Mein Leben entgleitet mir

Ginie @, Bielefeld, Dienstag, 20. November 2018, 13:50 (vor 1976 Tagen)

Hallo ihr Lieben!

Ich bin so dämlich gewesen nach sieben Jahren zu glauben, dass man nach einer HG Schwangerschaft auch eine normale erleben darf. Mein Leben liegt seit 2 Wochen brach. Meine kleine Tochter, die sechs Jahre alt ist, leidet extrem.
Ich habe mir vor der SS einen Schlachtplan erstellt. Wenn es so käme, wollte ich zwei Medikamente testen und wenn die nicht helfen muss ich mich für mich entscheiden. Ich bin in der ersten SS fast an der HG gestorben.
Nun werde ich Vomex (eigentlich lache ich schon darüber, weil das bekanntlich ja nicht hilft) testen und ein weiteres Medikament aus dem Ausland. Danach gibt es in meinem Kopf nur noch einen Ausweg.
Für diese Gedanken werde ich natürlich von allen Seiten verurteilt und meine Mutter meint, ich würde mit der Entscheidung niemals leben können. Schön, wenn andere Menschen immer genau wissen, was für einen das Richtige ist. Ach ja, und Vomex in der Frühschwangerschaft hält sie auch für verrückt.

Ich wüsste zu gerne wie ich mit der Entscheidung leben kann und ob... Aber das werde ich wohl erst später erfahren.

Bin so am Ende und habe nur noch Angst, stoße alle von mir weg.... Ich schaffe es nicht....

Mein Leben entgleitet mir

Sonja2, Dienstag, 20. November 2018, 19:08 (vor 1976 Tagen) @ Ginie

Liebe Ginie,

das tut mir so leid für Dich. Nachdem ich selber zwei schwere HG-Schwangerschaften durchlebt habe erinnere ich mich an diese Verzweiflung, die Du gerade durchlebst. Ich erinnere mich daran, wie ich einfach nur froh war, wenn ich nicht reden musste, weil das Sprechen das Erbrechen auslösen konnte und nicht zu reden ist schlimm mit Kind, das einen braucht. Ich erinnere mich daran, wie verunsichert mein Kind war, wie erschrocken, mich so leiden zu sehen. Es ist eine fürchterliche Zeit, die Du gerade durchmachst.

Vomex hat mir ebenfalls nicht geholfen, das Medikament aus dem Ausland – ich gehe davon aus, dass Du den Wirkstoff Meclozin meinst, Handelsname z. B. Agyrax – hat mir allerdings auch nicht nennenswert geholfen. Das liegt daran, dass sowohl Vomex wie auch dieses Medikament aus dem Ausland (Agyrax/Meclozin) vergleichbare Wirkmechanismen aufweisen. Beide Medikamente gehören zu den Antihistaminika. (Link zu Meclozin bei Embryotox hier - Link zu Vomex bei Embryotox hier.)

Allerdings gibt es darüber hinaus noch einige weitere medikamentöse Möglichkeiten der Behandlung.

Mir selber hat Ondansetron (Handelsname Zofran) ermöglicht, mein zweites Kind zu bekommen. Ondansetron wirkt durch Blockierung eines sogenannten 5-HT3-Rezeptors. (Link zu Ondansetron bei Embryotox hier.) Ebenfalls mittels Blockierung des 5-HT3-Rezeptors wirkt auch Mirtazapin (Handelsname Remergil), ein Medikament, welches eigentlich zu den Antidepressiva gehört und welches bisweilen auch bei HG verordnet wird (die Verordnung gestaltet sich etwas einfacher). (Link zu Mirtazapin bei Embryotox hier)

Bei Embroyotox (unbedingt hier nachlesen: https://www.embryotox.de/erkrankungen/details/hyperemesis-gravidarumemesis-gravidarum/!!!) findest Du außerdem noch das Metoclopramid (MCP) gelistet – inzwischen allerdings mit dem Hinweis darauf, dass dieses Medikament weniger wirksam ist als das Ondansetron und das deckt sich auch mit dem, was ich hier über die letzten Jahre beobachtet habe. Außerdem darf MCP nur über einen sehr eng begrenzten Zeitraum verordnet werden, weil das Nebenwirkungs- und Risikoprofil für die Mutter nicht so günstig ist. (Link zu MCP bei Embryotox hier.)

