Cortison / Methylprednisolon / Immuntoleranz / Autoimmunität

mara @, Freitag, 11. November 2016, 09:42 (vor 2715 Tagen)

Hallo,

Natalie hat vor kurzem einen interessanten Thread gestartet und das Thema HG und Autoimmunerkrankung "aufgeworfen".
http://www.hyperemesis.de/forum/index.php?id=27863

Nachdem, was ich so nachgelesen habe denke ich, dass man hier vielleicht wirklich mal eine Ursache, und nicht nur Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Magensäure) behandeln könnte.

Zu der Verknüpfung von Autoimmun-Erkrankungen und HG gibt es in englischen Foren immer wieder Beiträge (habe was in Natalies Thread verlinkt).
Außerdem gibt es Studien zu Cortisongaben an Hyperemesis - Schwangere.
Im Prinzip immer erst ab der 10 SSW, Embryotox empfiehlt von der 8-10 SSW höchstens 10mg pro Tag, sagt aber auch, dass fast kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen besteht.
Methylprednisolon (es gibt ja verschiedene Steroidhormone die als "Cortison" zusammengefasst werden) ist wohl am wirksamsten.
http://www.embryotox.de/methylprednisolon.html

Das ist also erstmal das Wichtigste.
Es würde mich sehr freuen, wenn sich Frauen melden, die Cortison eingenommen haben und berichten, wie es gewirkt hat/ wirkt.

Weil mich ja immer interessiert wieso-weshalb-warum (und ob das bei mir wirken könnte - schließlich habe ich schon viel durchprobiert) habe ich ein bißchen zu Immuntoleranz und Autoimmunität nachgelesen. Es scheint ja keine Grundbedingung zu sein, dass man schon eine Auto-Immun-Erkrankung hat, aber das Immunsystem spielt eine Rolle.

Nachdem, was ich bisher dazu gelesen habe, reagiert das Immunsystem einer HG-Schwangeren wohl "über". In der Schwangerschaft gibt es verschiedene Anpassungen, die eine Abstoßung des Fetus verhindern. Das ist richtig und gut so. Bei der HG-Schwangeren ist der Körper aber etwas übereifrig.

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mara @, Freitag, 11. November 2016, 09:51 (vor 2715 Tagen) @ mara

Ich tippe jetzt mal zwei Passagen zur Immuntoleranz bei Schwangeren ab.

Quelle: Alfred Rockenschaub, "Gebären ohne Aberglauben - Fibel und Plädoyer für die Hebammenkunst", 3., verb. Auflage, 2005, Facultas

S. 172, 8.5.2.5

"Immuntoleranz und Autoimmunität

Das Immunsystem vermag zur Vernichtung infektiöser Organismen höchst effektive Waffen einzusetzen, ohne dabei Körpereigenes Zellgewebe zu verletzen. Diese Selbst-Toleranz wird sichergestellt, indem die B-Lymphozyten, die einen Bruch dieser Immuntoleranz bewirken könnten, beizeiten ausgeschaltet werden. - Zeigt sich das Immunsystem gegen infektiöse Organismen und Infekte als zu tolerant, also zu schwach, spricht man von angeborener oder erworbener (ADIS) Immunschwäche.
Manchmal richtet sich die Immunabwehr gegen den eigenen Organismus. So kann es bei zu heftiger Immunabwehr oder hartnäckigen antigenen Reizungen zu Gewebezerstörungen oder Überemfindlichkeitsreaktionen kommen; die Allerie äußert sich je nachdem in Form akuter Anfälle (Pollen, Arzneien) oder chronischer Erkrankungen (Nierenentzündungen, Tuberkulose). - Oder es kann zu einem Bruch der Toleranz gegenüber körpereigenen Geweben und damit zu diversen Autoimmunerkrankungen (chronisch aktive Leberentzündung, Gelenksrheumatismus) kommen."

Ok - das erstmal zur Erklärung, was "normalerweise" eine Autoimmunerkankung beinhaltet (vielleicht hole ich jetzt auch etwas lange aus).

Ich hänge dann noch ein paar Absätze an über die Immunabwehr in der Schwangerschaft - ich glaube, da hakt es bei uns.

