Alex

 
Dies war einer der ersten Erfahrungsberichte, den ich als Reaktion auf meine Homepage bekommen habe. Er ist von Alex aus Hamburg. (01.01.1998)
 
Es begann alles ganz harmlos im August 1997. Wir hatten uns ein Kind gewünscht. Zwar noch nicht zu diesem Zeitpunkt, aber egal - den absolut richtigen Zeitpunkt für ein Kind gibt es wohl nie. Wir freuten uns jedenfalls riesig, als wir erfuhren, dass ich schwanger war.

Die ersten paar Wochen verliefen ganz normal - na ja, mal davon abgesehen, dass mein Mann mich nichts mehr machen ließ und darauf drängte, dass ich mich schone.

Dann war ich in der 5. SSW und spürte das erste Mal, was andere Schwangere mit "Morgenübelkeit" meinten. Ich hatte gehört und gelesen, dass sie meistens in der 12. SSW wieder verschwunden sei. Nichtsahnend stellte ich mich also auf 7 Wochen morgendliche Kotzattacken ein. So kam es dann auch. Ich wachte morgens auf, ging zur Toilette, hatte eine innige Beziehung zu meinem Eimer und konnte den Tag beginnen.

Irgendwann probierte ich aus, vor dem Aufstehen etwas zu trinken und damit die morgendliche Speiattacke zu überlisten. (Ich hatte gehört, dass dies bei Anderen funktioniert hat). Nachdem ich auch ausprobiert hatte, wie es ist, vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit zu essen, gab ich es auf, denn ich kotzte sowohl "nüchtern" als auch mit Flüssigkeit oder Brotstückchen im Magen. Und zwar auch nicht anders als sonst.

Ich fügte mich also in mein wohl unvermeidliches Schicksal und wartete geduldig auf die 12. SSW, denn dann - davon war ich überzeugt - würde es mit der Übelkeit vorbei sein...

Die 12. SSW kam und ich kotzte, in der 13. SSW trat dann eine deutliche Wendung ein: ich kotzte nun auch von Zeit zu Zeit Abends. Und noch etwas änderte sich: Ich konnte plötzlich kein rohes Fleisch mehr riechen, ohne dass es mir speiübel wurde. Mit dem Geruch von Fisch, Katzenfutter (wir haben einen Stubentiger) oder Bier war es nicht viel anders. Meine damalige Frauenärztin gab mir zu verstehen, dass ich mich nicht so anstellen soll, ich sei doch erst 17 und in diesem Alter würde man das doch leichter wegstecken. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie es anderen Schwangeren, die älter sind als ich, wohl gehen mag, denn ich fühlte mich wirklich beschissen. Zu allem Überfluss litt ich nämlich seit geraumer Zeit auch noch an Schlaflosigkeit.

Um die 20./21. SSW herum stellte ich ein weiteres Phänomen bei mir fest.

An meine Kotzerei hatte ich mich notgedrungen fast gewöhnt, ich hatte bis dahin schon eine beinahe persönliche Beziehung zu meinem Eimer. Meine Schlaflosigkeit versetzte mich tagsüber manchmal in eine Art Trancezustand, aber mein Mann kümmerte sich wirklich aufopfernd um mich. Er war mit mir schwanger.

Doch zurück zu meinem neu entdeckten Phänomen: Ich hatte Bärenhunger. Nicht, dass Hunger außergewöhnlich wäre, wenn man die zu sich genommenen Nahrungsmittel in der Toilettenschüssel endlagert. Nein, außergewöhnlich war, dass ich nach ein paar Bissen schon satt war. Positiv empfand ich dies jedoch in der Weihnachtszeit (ich mochte von jeher dieses fette Weihnachtsessen nicht und hatte auch noch nie einen Bezug zu der viel praktizierten weihnachtlichen Völlerei). Und ich hatte Durst. Ich schaffte es ohne Probleme innerhalb einer Woche zwei Kisten Selters zu leeren. Meine Übelkeit versuchte ich zwischenzeitlich mit Kaugummi oder Tee zu bekämpfen. Beide Mittel erwiesen sich als absolut wirkungslos.

Mittlerweile hatte sich mein Blutdruck auf geradezu astronomische Werte eingependelt und mein Frauenarzt (ich hatte inzwischen den Arzt gewechselt) entdeckte Eiweiß in meinem Urin. Er stufte mich prompt als risikoschwanger ein.

In der 30. SSW wurde ich dann wegen Verdacht auf Gestose und meiner mir treu gebliebenen Übelkeit ins Krankenhaus eingewiesen. Der Blutdruck sank, die Übelkeit blieb. Sie blieb übrigens bis in den Kreissaal hinein, wo ich auch noch einen Eimer fütterte.

Im Moment bin ich wieder in der 20. SSW und meine mir vertraute Übelkeit ist mir noch immer treu geblieben. Einen Unterschied gibt es jedoch: Die abendlichen Kotzattacken haben sich auf Nachts verschoben. Die Störungen dadurch halten sich aber in Grenzen, weil auch meine Schlaflosigkeit wieder da ist.

Alex aus Hamburg