Des Weiteren gibt es Promethazin, was gegen die Übelkeit und das Erbrechen wirksam ist. (Link zu Promethazin bei Embryotox hier.)

Und wenn das alles nicht hilft – als Reserve – gibt es die Möglichkeit mit Glukokortikoiden zu behandeln. Dazu gehört z. B. das Methylprednisolon. Und das scheint bei den sehr schweren Fällen gut zu helfen, erstaunlicherweise sogar dauerhaft. Damit meine ich Folgendes: bei Ondansetron zum Beispiel verhält es sich so, dass wird die Medikation so lange benötigt wird wie die HG andauert (und nicht selten geht das ja bis zur Geburt). Bei Frauen, die mit Glukokortikoiden behandelt werden bessert sich hingegen die HG nachhaltig und die Effekte bleiben auch dann erhalten, wenn die Medikation abgesetzt wurde. Ich weiß, dass diese Therapieoption vor allem in England Anwendung findet.

Deinen Wunsch nach einen Abbruch kann ich gut nachvollziehen. Du trägst Verantwortung für ein Kind, für Deine Familie, für Dein Leben, für Dich. Und genau deshalb ist es wichtig, dass Du gut behandelt wirst. Wenn Du Ärzte hast, die Dich unterstützen, die Dir Infusionen und Medikamente geben, dann lässt sich möglicherweise der Abbruch vermeiden, dann ist es möglich, dass Du in einem erträglichen körperlichen und psychischen Zustand die Schwangerschaft durchstehen kannst.

Auch eine schwere HG lässt sich behandeln! Wenn Du Dir dieses Kind gewünscht hast – und danach klingt es – dann nimm Dein Umfeld in die Verantwortung sich dafür einzusetzen, dass Du behandelt wirst. Ich für meinen Teil unterstütze Dich und Deinen Partner gerne mit meiner Erfahrung und auch andere Frauen hier sind möglicherweise für Dich/Euch da und werden sich vielleicht melden, auch wenn es hier gerade ruhiger geworden ist.

Alles Liebe, Sonja

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Mittwoch, 21. November 2018, 06:08 (vor 1975 Tagen) @ Sonja2

Liebe Sonja!

Danke für deine Hilfe. Mein Frauenarzt kennt sich leider so gar nicht mit Hyperemesis aus und macht mir ein schlechtes Gewissen bezüglich der Einnahme von Medikamenten in der Frühschwangerschaft. Agyrax soll ich jetzt ausprobieren.

Mein Hausarzt hat mir jetzt Hilfe zugesagt. Meine Mama besorgt mir Infusionen, die meine Freundin als Krankendchwester anlegen darf.
Bezüglich des Ondansetron meinte die Frauenärztin, dass dies zu wenig erforscht wäre.
Als ich sagte, dass ich SS womöglich abbrechen möchte, ist sie dies einfach übergangen. Und angeblich stünde mir keine Haushaltshilfe zu

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Mittwoch, 21. November 2018, 06:12 (vor 1975 Tagen) @ Ginie

Irgendwie fehlt die Hälfte.

Die erste SS ist wieder so präsent. Da stand mein Leben auf dem Spiel. Die Ärtze im Krankenhaus haben ich grob fahrlässig behandelt. Ich habe nur Kochsalz und Vomex bekommen. Keine Nährstoffe. Und mir wurde und unterstellt das Kind abzulehnen, sowie psychisch nicht ganz da zu sein.

Ich habe solche Angst es nicht zu schaffen...

