April 2000 habe ich in Kreta während einer Urlaubsreise ein einsames Reststück Hackfleischauflauf aus einer Restaurantvitrine verspeist. Es schmeckte schon eigenartig, aber ich habe es gegessen. In der Nacht bekam ich eine Lebensmittelvergiftung, die mich an den Rand des Erträglichen brachte- Durchfall und Erbrechen in einem nicht gekannten Ausmaß Im Zustand einer Austrocknungspsychose hatte ich mitten in der Nacht das dringende Bedürfnis die Anzahl der Olivenbäume zwischen meinem Hotel und dem Flughafen heraus zu finden!- ich war richtig verwirrt und bin irgendwann völlig entleert eingeschlafen.rnAm nächsten Tag habe ich alle griechischen Medikamente genommen, die mir mein Mann aus der Apotheke brachte.rnIch habe geahnt, dass ich schwanger sein könnte, aber ich wollte einfach nur überleben.rnDie Symptome besserten sich, Übelkeit und etwas Erbrechen und Schwäche blieben. In Deutschland hat sich meine Schwangerschaft bestätigt und ich war bis zur 25. Woche krankgeschrieben. Ich konnte nichts trinken ohne es sofort zu erbrechen und war über Wochen am Tropf.rnIch wurde in der Tübinger Uniklinik mit Vomex behandelt. Es war alles sehr schwer zu ertragen- Die Betreuung war jedoch sehr gut.rnDanach habe ich bis zum Mutterschutz wenige Wochenstunden als Lehrerin gearbeitet.rnAm 24. 12. 2000 kam meine Tochter zur Welt. Sie ist gesund, fröhlich und normal. Sie hat leichte Konzentrationsprobleme und Rechtschreibprobleme (das wird ja im Zusammenhang mit Vomex diskutiert)- besucht aber ein Gymnasium. Vom Typ her ist sie nervös und schläft oft schlecht ein- Himmelhoch-jauchzend zu Tode betrübt...rnIch habe mir geschworen nie wieder schwanger zu werden. Meine Freundinnen kämpften mit unerfülltem Kinderwunsch und sie haben mich nie verstanden.rnIch war oft auf der Homepage- bin es bis heute- Hyperemesis gehört zu den Rätseln die mir das Leben auferlegt hat und an diesem nage ich besonders herum.rnIch war überzeugt, dass ich so etwas nicht nochmals durchstehen würde und dass es anders würde- die Ärzte haben das so formuliert und die Infos im Forum waren noch nicht so umfassend wie heute.rnEin oder zwei Heilpraktiker haben mir garantiert, dass das in den Griff zu bekommen ist ( Ha!) Ich wurde 2004 sofort schwanger und es ging in der 7. Woche wieder los- noch schlimmer. Ich war wieder in Tübingen. Es war eine extreme Hyperemesis, Vomex half überhaupt nicht. Die Klinikleitung und Fr Dr Neeser und ihr Oberarzt (leider habe ich den Namen vergessen) haben beschlossen mir Zofran Infusionen (16mg täglich) zu verabreichen- ich denke ich war die erste die es dort bekommen hat- sie haben extra nochmals in amerikanischen Studien nachgelesen und sich vergewissert.rnMit Zofran und ohne Trinken, also kompletter IV Versorgung habe ich 3-4 Wochen verbracht, danach ganz langsam Umstellung auf Tabletten und Nahrungsaufnahme.rnNach 6 Wochen wurde ich entlassen. rnIch habe bis zur 22. Woche Tabletten genommen, danach ging es ohne, ich war aber nicht arbeitsfähig und schwächer als in der ersten Schwangerschaft.rnMein Sohn kam 14 Tage zu spät gesund und munter auf die Welt. Er ist ein ruhiges freundliches normales Kind und war und ist gesund.rn(6.5 Jahre heute) Ohne Zofran wäre er nicht auf der Welt- ich danke den Ärzten oft in Gedanken, dass sie sich an Zofran heran gewagt haben und sich informiert haben.rnDer Zustand einer HG ist traumatisch er beschäftigt mich bis heute. rnIch kann nur sagen, dass die wahnsinnige Übelkeit mit der Übelkeit eines Magen-Darm-Infekts auf seinem Höhepunkt zu vergleichen ist- und das über Wochen.rnJede von uns hat wohl Flash-Backs- bei bestimmten Gerüchen- Krankenhausdesinfektionsmittel, eine Baumsorte auf die man wochenlang gestarrt hat- man kann das nicht vergessen.rnrnsehr geärgert haben mich Kommentare von Hebammen und Heilpraktikern ich würde mein Kind nicht annehmen, lieben usw. das ganze wäre psychisch- ich war mir aber immer völlig - ja vollkommen- sicher dass sie falsch liegen. In Tübingen im Krankenhaus kam so etwas nicht vor.rnAn der Uniklinik in Tübingen bin ich unter Fr Dr Neeser auf Station 1 in jeder Hinsicht bestens betreut worden- Die Dankbarkeit dafür hält bis heute an- und mancher gute Satz hallt bis heute nach. rnEine sehr nette Hebamme meinte eines Tages: hören Sie - ich weiss dass es schwer ist, aber ich habe so viele Kinder in der Schwangerschaft verloren- ich habe nie ein eigenes bekommen können- ich beneide sie. Dann haben wir zusammen geheult.rnrnrnrnIch habe es mir zur Aufgabe gemacht alle im Forum zu Hyperemesis auf das Medikament hinzuweisen. rnFrauen haben ihre Ärzte schon in Tübingen anrufen lassen und diese haben dort bestätigt, dass sie das Medikament erfolgreich einsetzen.rnEs macht mich ein bisschen zufrieden, dass sich etwas zu bewegen scheint und Zofran sich- wenn auch langsam- durchsetzt.rnrnDas Forum ist ungeheuer hilfreich und Chrissi und das Internet haben eine besondere Gemeinschaft geschaffen, denn die gemeinsame Erfahrung verbindet sehr und die gemeinsame Trauer oder Lösungssuche hilft uns allen.rnDie Offenheit mit der im Forum über Gefühle geredet wird ist berührend und hilfreich. