wie ist bei euch, die mehrmals hg gehabt haben? Bleiben Narben?

HG Trauma

summervogel, Sonntag, 09. Dezember 2012, 11:13 (vor 4128 Tagen) @ charly

Liebe Charly

Ich bin zwar keine Psychologin, aber ich denke es ist klar, dass eine so extreme Stresssituation wie HG (auch noch an einem fremden Ort) sich auf die Psyche auswirkt. Ob es für eine Posttraumatische Belastungsstörung reicht ist von vielen Faktroren abhängig, vor allem vom persönlichen Erleben. Möglich ist es meines Erachtens durchaus.

Da ich zum ersten Mal schwanger bin, kann ich dir aus eigener Erfahrung aber nichts dazu sagen...

Wenn es dich so beschäftigt, dass alleine der Gedanke an den Ort Übelkeit und/oder Brechreitz auslöst, kann ich mir vorstellen, dass eine Therapie vielleicht hilfreich wäre. Vielleicht kennst Du ja jemanden, der dich für einige Zeit begleiten kann?

Alles Gute Dir!
Summervogel

HG Trauma

Nilla, Sonntag, 09. Dezember 2012, 11:30 (vor 4128 Tagen) @ charly

Das Hirn bzw. die Psyche geht schon seltsame Wege. Ich hab mir ja eingige Lebensmittel vorwärts wie rückwärts gegönnt und auch unter den Gerüchen von vielen Gerichten gelitten, die es bei uns öfter gibt. Gerade aber ein Salbeibonbon, ein einziges, das rückwärts noch nichtmal so schrecklich war, macht mir jetzt zu schaffen. Ich kann das nicht mehr lutschen und im Moment bekommt mein Sohn einen Balsam in dem auch Salbei ist. Puhh der Geruch macht mir zu schaffen.
All zu intensive Beschäftigung mit der Frage nach einer zweiten Schwangerschaft ruft ordentlich Übelkeit hervor (im Vergleich zu HG-Übelkeit aber ein laues Windchen). Mein Mann der davon noch garnichts weiß, nur daß mich das Kinderthema sehr beschäftigt und daß ich Angst vor einer Schwangerschaft habe, hat doch glatt gestern zu mir gesagt, wenn ich vorher schon so viel negative Gedanken habe, dann kann die Schwangerschaft ja nur scheiße werden. Warum müssen Männer nur sowas aussprechen. Gedacht hab ich mir das ja schon oft, aber ich sag halt nix

Die HG hat ja für mich auch noch nach der Schwangerschaft Konsequenzen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwo Schmerzen habe, weil ich körperlich so ein Wrack bin und nichts mehr richtig funktioniert. Das wiederum hat Auswirkungen auf den Umgang mit anderen. Man sieht mir nicht an, daß ich teilweise so steif bin, daß ich mich kaum bewegen kann. Aber ich kann halt vieles nicht machen und da fragen sich andere, warum ich mich wie ne Oma benehme. Ich will schon garnichts mehr sagen, das klingt so nach Weichei und Ausreden für Faulheit.

Wenn das alles nicht wäre, würde ich glaub ich schon wieder in der Kiwupraxis sitzen und mir die Medis für Kind Nr. 2 abholen.

HG Trauma

Nati, Sonntag, 09. Dezember 2012, 12:20 (vor 4128 Tagen) @ charly

hallo Charly,
wahrscheinlich ist das mit den folgen auch bei jedem nochmal unterschiedlich. die eine leidet noch länger darunter, die andere gar nicht. dass du jetzt noch im moment natürlich erbrechen musst, allein bei dem gedanken an den ort wo alles begann, ist voll verständlich. ob das danach noch so ist, vielleicht?
also bei mir war es so: die erste HG SS da war meine schlimmste kotzphase während des sommers. also sonne, wärme, vogelzwitschern.... all so kleinigkeiten erinnern mich an HG. letzten dezember bekam ich meine tochter, alles war wunderbar. als im märz dann die ersten sonnenstrahlen kamen und ich morgens nach dem aufwachen vogelzwitschern gehört habe, war es vorbei mit der guten laune. mir ging es sofort wieder schlecht, ich war deprimiert und wollte die sonne und die wärme nicht haben. ich war aber früher immer ein absoluter sommertyp und habe den winter gehasst. inzwischen liebe ich den winter, weil ja im winter letztes jahr meine HG aufgehört hatte. so und prompt im juni war ich schon wieder schwanger. das heisst schon wieder die ganzen sommermonate mit erbrechen und übelkeit zu tun gehabt. ich weiss nicht wie der nächste sommer wird, ob es was einmaliges war oder ob ich das jetzt mehrere jahre mitmachen werde. aber momentan bringen mich der gedanke an wärme, sonne, strand, meer (und ich habe das meer GELIEBT!!!), urlaub..... all das bringt mich zum kotzen. mein mann muss unser neues wohnmobil verkaufen, weil ich es nicht ertrage!! ich kann es nichtmal anschauen von aussen, geschweige denn einen fuss da rein setzen.