Mein Leben entgleitet mir

Sonja2 @, Donnerstag, 22. November 2018, 08:28 (vor 1974 Tagen) @ Ginie

Liebe Genie,

es sind ja zwei Dinge, die Du gerade erlebst: zum einen die nun einsetzende HG – zum anderen die Erinnerung an die HG-Schwangerschaft vor sechs Jahre, die offensichtlich dramatisch war. Nach dem, was Du schreibst wurdest Du damals alleine gelassen und jetzt klingt das so, als würde sich das wiederholen können. Du hattest offensichtlich das große Pech im Krankenhaus an Ärzte und Schwestern geraten zu sein, die noch immer von dem überzeugt sind, was auch zum Teil noch immer gelehrt wird, nämlich dass die HG Ausdruck von psychischen Konflikten sei. Das ist Quatsch, das wissen wir alle, das ist auch empirisch widerlegt, aber das wird noch brauchen, dass sich das rumspricht. Im letzten Jahr sind die Ergebnisse eine Studie zu möglichen genetischen Ursachen der HG veröffentlicht worden, hier zeigte sich ein Genabschnitt, von dem bereits bekannt ist, dass er genau diese Phänomene erzeugen kann, die bei der HG das Leid ausmachen. Die Autorin der Studie hoffte inständig, dass damit diese sehr verletzenden Psychologisierungen ein Ende finden könnten – aber das braucht offensichtlich noch Zeit.

Das Problem aber ist, dass Du diese Zeit nicht hast. Du benötigst jetzt Versorgung. Was Du von Deiner Ärztin schreibst erzeugt bei mir nicht das Bild, dass sie Dich gut durch die nächsten Monate begleiten wird.

Was meinem Eindruck nach hilfreich sein könnte ist, dass Du dokumentiert hast, wie die letzte Schwangerschaft verlaufen ist. Wie hoch war der Gewichtsverlust? Wieviel Prozent Gewichtsverlust in Bezug auf das Ausgangsgewicht? Wie sah Deine Flüssigkeitsbilanz aus? Welcher Art waren die Komplikationen? Wie oft pro Tag, wie lange hast Du erbrochen? Wie oft pro Tag, wie lange war es Dir übel? Wie oft pro Tag, wie lange hast Du gewürgt? – Und wie ist es jetzt? Wenn es zu einer lebensbedrohlichen Komplikation kam, dann gilt es nun zu vermeiden, dass so etwas wieder passiert. Das verändert die Nutzen-Risiko-Abwägung. Deswegen sollte das dokumentiert sein. Wurdest Du von dieser Ärztin bereits in der letzten Schwangerschaft betreut?

Magendrücken habe ich mit der Infusionsvariante, von der Du schreibst. Bei HG kommt es häufig zu Elektrolytverschiebungen, manchmal sind diese gravierend. Deshalb müssen die Elektrolyte kontrolliert werden. Du musst das unbedingt in Absprache mit Deinen Ärzten machen!!! Und niemals Glukoseinfusion ohne Thiamin!!! Flüssigkeitszufuhr als Infusion war für mich eine der ganz elementaren Grundpfeiler meiner HG-Versorgungen. Ohne wäre bei mir nicht gegangen. Ich weiß darum, wie lebensnotwendig das ist. Aber ich würde das niemals ohne Arzt machen. Da geht es um Deine Sicherheit. Mir hat mein Internist die Infusionsflaschen auf Rezept verordnet, ich hatte sie auf Rezept aus der Apotheke bezogen, der Internist hatte die Elektrolytkontrollen durchgeführt. Besprich das mit Deinem Hausarzt bitte.

Ebenfalls mit Deinem Hausarzt kannst Du das Thema Haushaltshilfe besprechen. Du brauchst ja eine Perspektive für die kommenden Monate.

Heute habe ich mehr Möglichkeiten, mich auch im Laufe des Tages zu melden. Ansonsten habe ich oben den Briefumschlag angehängt und bin auch so erreichbar.

Du kannst es schaffen! Die Erinnerung ist schlimm und wird jetzt wieder präsent. Das geht so vielen Frauen hier so in der Folgeschwangerschaft. Aber wenn Ihr Euch das Kind gewünscht habt, dann gib noch nicht auf. Kämpft dafür!

