Cariban Erfahrungen?

kg_socialmedia, Mittwoch, 02. Dezember 2020, 20:03 (vor 1212 Tagen)

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich bin neu hier und über eine Google-Suche zu euch gekommen. Ich hoffe es ist okay, wenn ein Mann hier rein schreibt. Ich bin ziemlich verzweifelt. Meine Freundin ist in der 7. SSW und erbricht sich gelinde ausgedrückt die Seele aus dem Leib. Allein heute über 20 Mal mindestens. Die Frauenärztin hat ihr Cariban verschrieben. Das soll ja anscheinend ganz gut helfen.

Jetzt die Frage: Wann beginnt das Medikament zu wirken?

Meine Freundin kann nicht mehr...und ich weiß nicht so recht, was ich machen soll. Die letzte Instanz wäre das Krankenhaus...

Ich hoffe auf euren Rat.

Liebe Grüße und vielen Dank.

kg_socialmedia

Cariban Erfahrungen?

Sonja2 @, Donnerstag, 03. Dezember 2020, 18:19 (vor 1211 Tagen) @ kg_socialmedia

Hallo, lieber werdender Papa mit dem unaussprechlichen Namen ;-),

herzlich willkommen hier! Freilich ist hier niemand wirklich freiwillig Teil unseres Kreises an Betroffenen: die HG ist ein fürchterlicher Zustand und zwar nicht nur für die Schwangeren, sondern für die gesamte Familie.

Ich selber habe das zwei Mal durchlebt, bin hier seit einem Jahrzehnt aktiv. Immer wieder melden sich wie Du werdende Väter zu Wort. Das freut mich immer sehr. Wer selber von HG betroffen ist, der ist oft nicht mehr in der Lage für sich zu sorgen, für sich zu sprechen, für sich einzutreten, sich zu informieren. Dass Ihr Väter aktiv werdet, das ist so unglaublich wichtig. Und auch, dass Ihr für Euch selber sorgt. Denn eine HG-Schwangerschaft verlangt viel von Euch ab. Nachweislich zerbrechen mehr Beziehungen nach HG-Schwangerschaften. Oft fühlen sich die betroffenen Frauen nicht wirklich verstanden und ausreichend unterstützt. Die Überforderung durch diese Erkrankung und dadurch, dass sie noch so wenig verstanden ist und oft nur so schleppend therapiert wird, belastet enorm und fordert manchmal einen hohen Preis. Paare leiden – oft jeder still für sich – an ihrer Überforderung, für die sie selber nichts können. Die Überforderung ist Teil dieser fürchterlichen Erkrankung, zumal wenn der Zustand vom professionellen und privaten Umfeld nicht verstanden wird und als "normal" abgetan wird. Deswegen freue ich mich, dass Du Dich hier meldest und um Unterstützung bittest.

Jetzt ist es 22 Stunden her, dass Du geschrieben hast. Möglicherweise hat sich bereits eine Wirkung gezeigt. Das Mittel, welches Deine Freundin verschrieben bekam, ist erst seit kurzem auf dem deutschen Markt verfügbar. Die Wirkstoffe aber werden schon lange in Deutschland vertrieben, denn Cariban® setzt sich zusammen aus einem Vitamin B6 und einem Antihistaminikum (Doxylamin), welches auch in bestimmten Schlafmitteln enthalten ist. In Kanada wird diese Kombination seit Jahrzehnten bei Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt und ist dort auch schon sehr lange explizit für Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen zugelassen, genauso wie nach und nach in anderen Ländern.

Es gibt eine Besonderheit beim Cariban®: die Freisetzung der Wirkstoffe erfolgt zeitversetzt. Das ist ja auch ganz praktisch, wenn es um die „normale“ Schwangerschaftsübelkeit geht, die vorrangig am Morgen auftritt: am Abend die Tablette eingenommen wird verhindert, dass sich am Morgen der Zustand der Übelkeit und des Erbrechens aufbaut.