HG Trauma

Bonsai, Montag, 10. Dezember 2012, 15:01 (vor 4127 Tagen) @ charly

Vor 6 Jahren war ich das erstemal mit Hyperemesis schwanger. In der Zeit aß mein Mann sehr viel Sushi (vorher liebte ich es). Mein Großer ist nun 6 Jahre und ich kann bis heute kein Sushi mehr anrühren ohne Brechreiz! Auch bei Magen-Darm-Infekt, dank der Kinderbetreuung so durchschnittlich 2x im Jahr, dekompensiere ich jedesmal! Aber ich denke, es wird von Jahr zu Jahr besser!

HG Trauma

Hanna, Freitag, 14. Dezember 2012, 11:23 (vor 4123 Tagen) @ Bonsai

Wirklich krass! Mir gehts genauso mit dem Sommer! Jetzt liebe ich den Winter und bin wahnsinnig froh, wenn das Wetter wirklich neblig und kalt ist. :-( Und viele Orte lösen augenblicklich Brechreiz aus.
Ich war wärend der schlimmen HG Zeit in psychologischer Betreuung. Mich hat das oft beschäftigt, warum auch nach der schlimmen Kotzphase noch so vieles zurückbleibt!
Aber offenbar ist das wirklich so: Wenn etwas so lange dauert, sich über Monate wiederholt und einprägt, dann entstehen da wirklich komplett neue Hirnstrukturen. Man kann das nicht einfach loslassen und vergessen, es wurde Teil des Organismus und hängt mit allem zusammen. Also kann jede Erinnerung sofort Übelkeit auslösen, jeder Ort und jeder Geruch. Es braucht Monate, um das wieder loszuwerden. Man kann es aber trainieren. Sie empfiehlt mir immer, die Auslöser nicht zu vermeiden und möglichst wieder lernen, mich normal zu verhalten.
Ich denke, es braucht einfach viel zeit und man darf sich nicht verrückt machen. Andere haben das mit schlimmen Erlebnissen so, wir haben das aufgrund langer Krankheitszeit. Es wird nicht ewig anhalten!

HG Trauma

Sarah, Freitag, 14. Dezember 2012, 19:26 (vor 4123 Tagen) @ charly

Es bleibt definitiv im Kopf drin. Manche Sachen gehen bis heute nicht, ich war gar nicht so sehr von
Gerüchen betroffen, aber in bestimmten Situationen wird mir heute noch schlecht.
Ich habe schon Angst vor der ersten Magen Darm Infektion meiner Kinder...leider kann man nicht darüber reden, denn für die anderen ist es
vorbei und verstehen nicht das das einen immer noch beschäftigt.
Meine Mutter meinte letztens ich solle doch mal Spinat bei den beiden
ausprobieren. Wenn ich nur dran denke dann dreht sich mir der Magen um.
Ich mag auch den Winter nicht mehr so arg, weil da meine schlimmste Phase war. Früher liebte ich den Winter, ich war ein absoluter Ski Fan und habe jegliche Art von Wintergetreide geliebt. Im Moment freue ich mich mehr auf den Frühling und kann es kaum erwarten bis der Sommer endlich da ist...

HG Trauma

Sina @, Dienstag, 22. September 2020, 23:58 (vor 1284 Tagen) @ charly

Hallo:)
Erstmal muss ich sagen, ich habe mir genau das gleiche anhören müssen während meiner Schwangerschaft. „Du bist nur schwanger und nicht krank!“ doch! Hyperemesis ist eine Krankheit! Zu deiner Frage/bedenken. : ich denke es ist bei jeder Frau anders. Bei mir verlief es leider so, dass ich in eine magersucht gerutscht bin weil ich panische Angst hatte zu essen da ich logischerweise Angst hatte, dass mir wieder schlecht wird. Die Geburt ist nun etwas mehr als 2 Jahre her und ich habe meine magersucht zum Glück besiegen können. Und die Angst vor der Übelkeit und dem Erbrechen das alles habe ich mit einer Therapie hinter mir lassen können. Ich muss dazu sagen dass der Ort des Geschehens für mich nicht mehr tragbar war. Ich habe mich von meinem Freund getrennt und bin mit meinem Sohn umgezogen. Seitdem geht es mir viel besser. Ich habe eine Erinnerungs Kiste gemacht. Auch wenn es einfach klingt, aber man sollte versuchen damit abzuschliessen. Denn jede Schwangerschaft ist anders und vielleicht geht es dir bei deinem nächsten Kind total gut !!! vielleicht wäre es für dich auch eine Option mit einer Psychologin dein Trauma anzugehen. Manchmal kann das Wunder wirken. Alles gute wünsche ich dir, es tut mir sehr leid, das deine Schwangerschaft auch so schlimm war wie meine :(

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