Alles Liebe, Sonja

Mein Leben entgleitet mir

marla, Donnerstag, 22. November 2018, 15:00 (vor 1974 Tagen) @ Sonja2

Ginie...ich habe eben deine geschichte gelesen und musste sofort weinen. mein jüngster ist 1 jahr alt und auf einmal war alles, was du schreibst wieder so präsent...
die 2 scheangerschaft war viel schlimmer als die erste. die hölle. dort bist du jetzt. und es tut mir so unendlich leid.
ich habe diese hölle überlebt. geh in ein anderes krankenhaus, lass dir starke medikamente geben. ohne schlechtes gewissen.
lass nichts unversucht.
ich wollte 1000 mal das kind abtreiben, aber ich konnte es nicht über herz bringen. habe mir die bilder von abgetriebenen kindern angeschaut... das ist so schlimm.
bitte, kämpfe.

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Donnerstag, 22. November 2018, 16:49 (vor 1974 Tagen) @ marla

Hallo Maria!

Warum nur müssen und mussten so viele Frauen durch dich Hölle gehen?
Ich dachte immer man wäre kn Deutschland medizinisch so weit. Mittlerweile habe ich so fürchterliche Dinge erlebt, auch außerhalb der Schwangerschaft, dass ich nur noch den Kopf schütteln kann.
In Österreich habe ich der ersten Schwangerschaft eine ganz andere Behandlung erfahren und wurde ernst genommen. Leider, war da nur eine Woche im Urlaub.

Ich finde es so tapfer von Dir, dass du auch zweite Schwangerschaft durchgezogen hast. Da kannst echt stolz drauf sein.

Ich fühle mich im Moment wie ein Feigling. Verdränge ich das ich schwanger bin? Ich realisiere das gar nicht.

War das bei dir auch so?

Ich versuche zu kämpfen, mit allen Mitteln, aber es gibt immer wieder diese grauenhaften Momente in denen ich denke: „ Nein, lass es. Drei Stunden später fühlst du dich wieder ganz normal und kannst weiter leben als wäre nie etwas gewesen.“
Mir ist zwar irgendwie auch klar, dass das wohl nicht so ist und die Bilder der so genannten Sternenkinder helfen wirklich das Ganze zu überstehen.

Ich kann aber jede Frau verstehen, die diese Tortour nicht durchsteht.

Liebe Grüße
Ginie

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Donnerstag, 22. November 2018, 16:39 (vor 1974 Tagen) @ Sonja2

Liebe Sonja!

Ja irgendwie hat sich in den sieben Jahren zwischen den zwei Schwangerschaften erstaunlich wenig getan.

Danke für den Tipp mit der Glukose.
Zunächst bekomme ich Kochsalzlösungen.

Und habe zum Glück in meinem Hausarzt einen Menschen gefunden, der gewillt ist mir richtig zu helfen.

Dank deiner Kenntnisse und Erfahrungen kann ich ihn jetzt wohl auch richtig anleiten.

Jetzt gerade sehe ich wieder etwas klarer und hoffe, dass vielleicht doch das Agyrax ankommt und hilft.

Ich bin allerdings völlig schockiert über mich selbst, denn ich nehme mich nicht als Schwangere wahr, sondern als Kranke.
Bin nur damit beschäftigt die Tage rum zukriegen.
Das wollte ich doch nicht. Ich habe so schreckliche Angst davor keine Beziehung zu meinem Kind aufzubauen. So war es leider in meiner ersten Schwangerschaft. Als mir am ersten Morgen nach der Geburt meine kleine Malin gebracht wurde dachte ich nur: „Nein, nehmt es weg, ich komme doch selbst kaum zurecht.“
Ich war so mit mir selbst beschäftigt und hatte mich in meinen Körper zurückgezogen, dass ich gar nicht wirklich fähig war Mama zu sein.
Heute liebe ich meine Tochter über alles. Aber möchte doch nicht noch mal so fühlen.