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mara @, Freitag, 11. November 2016, 10:01 (vor 2715 Tagen) @ mara

S. 173, 4. Absatz

"Ein weiterer Faktor, der den Fetus vor den Attacken der mütterlichen Immunabwehr abschirmen hilft, ist im Hormonhaushalt der Schwangeren zu sehen. Sämtliche Steroidhormone mäßigen die Immunabwehr. Ihre Blutspiegel sind in der Schwangerschaft wesentlich erhöht und fallen kurz vor der Geburt zum Teil beträchtlich ab, ein Beitrag zum Bruch der Immuntoleranz. Nun sind die Blutspiegel diverser Eiweißhormone, welche die Immunabwehr verstärken, zwar auch vielfach erhöht, deren Rezeptoren jedoch nur vermindert ansprechbar, sodass sich am Ort der Wirkung eine Abschwächung ergibt.
Eines der Eiweißhormone fördert die Milchbildung in den Brustdrüsen und heißt deshalb Prolaktin. Prolaktin hat aber noch viele andere Wirkungen, weshalb sich Rezeptoren für Prolaktin auch auf anderen Zellen finden, so auch auf den T-Lymphozyten.
Cyklosporin A, eine aus Pilzsporen gewonnene Substanz, wird in der Organtransplantation eingesetzt, um die Abstoßung transplantierter Organe hintanzuhalten. Cyklosporin A ruft nun insofern eine Immunsuppression hervor, als sie die Prolaktinrezeptoren der T-Lymphozyten besetzt und deren Wirkung so modifiziert, dass die Immunabwehr gegen das Transplantat nicht in Gang kommt. Die Hemmung kommt also zustande, weil Cyklosporin A den Kontant zwischen Prolaktin und seinen Rezeptoren entscheidend beeinträchtigt. Während der Schwangerschaft wird die Milchbildung hintangehalten, weil das Prolaktin an den milchbildenden Zellen der
(S. 174)
Brustdrüsen erst zur Wirkung kommt, wenn diverse Hemmfaktoren an den Prolaktinrezeptoren der Brustdrüsen mit dem Abgang der Plazenta wegfallen. Was diese Hemmfaktoren sonstwo, etwa an den T-Lymphozyten machen, wissen wir nicht. Wirken sie etwa wie Cyklosporin A?"


puh ... es kommt noch ein Abschnitt zum HCG-Hormon. Sowohl HCG wird ja bei HG-Schwangeren vermehrt gebildet als auch Prolaktin und Cortison-Blutspiegel unterscheiden sich von normalen Schwangeren.
Wie genau + Verweis auf Studien kommt noch.

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mara @, Freitag, 11. November 2016, 14:00 (vor 2715 Tagen) @ mara

S. 174, 2. Absatz

"Vom hormonalen Aspekt ist weiters interessant, dass MHC-1 Bestandteil des Rezeptors mancher Eiweißhormone ist, zum Beispiel des Insulins. Insulin und andere Eiweißhormone werden in der Schwangerschaft auf der einen Seite in stark erhöhtem Maß gebildet, kommen aber auf der anderen Seite an ihren Rezeptoren nur in einer abgeschwächten Form zur Wirkung. Konkurrieren T-Lymphozyten und Hormone um den MHC-I? Helfen sie so die Immuntoleranz im Gleichgewicht zu halten?
Im ersten Schwangerschaftsdrittel wird der mütterliche Organismus von dem als Schwangerschaftshormon bekannten, vom Chorionepithel der Plazenta produzierten und als humanes Chorion-Gonadotropin (hCG) bezeichneten Eiweißhormon geradezu überschwemmt. Die Natur dürfte nun dieses Hormon kaum nur deswegen so verschwenderisch produzieren, damit die Hebammen und Ärtze mit der Schwangerschaftsdiagnose keine Schwierigkeiten haben, oder um die Funktion der Gelbkörperdrüse in Gang zu halten - schafft sie dies doch außerhalb der Schwangerschaft bekanntlich mit einem Bruchteil der hormonalen Dosis. Verständlicher erscheint die hCG-Massenproduktion als einer der Regulationsfaktoren der Immuntoleranz des mütterlichen Organismus, nämlich gegenüber den Zellen des Grenzgewebes (chorionepithel) des fetalen Implantats."

