Hallo, liebe Julia,
also vorweg herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Auch wenn diese ungeplant war und mit der HG und zwei kleinen Kindern Dich an den Rand Deiner Kräfte bringt. Meine zweite HG-Schwangerschaft war geplant, ich wollte unbedingt dieses Kind. Ich glaube, es ist leichter zu ertragen, wenn man sich sagen kann: jeder Tag bringt mich näher an das, was ich mir so sehr wünsche. Umso größer ist mein Respekt, dass Du Dich nun bereits durch wahrscheinlich 6 Wochen des Elends gekämpft hast. Noch dazu mit einem Säugling. Das ist eine tapfere Leistung und ich hoffe, Du erfährst auch in Deinem Umfeld all die Hochachtung dafür, die Dir gebührt.
Jetzt fragst Du nach Tipps, damit es leichter wird. Das Cariban® ist ja schon einmal ein Ansatz. Es ist dafür gedacht, dass Frauen, die unter stärkerer „normaler“ Schwangerschaftsübelkeit leiden, gar nicht erst eine HG entwickeln. Was Du schreibst klingt aber ja doch eher nach HG. Und dann ist die Frage die, ob das Cariban® ausreicht, um die HG zu behandeln.
Wichtig ist, dass sich Dein Gewichtsverlust in Grenzen hält und vor allem, dass Du nicht austrocknest. Wenn es Dir schlechter geht, dann würde ich normalerweise dazu raten, ins Krankenhau zu gehen. Doch das ist mit einem 11 Monate alten Baby zu Coronazeiten natürlich schwierig. Also geht es darum, die ambulante Versorgung möglichst gut zu gestalten.
Vielleicht kannst Du ja täglich protokollieren, wieviel Du getrunken hast, wie häufig Du gepinkelt hast, wieviel Du gegessen hast, wie häufig Du Dich übergeben hast, wieviel Du wiegst, wie viele Stunden Dir schlecht war, wie häufig Du würgen musstest. Das verschafft Dir und Deinen Ärzten einen guten Überblick und ist hilfreich, wenn Deine Ärzte und Du die weiteren Behandlungsmöglichkeiten abwägen.
Es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten und da Du ja schon fast das zweite Trimester erreicht hast stehen Dir auch mehr Möglichkeiten offen. (Nicht dass man die Medikamente nicht auch im ersten Trimester geben könnte, doch im zweiten Trimester tun sich viele Ärzte leichter mit einer Verordnung.)
Neben den Medikamenten gibt es außerdem die Möglichkeit der Flüssigkeitsinfusionen, die prinzipiell auch ambulant gegeben werden können. Der Hausarzt ist hierbei ebenfalls ein wichtiger Ansprechpartner. Ich fand das immer sehr bezeichnend, wenn ich nach zwei Tagen mit einem Magen-Darm-Infekt beim Hausarzt aufschlug und mir sofort eine Infusion angeboten wurde mit den Worten: „Sie haben sich ja jetzt ein paar Mal übergeben, da wird ihnen das gut tun.“ Da dachte ich mir jedes Mal, das ist doch gerade gar nicht zu dem, was sich über Monate jeden Tag bei der HG abgespielt hat …
In einem anderen Beitrag schriebst Du über das Sodbrennen. Auch das lässt sich auch während der Schwangerschaft behandeln. Da die HG die Speiseröhre in Mitleidenschaft ziehen kann (bis hin zu gravierenderen Schädigungen) ist es durchaus ratsam, die Behandlungsmöglichkeiten immer wieder zu beleuchten. Ratsam ist auch hierbei aus meiner Sicht den Hausarzt mit einzubinden. Es gab hier schon einige Frauen, bei denen sich auch die HG-Problematik gebessert hatte, nachdem ein Magenschutz gegeben wurde.
Was mir sehr geholfen hatte waren die Telefonate mit Embryotox. Ich hatte das große Glück einen Frauenarzt zu haben, der sich mit den medikamentösen Behandlungsoptionen gut auskannte und mir die verschiedensten Medikamente zügig verschrieb, zum Teil bereits mitgab, damit ich sofort mit dem nächstwirksamen Präparat anfangen konnte, sollte sich z. B. über das Wochenende die Situation verschlimmern. Nun bin ich hier schon lange dabei und weiß, welches Glück ich in dieser Hinsicht hatte und dass das leider bei den meisten anderen HG-Betroffenen sehr mühsam ist, alleine die first-line-Medikation zu erhalten. Aber auch ich habe mit Embryotox telefoniert, weil ich auch selber wissen wollte, was ich da nehme, um dann die Medikamente mit einem guten Gewissen nehmen zu können. Die Mitarbeiterinnen von Embryotox sind sehr, sehr nett und wirklich kompetent. Da kannst Du einfach als Betroffene anrufen und Dich beraten lassen.
Das ist, was mir gerade so einfällt. Vor allem: Du bist nicht alleine. Auch wenn viele Menschen nicht wirklich verstehen, wie extrem, extrem belastend die HG ist … wir hier wissen das, kennen das Gefühl der Verzweiflung.
Liebe Grüße, Sonja