Liebe Grüße
Regina

Mein Leben entgleitet mir

Sonja2, Freitag, 23. November 2018, 08:52 (vor 1973 Tagen) @ Ginie

Liebe Genie,

gerade klingst Du ein wenig zuversichtlicher - das erleichtert mich. Das sieht vielleicht jetzt gerade, wo ich das schreibe, schon wieder anders aus, oder in den nächsten Tagen ... es ist die Hölle, so wie Marla schreibt. Als es bei mir in der 25. SSW der 2. Schwangerschaft etwas erträglicher wurde, da saß ich bei meinem Frauenarzt und sagte, ich fühle mich so, als hätte ich die Hölle durchquert und befinde mich endlich am Ausgang. Aber auch in diesen fürchterlichen Zeiten gibt es zuversichtlichere Momente. Und nach so einem klingst Du gerade.

Dass Du einen unterstützenden Hausarzt hast ist gut. Damit es zu keinem Missverständnis kommt: Soweit ich informiert bin – ich bin KEINE Ärztin – sind Glukoseinfusionen in aller Regel nicht angezeigt. Außerdem gibt es eine bisweilen unterschätzte Gefahr bei den Glukoseinfusionen, nämlich einer neurologischen Komplikation mit dem Namen Wernicke. Deshalb ist es so wichtig, dass alle Betroffenen wissen, dass Glukoseinfusinen bei HG nur gemeinsam mit Thiamin (das ist ein Vitamin) gegeben werden dürfen, weil sonst auch HG-Patientinnen einen Wernicke entwickeln könnten (und nicht nur Alkoholiker). (Dieser Hinweis findet sich auch in der RCOG-Leitlinie: Dextrose infusions are not appropriate unless the serum sodium levels are normal and thiamine has been administered.)

Und weil ich jetzt schon dabei bin: Für England gibt es eine Leitlinie zur Behandlung der HG: https://www.rcog.org.uk/globalassets/documents/guidelines/green-top-guidelines/gtg69-hy... - in Norwegen ebenfalls: http://www.nfog.org/files/guidelines/7%20NGF%20Obst%20hyperemisis%20Vikanes.pdf
In der Leitlinie aus England wird auch das Thema Abbruch angesprochen: Wann sollte ein Schwangerschaftsabbruch in Erwägung gezogen werden? Vor dem Abbruch einer erwünschten Schwangerschaft sollten alle therapeutischen Maßnahmen versucht worden sein. - “When should termination of pregnancy be considered? All therapeutic measures should have been tried before offering termination of a wanted pregnancy.” (S.4 der RCOG-Guideline) – Diese Mahnung richtet sich natürlich an die Ärzteschaft. Wenn Du als Betroffene keine ausreichende medizinische Versorgung erhältst, dann ist das etwas völlig anderes.

Das mit dem Kontakt zum Kind wird sich noch zeigen. Man weiß, dass zahlreiche Frauen mit HG Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung zeigen. Der Zustand der Traumatisierung beeinflusst den Kontakt zur Umwelt und somit auch zu den Kindern. Auch das spricht aus meiner Sicht dafür, dass die HG gut therapiert und nicht nur ausgehalten werden sollte. Diesmal bist Du erfahrener, weißt bereits, was auf Dich zukommt. Das ist nicht schön - aber es überrollt Dich wenigstens nicht so, wie beim ersten Mal. Diesmal hast Du hoffentlich mehr Unterstützung und Dein Leben wird nicht auf dem Spiel stehen. Und wenn es wirklich so sein sollte, dass Du direkt nach der Geburt vorübergehend keine emotionale Nähe zu Deinem Kind spüren solltest, dann könnte das ja auch Dein Partner ausgleichen. Ich finde das SAFE-Programm sehr überzeugend: https://www.safe-programm.de/F%C3%BCr%20%28werdende%29%20Eltern.html - das wäre vielleicht was für Deinen Mann oder auch Deine Mutter als werdende Oma ...

Ich wünsche Dir, dass Du den kommenden Tag gut überstehen wirst. Viel Kraft!

Alles Liebe, Sonja

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Mittwoch, 28. November 2018, 10:06 (vor 1968 Tagen) @ Sonja2

Liebe Sonja!

Es geht mir wirklich besser. Ich breche nur noch wenig und komme mit Agyrax ganz gut zurecht. Jetzt versuche ich langsam wieder ein Stück Normalität zurück zu gewinnen.
Zwar kann ich nachts schlecht schlafen und ich liege nur im Wohnzimmer auf einer Luftmatratze, aber zumindest mittags kann ich etwas essen.
Trinken ist sehr schwierig und um Infusionen komme ich noch nicht drumrum. Es gibt aber wieder Hoffnung.

Liebe Grüße
Ginie

Mein Leben entgleitet mir

Sonja2, Mittwoch, 28. November 2018, 16:18 (vor 1968 Tagen) @ Ginie

Liebe Ginie,

das freut mich wirklich von Herzen. Welche Woche bist du jetzt? Bei mir war das Trinken auch viel schwieriger als das Essen und ich hatte sehr lang Infusionen erhalten. Ich fand die auch bezüglich des Brechens hilfreich weil bei mir das Trinken die Übelkeit extrem verstärkt hatte. Ich habe dann immer wieder zu hören bekommen, dass es das ja gar nicht gäbe, aber hier im Forum sind immer wieder Frauen, die vor allem Probleme mit der Flüssigkeitsaufnahme haben.

Pass gut auf Dich auf und gib von Zeit zu Zeit Bescheid.

Liebe Grüße, Sonja

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Sonntag, 02. Dezember 2018, 12:12 (vor 1964 Tagen) @ Sonja2

Hallo Sonja!

Mittlerweile habe ich es bis in die 10 te Woche geschafft.
Leider breche ich immer wieder ein. Die Nächte machen mich fertig. Meine Tochter reagiert mit Wut und Aufmüpfigkeit auf die Situation.
Ich weiß gar nicht wie ich ihr helfen soll. Das tut so weh zu sehen, wie sehr sie mein Zustand mitnimmtt...

Jetzt gerade weiß ich wieder nicht, ob ich es schaffen kann. Habe Mittwoch einen Termin beim Frauenarzt. Ich hoffe der hat ein offenes Ohr.

Ich muss echt jeden zweiten Tag einen Liter Infusion nachfüllen.
Der Urlaub um Weihnachten, auf den wir uns alle so sehr gefreut haben muss ausfallen...

Ich habe dass Gefühl, genau wie in der ersten Schwangerschaft, dass ich nicht mehr Lebe. Nichts gibt mir mehr Freude. Ich will nur nich raus aus meinem Körper!

Wenn ich nur wüsste, ob man eine Abtreibung als Paar schaffen könnte...

Liebe Grüße
Ginie

Mein Leben entgleitet mir

Vroni, Sonntag, 02. Dezember 2018, 15:38 (vor 1964 Tagen) @ Ginie

Liebe Ginie und auch an alle anderen Mamis die HG momentan durchmachen oder in der Vergangenheit durchgemacht haben,

ich bin in der 12. Woche meiner zweiten Schwangerschaft und durchlebe gerade auch HG bedingt eine schwierige Zeit.

Ich habe bereits einen 2 jährigen Sohn und dies macht das ganze natürlich nicht einfacher. Immerhin befinde ich mich noch in Elternzeit und muss so nicht auch noch meinem Arbeitgeber Rechenschaft ablegen...in meiner ersten Schwangerschaft habe ich mich bis in den 5. Monat übergeben - allerdings bei weitem nicht so oft wie jetzt und die Übelkeit war damals das größere übel. An schlechten Tagen muss ich mich 8 Mal übergeben an guten auch Mal nur ein Mal. Wenn es morgens schlecht beginnt dann ist im Grunde der ganze Tag hin...ich habe das ganz große Ziel vor Augen dass es so wie in der letzen Schwangerschaft ab der 17./18. SSW besser wird. An Medikamenten habe ich alles schon probiert. Ondansetron war das einzige Mittel welches geholfen hat. Allerdings auch immer nur 3-4 Stunden lang und mehr als 20 MG am Tag durfte ich laut meiner Ärztin nicht nehmen. Nach ca 10 Tagen war die Wirkung irgendwie dahin...
Denkt ihr ich sollte den Ondansetron nochmal eine Chance geben oder wirkt es bei mir nun nicht mehr? Meine Ärztin möchte mich immer wieder ins Krankenhaus einweisen. Mein Sohn braucht mich allerdings noch sehr stark (besonders zum schlafen - ich stille ihn sogar noch was im Moment wirklich hart ist...). Ambulante Infusionen kann sie mir wohl nicht geben...

Liebe Ginie vielleicht hilft es dir ja zu wissen dass es Frauen gibt sie genau jetzt genau das gleiche durchleben wie du? Ich kenne diese auf und abs wirklich sehr gut. Nach ein bis zwei guten Tagen hatte ich gestern beispielsweise wieder einen fürchterlichen Einbruch. In dem Moment fühle ich mich richtig depressiv aber irgendwie schaffe ich es noch mich weiter zu motivieren. Die Ultraschall Termine sind dabei eine große Hilfe diese ganze Situation durchzustehen. Schreib mir gerne wenn es dir hilft!

Ich bin wirklich dankbar für dieses Forum - bisher nur als Mitleserin.

Alles Liebe

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Sonntag, 02. Dezember 2018, 17:15 (vor 1964 Tagen) @ Vroni

Liebe Vroni!

Respekt dafür, dass du es schaffst dich aus den Tiefs doch wieder hochzuziehen.

Und dann auch noch mit einem Kleinkind an deiner Seite. Du bist eine starke Frau, da bin ich mir sicher.

Odansetron möchte ich jetzt auch probieren, habe aber keine Erfahrung damit. Soweit ich weiß verträgt sich das mit Stillen nicht. Geht wohl mit in die Milch über...

Mich hat auf der Seite von Embryotox die Behandlung mit Steroiden neugierig gemacht.
Vielleicht ist das Ganze nachhaltiger!.?

Spreche Mittwoch mal mit meinem Gyn darüber.

Danke für deine liebe Nachricht, ich fühle mich nicht mehr so allein und würde mich freuen, wenn wir uns ab und an mal austauschen!?

Liebe Grüße
Ginie

Mein Leben entgleitet mir

Ginie, Sonntag, 02. Dezember 2018, 21:35 (vor 1964 Tagen) @ Ginie

Hallo ihr Lieben!

Ich werde aufgeben. Meine Kraft reicht einfach nicht aus.

In mir ist eine Dunkelheit die jeden Tag zu nimmt.
Ich fühle mich einsam, weil ich die Dumme bin, die entweder als Brutkasten mit all dem Kummer leben muss oder die als Mörderin aus der Sache raus geht.

Da ich so oder so die Popokarte habe, entscheide ich mich für mein Leben und das meiner kleinen Tochter.

Mein Mann freut sich weiterhin auf Kind Nr. 2 und ich bin halt die Dumme. Soll er sich halt einen anderen Brutkasten suchen. Ich will mein Leben zurück.

Bin vorher schon so oft durch die Hölle gegangen. Die erste HG SS und dann habe ich Histaminintoleranz entwickelt und alle meinten es wäre die Psyche. Auch in dieser Zeit konnte ich nichts mehr.

Ich kann nicht mehr. Agyrax hat mittlerweile mehr Nebenwirkungen als Wirkung und Odansetron scheint mir in Bezug auf Nebenwirkungen auch nicht ohne zu sein.

Könnte nur nich schreien. Vor mir selbst weglaufen klappt irgendwie nicht. Nicht mal schlafen kann ich...

Ich kann nicht mehr kämpfen

Ginie

Mein Leben entgleitet mir

Inga-Lisa, Sonntag, 02. Dezember 2018, 22:26 (vor 1964 Tagen) @ Ginie

Liebe Ginie,

das klingt alles ganz schrecklich und ich habe, wie wahrscheinlich alle hier im Forum, Verständnis dafür, wenn jemand sich in dieser Situation für einen Abbruch entscheidet.
Nur klingt es für mich in Deinem Fall auch so, als ob wirklich die akute Verzweiflung Dich dazu treibt und dass es vielleicht nicht die beste Entscheidung für Dich ist.
Bitte versuch noch einmal, Dir Hilfe zu holen. Ich weiß nicht, was es in Deiner Gegend gibt. Aber vielleicht findest Du irgendeine Person, Einrichtung, Klinik, Beratungsstelle, die Dir einen Moment Pause ermöglicht, damit Du in Ruhe entscheiden kannst.