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mara @, Freitag, 11. November 2016, 15:35 (vor 2715 Tagen) @ mara

Ok - ich habe deshalb so lange Ausgeholt und die Überlegungen von Rockenschaub abgeschrieben weil ich hoffe, dass jemand da mit mir "durchsteigen" möchte.
Es ist zwar nicht im streng wissenschaftlichen Chargon geschrieben, aber für mich als nicht-Mediziner trotzdem schwer zu verstehen.

Also :
1. In normalen Schwangerschaften sind Steroidhormone erhöht und mäßigen damit die Abwehrreaktion - sprich der Fetus wird nicht als fremd erkannt und abgestoßen.
Wie ist es jetzt bei HG-Schwangeren?

2. Prolaktin "mischt" da auch mit, der Prolaktinwert ist bei HG-Schwangeren gegenüber "normal"-Schwangeren niedriger, als normal: http://journals.lww.com/greenjournal/Fulltext/2003/04000/Nausea_and_Vomiting_in_Pregnan...
CONCLUSION: Our results point to lower levels of prolactin and, perhaps, higher levels of estradiol as contributing to or correlating with the occurrence of nausea with or without vomiting at any time during the pregnancy until the 27th gestational week. We found no evidence that estriol, progesterone, or sex hormone–binding globulin is associated with this condition.
Interessant ist, dass !häufiges! stillen die schwere von HG bei manchen Frauen (stark) abmildert. (Da ich meine kleine Große noch stille, finde ich das natürlich sehr interessant.


3. Der hCG-Spiegel ist bei Hyperemesispatienten meist höher.
Vielleicht hat jemand Lust, sich hier durchzubeißen: http://www.nvp-volumes.org/p1_3.htm
Oder ich machen es irgendwann, wenn ich Zeit habe

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mara @, Mittwoch, 19. April 2017, 17:48 (vor 2556 Tagen) @ mara

Das Thema mit Cortisol und Nebenniere lässt mich nicht los.
Dadurch bin ich auch darüber gestolpert, daß eine Nebennierenschwäche auch mit Akne zu tun haben könnte (da geht es auch wieder um den Steroidstoffwechsel (also auch wieder das Cortison ...).
Ist jetzt an sich erstmal uninteressant für HG-Schwangere.
Helfen soll massiv überdosiertes Vitamin B5 (Pantothensäure) ... bis zu 10 g (statt der als täglich angesehenen nötigen Dosis von 5-7 mg).

Na gut - ist wasserlöslich und bevor ich wieder die Pille nehme, werde ich das ausprobieren.
Ob ich das in einer Schwangerschaft machen würde ... keine Ahnung.

Schon wieder lande ich beim erniedrigten Cortison-Spiegel von HG-Schwangeren.
Wen es interessiert:
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2004-829437
(auf das kleine Blatt/Lupe klicken, damit man etwas mehr lesen kann).

Massiv überdosiertes B5 soll also bei Nebennierenschwäche / Insuffizienz helfen, indem der Körper dadurch ausreichend Steroidhormone für die unterschiedlichsten Aufgaben bilden kann (auch eben Cortisol), was aus Auswirkungen aus die Talkproduktion hat - das nur am Rande.
Vielleicht auch ein Ansatz für HG-Schwangere? Vitamin B5 ist wasserlöslich und eine Überdosierung angeblich nicht möglich.
Normalerweise kann man eigentlich gar nicht unterversorgt sein mit Vitamin B5 - aber HG-Schwangerschaften sind ja nun auch nicht normal.
Evtl. sind eine gestörte Darmflora, genetische Ursachen oder Aufnahmestörungen an einem Vit. B5 Mangel schuld und der Körper kann nicht ausreichend Steroidhormone bilden (bzw. muss sich entscheiden, welche er dann bildet).
Ob es evtl. dadurch auch zu den fehlerhaft gebildetem beta-HCG kommt, was bei HG-Schwangeren nachweisbar ist? Vielleicht doch keine rein genetische (und unabänderliche???) Sache???

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Blauerhimmel, Mittwoch, 19. April 2017, 20:50 (vor 2556 Tagen) @ mara

Liebe Mara!

Hui...wirklich spannend das Ganze!

Mit fehlerhaftem Beta-hCG meinst Du zu hoch dosiert?

Ich hatte einen hohen Wert, Magen-Darm-Tätigkeit verschlimmerte alles, Kieselsäure-Gel half, B-Vitamine zumindest als Sammelsurium wollte mein Körper aber nicht bei sich behalten. Da hatte ich direkt Ekel vor.
Häufige unterzuckerungsartige Beschwerden kann ich bestätigen.

Liebe Grüße!

Blauerhimmel

Cortison / Methylprednisolon / Immuntoleranz / Autoimmunität

mara @, Freitag, 21. April 2017, 22:03 (vor 2554 Tagen) @ Blauerhimmel

B-Vitamine als Komplex (also alle B-Vitamine zusammen) helfen zumindest den Akne-Patienten auch nicht. Außerdem braucht es eben diese Hohe (Über) Dosierung.
Normal wird eben so 5-7mg für Erwachsene empfohlen ... und da wird dann mit 10 GRAMM dosiert!
Das soll dann eben so in den Cortison/Steroidhaushalt eingreifen, daß nicht mehr übermäßig viel Talg produziert wird.
Das mit dem Beta-HCG meinte ich als "Verweis" auf meine früheren Posts bzw. die Links/Studien, die herausgefunden haben (wollen), daß bei HG-Frauen das beta-HCG nicht korrekt gebildet wird (es fehlt eine Kette). Deshalb bindet es leichter/mehr an diverse Rezeptoren (und besetzt diese dann natürlich), als es das "normale" HCG tun würde.
Es ist um den Faktor 10 bindungsfreudiger am ... hm ... Prolaktinrezeptor z.B..
Müsste ich jetzt auch wieder nachlesen.
Ich frage mich eben, wenn es durch einen relativen Mangel an Vitamin B5 hat(einen echten Mangel kann man wohl gar nicht haben), es dadurch vielleicht zu einer eingeschränkten Bildung von Steroidhormonen (u.a. Cortison) kommt bzw. das HCG nicht korrekt gebildet wird. Wobei ja gerade HG-Schwanger i.d.R. höhere HCG-Spiegel haben (aber eben kaum das normalkettige hCG).

Bloß - was macht man da jetzt draus? Von Anfang an hohe Dosen Vitamin B5 nehmen? Oder statt einer Kortisontherapie (ab der 11. SSW) probieren? Weil - schlimmer kann es ja auch nicht sein?

Ich nehme es zumindest jetzt (bin ja nicht schwanger) mal für meine Haut und schaue, was es da bringt. Und werde weiter dazu recherchieren ...

Cortison / Methylprednisolon

mara @, Dienstag, 15. November 2016, 19:39 (vor 2711 Tagen) @ mara

So - ich habe mich durch den oben schon genannten Link gekämpft. (http://www.nvp-volumes.org/p1_3.htm)
Ich finde ihn wirklich sehr, sehr interessant - zumindest habe ich mal das Gefühl, dass ich einen Hauch der Problematik verstehe.