Ich selber habe Cariban® nie genommen. Dieses Medikament war zum Zeitpunkt meiner Schwangerschaft noch nicht auf dem Markt. Auch den Wirkstoff in anderer Form (also das Doxylamin) habe ich nicht genommen. Doch es gibt zwei weitere Antihistaminika, die ähnlich aufgebaut sind wie das Doxylamin, nämlich das Meclozin (z. B. Agyrax®) und das Dimenhydrinat (z. B. Vomex®) – und mit diesen habe ich Erfahrung. Die haben geholfen bei den leichteren Zuständen. Als ich aber wie Deine Frau im 15-Minuten-Takt erbrach, da haben sie nicht geholfen. Da benötigte ich stärkere Medikamente. Und vor allem benötigte ich da Flüssigkeitsinfusionen.

Diese Flüssigkeitsinfusionen sind bei HG extrem wichtig. Erstens trocknet Deine Freundin aufgrund des Erbrechens und des damit einhergehenden Flüssigkeitsverlustes aus. Zweitens wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wenig trinken. Das solltet Ihr beobachten. Ihr solltet notieren, wie viel sie trinkt. Es ist ein ganz typisches Merkmal einer schweren HG, dass Flüssiges nicht toleriert wird. Das Trinken von Wasser oder Tee oder Saft oder auch Suppe kann bei manchen Betroffenen den Zustand verschlimmern und die Frauen hören dann schlicht auf etwas zu trinken oder erbrechen das Getrunkene sofort wieder. Und drittens wird Deine Freundin weniger essen. Doch wir nehmen pro Tag nennenswert Flüssigkeit über Nahrung auf und wenn sie nichts oder wenig isst, dann stehen ihrem Organismus auch diese Flüssigkeiten genauso wie das bei der Essensverbrennung entstehende Oxidationswasser nicht zur Verfügung.

Meine Erfahrung war, dass der Zustand der Austrocknung die HG verstärkte. Flüssigkeitsinfusionen halfen mir, damit sich das Dauerbrechen wieder beruhigte. Fehlende Flüssigkeitsinfusionen führten zu tagelangem Speien. Hier schreiben immer wieder Frauen, dass Ihnen das Vomex® in der Klinik etwas brachte, das über die Vene gegeben wurde und zu Hause in Tablettenform unwirksam sei. Da wäre dann immer meine Vermutung, dass den Frauen gar nicht vorrangig das Vomex® in der Klinik half, sondern die gemeinsam mit dem Vomex® verabreichte Rehydrierung, sprich dass sie stationär mit täglich 2 Liter Flüssigkeit versorgt wurden und somit zu Hause schlichtweg die Flüssigkeit fehlte.

FORTSETZUNG FOLGT ...

Cariban Erfahrungen?

Sonja2 @, Donnerstag, 03. Dezember 2020, 18:27 (vor 1211 Tagen) @ Sonja2

... FORTSETZUNG

Außerdem wichtig: wenn Deine Frau seit einigen Tagen 20 Mal am Tag erbricht, dann verliert sie Salze (Elektrolyte) und das wiederum kann dazu führen, dass sich die Zusammensetzung dieser Salze auch im Blut verändert. Doch es ist wichtig zu wissen, wie hoch der Natriumspiegel im Blut und auch der Kaliumspiegel im Blut ist – nach Möglichkeit bevor mit Infusionen begonnen wird. Auf gar keinen Fall darf bei einem zu niedrigen Natriumspiegel dieser zu rasch wieder korrigiert werden. Diese Infusionstherapie und Rehydrierung ist also nicht ganz so banal. Auch das ist einer der Gründe, warum die Betroffenen gerne ins Krankenhaus geschickt werden. Dort werden dann nämlich die Laborwerte genommen und die Rehydrierung durchgeführt, die ersten Medikamente zugefügt und man sieht dann, ob und wie sich der Zustand beruhigen lässt. Prinzipiell aber kann auch ein Hausarzt die Elektrolyte bestimmen und Infusionen geben.