Alles Gute!

Hallo ihr Lieben!

Ich werde aufgeben. Meine Kraft reicht einfach nicht aus.

In mir ist eine Dunkelheit die jeden Tag zu nimmt.
Ich fühle mich einsam, weil ich die Dumme bin, die entweder als Brutkasten mit all dem Kummer leben muss oder die als Mörderin aus der Sache raus geht.

Da ich so oder so die Popokarte habe, entscheide ich mich für mein Leben und das meiner kleinen Tochter.

Mein Mann freut sich weiterhin auf Kind Nr. 2 und ich bin halt die Dumme. Soll er sich halt einen anderen Brutkasten suchen. Ich will mein Leben zurück.

Bin vorher schon so oft durch die Hölle gegangen. Die erste HG SS und dann habe ich Histaminintoleranz entwickelt und alle meinten es wäre die Psyche. Auch in dieser Zeit konnte ich nichts mehr.

Ich kann nicht mehr. Agyrax hat mittlerweile mehr Nebenwirkungen als Wirkung und Odansetron scheint mir in Bezug auf Nebenwirkungen auch nicht ohne zu sein.

Könnte nur nich schreien. Vor mir selbst weglaufen klappt irgendwie nicht. Nicht mal schlafen kann ich...

Ich kann nicht mehr kämpfen

Ginie

Mein Leben entgleitet mir

Sonja2 @, Montag, 03. Dezember 2018, 07:34 (vor 1963 Tagen) @ Ginie

Liebe Genie,

meine HG verlief in Wellen: es kamen bessere Tage und es kamen schlechtere Tage. Insbesondere in der ersten HG-Schwangerschaften dauerten die jeweiligen Phasen etwa 4 Tage an. Ich hatte mich so gefreut, als Du geschrieben hast, dass es Dir besser geht – aber es war auch klar, dass das wahrscheinlich nicht von Dauer sein wird. Doch auch die Zeit, in der es jetzt für Dich wieder Hölle pur ist – auch diese Zeit wird nicht von Dauer sein. Du hast jetzt bereits vier Wochen lang diese Hölle durchschritten. Ich kann so gut verstehen, dass Du jetzt sagst: vier Wochen sind genug. Meine Grenze ist erreicht. Vier Wochen schlimmen Magen-Darm-Infekt kann sich niemand vorstellen. Das zehrt an den Kräften, das lässt einen verzweifeln, das macht unendlich einsam.

Aber Du bist trotzdem nicht alleine. Hier sind Vroni, Inga-Lisa und ich, die Dir schreiben und andere, die mitlesen und mitleiden. Es gibt Deinen Mann, es gibt Deine Mutter, die sich das Kind wünschen. Hyperemesis stellt ganz oft eine wahnsinnige Belastung für die Beziehungen dar. Dein Umfeld MUSS Dich jetzt unterstützen. Und doch kann Dir niemand abnehmen, dass Du die Hölle durchschreiten muss.

Ich habe über die Jahre wirklich schon viele Abbrüche wegen HG mitbekommen. Es gibt Frauen, die kommen gut damit klar. Es gibt andere, die kommen nicht damit klar. Da gibt es die ganze Bandbreite. Es gibt auch Frauen, die leiden wirklich sehr lange darunter – und das hat meines Erachtens etwas damit zu tun, dass es ja letztlich ein Abbruch aus medizinischen Gründen ist. Solche Abbrüche werden generell schwerer verarbeitet. Gerade wenn es sich um ein Wunschkind gehandelt hatte, dann ist es ja die Krankheit, die Dir diesen Traum nimmt und es ist nicht Deine „freie“ Entscheidung.

Ich schreibe Dir jetzt noch eine Mail.

Alles Liebe, Sonja

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