Es wird beleuchtet, das HG-Schwangere ja (? fast immer? ) einen höheren hCG-Spiegel als normale Schwangere aufweißen, aber nicht zwangsläufig jede Frau mit einem sehr hohen hCG-Spiegel auch Hyperemesis entwickelt.
Eine hohe hCG-Konzentration korreliert zeitweise mit einer stärkeren Schilddrüsen-Stimulation (und höheren TSH-Werten).
Die Schwere der Übelkeit/Übergebens korreliert eng mit der Ausprägung der biochemischen Schilddrüsenüberfunktion (also je mehr hCG desto mehr kann man auch feststellen, dass die Schilddrüse vermehrt z.B. TSH produziert, aber natürlich auch alle anderen Schilddrüsenhormone).
(Das finde ich als Jemand mit einer leichten Schilddrüsenunterfunktion natürlich doppelt interessant)
In der Studie waren höhere hCG-Konzentrationen im Blut von HG-Schwangeren meßbar, aber es gab mir eine geringe Korrelation zwischen der hCG, freiem T4 (eine Schilddrüsenhormon) und TSH (auch ein SD-Hormon); Es gab aber einen starken Zusammenhang zwischen der stärke der Übelkeit und der Schilddrüsenüberfunktion - dieser Zusammenhang war auch schon in anderen Studien gefunden worden.
(Anmerkung: eine gewisse SD-überfunktion ist sozusagen "normal" in der Schwangerschaft, wenn es aber über das normale Hinausgeht muss es dringend überwacht werden, da das Kind Schaden nehmen kann. Wenn SD-kranke Frauen schwanger werden, müssen ihre Werte genauestens überwacht werden - das ist ja meist schon vorher bekannt. Ich frage mich, ob man bei HG-Schwangeren nicht auch standardmäßig die SD-Werte bestimmen sollte, und zwar auch schon in der Frühschwangerschaft)
Zitat: This strongly suggests that whatever the cause of the thyroid stimulation in pregnancy, it is very closely linked to the cause of hyperemesis. It would not appear to be the hyperthyroidism per se however, since hyperthyroidism itself rarely causes nausea and vomiting.
Das weißt stark darauf hin, daß - was immer auch der Grund der Schilddrüsenstimulation in der Schwangerschaft ist, dies auch sehr eng mit dem Grund der Hyperemesis verknüpft ist. Es scheit jedoch nicht die Schilddrüsenüberfunktion an sich zu sein, denn eine Schilddrüsenüberfunktionfür sich genommen löst fast nie Übelkeit und Erbrechen aus.

Wenn hCG also das schilddrüsenstimmulierende Hormon in der Schwangerschaft ist, wie kann es dann sein, dass es nur so eine schwache Verbindung zwischen hCG-Konzentration und Schilddrüsenüberfunktion gibt?

Diese Fragestellung haben die Autoren näher beleuchtet und kommen durch Versuche zu dem Ergebnis, daß normalerweise hCG- so aufgebaut ist, dass es sich von anderen glycoprotein-Hormonen wie Lutein, TSH und FSH durch einen Aminosäure"schwanz" (dem ß-carboxyterminal portion (ß-CTP)) unterscheidet.
Lutein stimmuliert den TSH-Rezeptor z.B. 10 mal "besser", als das "normale" hCG.
Wenn dem hCG allerdings das ß-CTP fehlt, dann ist es genauso potent darin, den TSH-Rezeptor zu stimmulieren (und HG-Schwangere haben ja vieeeel hCG im Blut). Auf der anderen Seite können solche hCG-Moleküle (ohne diesen Aminosäureschwanz) die Sialinsäurehälften nicht so schnell binden (keinen Schimmer, was das für Konsequenzen hat. Aber: dieses veränderte hCG kann manches eben viiiiel besser und schneller, dafür anderes wieder nicht).

So - und HG-Schwangere haben eben überwiegend dieses "andere", unvollständige hCG. Weil bei der normalen Bestimmung des hCG-Spiegels eben nicht geschaut wird, aus welche Fraktionen dieses besteht, sagt die Höhe des hCG-Spiegels im Blut auch nicht aus, ob jemand HG hat oder nicht. Anders sieht es aber aus, wenn man die Struktur des hCG analysiert.
Dieser andere Aufbau ist (vermutlich) angeboren und vermutlich auch noch dominant vererbbar.

Cortison / Methylprednisolon

mara @, Dienstag, 15. November 2016, 19:41 (vor 2711 Tagen) @ mara

Zum Schluß zitiere ich noch zwei kurze Absätze: The effect of hCG on steroid hormone synthesis is well-known, as is the fact that steroid hormones modulate the response to nausea. It is likely that the hyperthyroidism seen with hyperemesis is only a marker for increased hCG interaction with related glycoprotein hormone receptors with the most significant interaction occurring within the ovary and affecting steroid metabolism.

Along these lines, increased levels of oestradiol have been found by some investigators including our own group, but not by all. It is possible that oestradiol or testosterone, or the rate of change in these two hormones, is responsible for the nausea and vomiting of pregnancy and some of the related mood changes that have been described. More work is needed in this area.

Die Auswirkungen von hCG auf die Steroid-Hormon-Synthese (Anmerk.: Geschlechtshormone) ist bekannt genau wie die Tatsache, dass Steroid Hormone die Antwort auf Übelkeit regulieren. Es ist wahrscheinlich, dass die Schilddrüsenüberfunktion, die zusammen mit Hyperemesis gesehen wird, nur ein Marker für die angestiegene hCG Interaktion mit ähnlichen Glycoprotein Hormon-Rezeptoren ist, die wichtigste davon die Wechselwirkung zwischen Eierstöcken und betreffenden Steroid-Stoffwechsel.
In diese Richtung geht auch, dass von einigen Forschern und auch unserer eigenen Gruppe, rhöhte Oestradiol-Spiegel festgestellt wurden - allerdings nicht von allen Forschern.
Es ist möglich/wahrscheinlich, dass Oestradiol oder Testosteron, oder die Veränderungsrate zwischen diesen beiden Hormonen, verantwortlich ist für die Übelkeit und Übergeben während der Schwangerschaft und einige der dazugehörigen Stimmungsscchwankungen, die beschrieben wurden. In diesem Bereich muß mehr geforscht werden.

Also es scheint mir schon logisch, dass die Gabe von Steroidhormonen (Methylprednisolon soll hier ja das Mittel der Wahl sein), hilfreich sein könnte. Ich würde zwar noch gerne verstehen, wie genau die Steroid-Hormone die Übelkeit regulieren - aber gut (vielleicht finde ich dazu ja nochwas).

Wie schon in einem Post weiter oben beschrieben, scheint es durch einen hohen hCG-Spiegel ja auch zu einer übermäßigen Suppresion des Immunsystems zu kommen. Ob die ohne ß-CTP-Gruppe gebildeten hCG-Hormone da auch anders wirken, als die normalen?
Und wie ist es jetzt, wenn man einen höheren Prolaktinspiegel hat - wenn man noch sehr viel stillt?
Falls dazu jemand was findet oder sagen will - haltet Euch bloß nicht zurück :-D :-P

So - und jetzt bin ich auch fertig. Wenn ich noch mehr recherchiere, werde ich (ohne Medizinstudium) auch nicht schlauer.
Immerhin - Cortison also als weiter Alternative bei einer Schwangerschaft.

Cortison / Methylprednisolon

Blauerhimmel, Mittwoch, 16. November 2016, 00:52 (vor 2711 Tagen) @ mara

Liebe Mara!

Danke, dass Du/ihr da so kräftig nachforscht!
Klingt alles wirklich sehr interessant!

Liebe Grüße

Blauerhimmel

Cortison / Methylprednisolon

mara @, Mittwoch, 16. November 2016, 11:04 (vor 2710 Tagen) @ Blauerhimmel
bearbeitet von mara, Mittwoch, 16. November 2016, 11:08

Location of the corpus luteum may also serve as risk factor for NVP. Ultrasound studies have shown that pregnant women experience more nausea and vomiting when the corpus luteum is present in the right ovary [20].

Gefunden :https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3676933/

Nur so am Rande, fand ich interessant. Wenn ich jetzt noch wüsste, auf welcher Seite die Eizellen jeweils gesprungen sind...

Cortison / Methylprednisolon

melly210, Dienstag, 13. Dezember 2016, 13:53 (vor 2683 Tagen) @ mara

Hallo Mara ! Ich finde es ganz toll, daß du dich da als Laie so reintigerst, respekt !!

Ich bin Molekularbiologin und habe nach einer grauenvollen HG-Schwangerschaft im Februar 2015 einen gesunden kleinen Sohn geboren :love:

Zu dem Link zwischen HG und Immuntoleranz/Autoimmunerkrankungen: ja, der ist ganz sicher da. Es ist so, daß HG aus verschiedenen Ursachen auftreten kann. Helicobacter ist ja bekannt, und bestehende Schilddrüsenprobleme auch. Ich denke aber das wird geringe Prozentsätze der betroffenen Frauen betreffen. Die weitaus meisten haben weder gröbere Schilddrüsen-Probleme, noch eine Helicobacter-Infektion. Beim überwiegenden Teil wird es wohl wirklich auf eines von zwei Dingen hinauslaufen: entweder eine Mutation des HcGs oder eines anderen wichtigen Hormons, oder sonst eine gestörte Regulation zwischen diesen Hormonen.

HCG selber ist nicht der Grund für die Schilddrüsenüberstimulation in der Schwangerschaft - wenigstens nicht direkt. Das Problem ist, daß diese ganzen Mechanismen noch nicht aufgeklärt sind. Es ist nicht bekannt, wie genau die Überstimulation zustande kommt (die aber wohl eher nur eine weiteres Sympom der Vorgänge sind, so wie die Übelkeit, und nicht deren Ursache, steht auch so in dem Artikel), in welcher Weise genau HCG und andere Hormone mit der Schilddrüse und miteinander interagieren. Damit man wirklich weiß wie man da therapieren soll, müsste man wohl erst verstehen, wie dieses Netzwerk funktioniert...bis dahin bliebe wohl nur auf Verdacht Kortison zu versuchen....

Cortison / Methylprednisolon

mara @, Mittwoch, 14. Dezember 2016, 10:01 (vor 2682 Tagen) @ melly210

Ja - so ist es wohl leider. Man sollte in der Schwangerschaft ja sowieso mal die SD-Werte kontrollieren lassen (und dass mehr SD-Hormone produziert werden, ist ja normal in der Schwangerschaft) - aber das ist natürlich nicht der Auslöser.

Wie Du sagst - nach der Recherche von X Studien und Zusammenfassungen denke ich auch, es ist wohl hauptsächlich ein genetisch bedingter "anderer" Aufbau des hCG-Hormons bzw. dass dieses evtl. an Hormonrezeptoren binden kann (oder leichter/stärker binden kann und dadurch dann zur Ausschüttung wieder anderer Botenstoffe führt), als dies normales hCG könnte.

Ich versuche nun einfach, die evtl. noch verschärfenden Faktoren wie "belastete Leber" (wichtig für Glukosestoffwechsel und auch Hormonabbau) und Darmflora (die soll ja "inzwischen" für so ziemlich alles verantwortlich sein ... auf jeden Fall auch fürs Immunsystem) zu entlasten.
Einen Test auf Helicobacter pylori habe ich gestern abgegeben.
Nur ob ich prophylaktisch auch eine AB-Behandlung durchziehen würde, weiß ich noch nicht. Ich stille noch ...

Dann hoffe ich auch irgendwie noch, dass der veränderte Hormonhaushalt in der Stillzeit sich positiv auswirkt. Nur trinkt die kleine Große immer weniger und ich bin ja noch nicht schwanger ...

Am Freitag habe ich einen Termin bei der Heilpraktikerin, die sich auch den Hormonhaushalt anschauen will. Da glaube ich ja eigentlich so gar nicht dran - aber mei - schaden wirds nix.

Wäre ich schwanger mit HG und nach der 10. Woche - ich denke, ich würde Kortison ausprobieren. Schließlich sind Zofran und Co. auch keine Gummibärchen, die habe ich in der letzten SS auch ausprobiert (nur hat es nix gebracht und ich habe es nach 3 Tagen wieder gelassen).

Cortison / Methylprednisolon

melly210, Freitag, 16. Dezember 2016, 18:06 (vor 2680 Tagen) @ mara

Ich muss sagen, ich hätte bei Cortison schon erheblich mehr Bauchweh als bei Zofran, Agyrax und Co. Weil: glücklicherweise machen die ganzen Antiemetika (dh Medikamente die primär gegen die Übelkeit verschrieben werden) den Kindern nichts. Sowohl für Zofran als auch Paspertin und die ganzen Antihistaminika gibt es da schon genügend Studien und Fallberichte dazu um das mit ziemlicher Sicherheit sagen zu können. Davon kann man also ohne sich Gedanken machen zu müssen ob das dem Kind schadet so viel nehmen wie man eben benötigt .

Bei Cortison (bzw der "Medikamentenform" davon, Prednisolon) ist das aber nicht so. Und es ist auch nicht so, daß das nach der 10. Woche sicher ist. Besonders eine länger andauernd Therapie, wie man sie aber bei Hyperemesis wohl brauchen würde, scheint schon problematisch für die Kinder zu sein und kann zu Schäden führen.

Aus der Embryotox-Datenbank rauskopiert: "2.-3. Trimenon / Perinatal: In Abhängigkeit von Therapiedauer, Dosis und Indikation kann es bei Behandlung mit Prednisolon zur intrauterinen Wachstumsretardierung (IUGR), zur Frühgeburt sowie zur vorübergehenden Hypoglykämie, Hypotonie und Elektrolytstörungen beim Neugeborenen kommen. IUGR und geringes Geburtsgewicht können in einigen Fällen jedoch auch Folge der zugrunde liegenden mütterlichen Erkrankung sein. Eine neonatale NNR-Insuffizienz kann selten nach Dauertherapie im letzten Trimenon auftreten."

Cortison / Methylprednisolon

Dani, Samstag, 17. Dezember 2016, 18:21 (vor 2679 Tagen) @ melly210

Liebe Mitbetroffene,
ich bin nach dem 3. IVF Versuch mit Zwillingen schwanger und habe bereits während der Stimulation und auch im 1. Trimester Aprednisolon bekommen, da ich in der 1. Stimulation eine Autoimmunreaktion hatte. Von einem positiven Effekt von Cortison gegen HG kann ich leider nicht berichten. Mich hat die HG Mitte der 7. SSW erwischt und hat mich seither - bin jetzt in der 14. SSW - mehr oder weniger fest im Griff. Seit meinem 2. KH Aufenthalt nehme ich Zofran und kann damit glücklicherweise annähernd normal essen und trinken.
Alles Liebe aus Wien & starke Nerven für alle!

Cortison / Methylprednisolon

mara @, Montag, 19. Dezember 2016, 12:50 (vor 2677 Tagen) @ Dani

Das tut mir sehr leid (aber auch: Herzlichen Glückwunsch zu der Zwillingsschwangerschaft).

Prednisolon (zu Aprednisolon habe ich nichts gefunden) und Methylprednisolon sind etwas unterschiedlich in der Zusammensetzung des Glukokortikoides. ( http://dgrh.de/?id=1971)

Wenn der Unterschied zwischen ß-hCG und normalen hCG schon so groß ist, dann würde ich auch erwarten, dass nicht alles Glukokortikoide gleich wirken.

Ich will damit eigentlich sagen: vielleicht willst Du doch noch mal speziell das Methylprednisolon in der für Hyperemesis empfohlenen Dosierung probieren. Wer weiß - vielleicht hilft es ja noch besser als Zofran. Und Zofran ist ja auch nicht gerade ein Gummibärchen (habe ich in der 2. SS auch probiert, bei mir leider ohne Wirkung).

Cortison / Methylprednisolon

Dani, Sonntag, 25. Dezember 2016, 16:37 (vor 2671 Tagen) @ mara

Liebe Mara,

Danke für deine Nachricht! Ich werde mal meinen Arzt beim nächsten Termin ausfragen, falls ich bis dahin nicht "über den Berg bin". Seit einigen Tagen gibt's eine durchaus positive Entwicklung. Ich brauxhe Zofran nur noch jeden 2. Tag und auch nur in der niedrigsten Dosierung von 4 mg, übel ist mir dann gar nicht mehr :) Meine Schilddrüsenwerte, die im 1. Trimester in die Überfunktion gekippt sind, sind auch wieder normal, deshalb leide ich wohl auxh nicht mehr unter diesem extremen Hungergefühl, wie in den letzten Wochen und kann wieder durchschlafen ohne zu essen. Ich bin mal vorsichtig optimistisch.

Liebe Grüße und mit ein bisschen Verspätung Frohe Weihnachten!

Cortison / Methylprednisolon

mara @, Sonntag, 25. Dezember 2016, 20:39 (vor 2671 Tagen) @ Dani

Das klingt super! Vielleicht ist bei Dir der Spuk ja auch echt bald vorbei. Es gibt durchaus HG-Frauen, bei denen es "schon" nach der 16. SSW vorbei ist (bei meinem Sohn war es die 18. SSW).
Und selbst, wenn Dir nochmal kurzeitig übel werden sollte - keine Panik. Auch daß gibt es - nochmal kurz übel und dann entgültig vorbei.
Alles Gute für Dich und das Baby!

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