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen: wann immer sich der Zustand des Erbrechens soweit „aufgeschaukelt“ hat, dass ich nur mehr am Speien war brauchte es einige Zeit, bis es sich wieder beruhigte. Und das kann man auch hier immer wieder nachlesen: es braucht, bis sich das Geschehen beruhigt. Ob es sich aber mit Cariban® beruhigt und beruhigen lässt (sprich ob dieses Medikament ausreichend ist für den Zustand Deiner Frau), das lässt sich jetzt für mich nicht einschätzen. Und wenn Deine Frage darauf abzielt, ob ihr noch bis nach dem Wochenende warten solltet, ob sich dank der Medikation bis dahin der Zustand beruhigt bevor sie ins Krankenhaus geht, so ist mir ehrlich gesagt mulmig zu Mute.

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Flüssigkeitsinfusionen sehr wichtig sind. Wenn Deine Frau kaum mehr pinkelt und der Urin eine dunkle Farbe hat, dann solltet Ihr mit einer stationären Aufnahme nicht warten. Denn dann ist sie ausgetrocknet. Und Austrocknung ist nicht gut für Sie und nicht gut für das Baby. Wenn sie morgen immer noch 20 Mal am Tag erbricht oder auch „nur“ 10 Mal am Tag oder „nur“ 5 Mal am Tag, so telefoniert mit der Ärztin und besprecht die weiteren Möglichkeiten. Wie gesagt: wartet mit dem Krankenhausaufenthalt nicht zu lange. Er war für mich ein absoluter Segen. Das, was Deine Frau gerade erlebt, ist fürchterlich. Sie braucht jede Unterstützung. Möglicherweise auch länger.

Liebe Grüße, Sonja

Cariban Erfahrungen?

kg_socialmedia, Freitag, 04. Dezember 2020, 22:03 (vor 1210 Tagen) @ Sonja2

Hi Sonja,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Nachricht. Meiner Freundin geht es wieder besser. Ob es am Cariban liegt oder nicht lässt sich ehrlich gesagt nicht sagen. Um ehrlich zu sein ist es mir auch ziemlich egal, die Hauptsache ist, ihr geht es besser :-) Sie meinte nur, sie hat Magenschmerzen, wenn sie die Tabletten nimmt, daher machen wir es so, dass wir die Tabletten nach Bedarf nehmen, sprich, wenn sie so sehr sich erbrechen muss, dass sie sie benötigt.

Getrunken hat sie zum Glück, ich habe Brühe gemacht, Tee gekocht, sie hat Tuk-Kekse und Zwieback gegessen. Ein Glück ist das alles drin geblieben.

Das Problem war, und da bin ich ehrlich, niemand hat so recht geholfen. Vor zwei Wochen, wo wir noch nicht wussten, dass sie schwanger ist, ging es ihr schonmal so schlecht. wir sind zum ÄBD gefahren, der hat nix gemacht, wir sind in die Notaufnahme, die haben uns abgewiesen, weil sie konnte ja noch stehen und sie hätten zu viel mit Corona-Patienten zu tun. Wer uns schließlich geholfen hat war die Apothekerin, mit Akupressurbändern und Vomex Zäpfchen.

Eine Woche lang war alles gut, bis es vor ein paar Tagen dann wieder so kam. Die Frauenärztin hatte dann Cariban aufgeschrieben, über Google bin ich dann auf euch aufmerksam geworden.

Was meine Freundin jetzt noch hat sind Magenschmerzen, ich habe gelesen, dass dies die Mutterbänder sein könnten, kann das sein?

Hast Du sonst noch Tipps und tricks, was man dagegen machen kann? Muss ja nicht immer Tabletten sein, vielleicht gibt es "Hausmittel" wie Wärmflasche oder Massage oder Akupunktur usw. Ich bin da wirklich ziemlich unbeholfen.

Ich werde zum ersten Mal Vater, jede Hilfe ist willkommen :-D

PS: Meine Freundin fragt noch, ob es normal ist, dass man weniger isst. Sie isst weniger als vor der Schwangerschaft...

Fragen über Fragen :-D

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Kevin

Cariban Erfahrungen?

Helena, Dienstag, 08. Dezember 2020, 23:36 (vor 1206 Tagen) @ kg_socialmedia

Lieber kg_socialmedia,

ich muss Dir als erstes ein großes Lob aussprechen!
Wie schön das Du soviel Verständnis und Mitgefühl hast!
Also...ich bin zu vierten mal schwanger. Unsere jüngste Tochter ist 9 Jahre alt...
bei allen 3 Schwangerschaften ging es mir so wie deiner Freundin.
Ich musste ins KH und Infusionen bekommen und Vomex. Dies half aber nur im KH. Zuhause ging das
wieder von vorne los!
Jetzt bin ich in der 8. Woche und bereits in der 6. Woche ging die Übelkeit wieder los...
ich nehme jetzt seit 6 Tagen abends 2 Kapseln Cariban und ich bin seitdem „spuckfrei“!!!
Die Übelkeit ist nie ganz weg... auch der Speichelfluss und der Geschmack im Mund.
Aber ich kann essen und es bleibt drin!!!
Ich nehme das cariban jeden Abend. Und das würde ich euch auch raten!!!


Ich hoffe das diese Information euch etwas hilft.
Beste Grüße

Helena

Cariban Erfahrungen?

kg_socialmedia, Mittwoch, 09. Dezember 2020, 08:25 (vor 1205 Tagen) @ Helena

Hallo Helena,

vielen Dank für deine Nachricht.

Meine Freundin bekommt, so sagt sie, von Cariban Bauchschmerzen...

Sie tut mir so leid, ich würde gern helfen, weiß aber nicht wie. Ich bin zwar im Homeoffice, aber da kann ich ja nicht bei ihr sein, auch wenn es nur ein Raum ist.

Schwierig, schwierig...

Hast Du eventuell ein paar Hausmittel-Tricks?

Liebe Grüße

Kevin

Cariban Erfahrungen?

Helena, Donnerstag, 10. Dezember 2020, 22:30 (vor 1204 Tagen) @ kg_socialmedia

Lieber Kevin,

ich nehme nur zwei Kapseln abends!

Die helfen mir über den Tag... wenn ich mehr nehme vertrage
ich das auch nicht!
Die Übelkeit ist nur weg... sie ist immer präsent, aber ich übergebe mich
nicht mehr!

Wichtig ist der Flüssigkeitshaushalt und immer dafür zu sorgen
das der Magen nie für lange Zeit leer bleibt.

Ich hoffe es hilft ein bisschen

Ganz liebe Grüße und das es schnell vorbei ist!!

Helena

Cariban Erfahrungen?

Ini, Montag, 03. Mai 2021, 20:37 (vor 1060 Tagen) @ Helena

Liebe Helena, wie geht es dir mittlerweile? Ich habe schon einige Einträge gelesen, aber an deinem bin ich besonders hängen geblieben. Zum einen weil du trotz der immer wieder auftauchenden Qualen erneut schwanger wurdest und du dich dieser Aufgabe gestellt hast und zum anderen weil du ein Problem angesprochen hast, welches ich auch habe, aber noch nie bei anderen lesen konnte: der Speichelfluss.
Wenn mir nicht so schon die ganze Zeit schlecht wäre, würde es mir spätestens davon werden. So kommt es einfach on top dazu. Es ist furchtbar. Ich bin gerade mal in der 6.SSW aber mir ist ständig übel. Ich hatte viele Hoffnungen in Cariban gesetzt. Wahrscheinlich muss ich froh sein, dass es mich vom brechen abhält. Die Übelkeit als ständiger Tagesbegleiter muss ich wohl akzeptieren. Obwohl ich merke wie ich Stunde um Stunde verzweifelter werde. Beim letzten Mal hielt es bis zum Tag der Entbindung an. Ich frage mich wie ich das noch einmal aushalten soll. Es ist wirklich schlimm, man fällt von 100 auf 0.

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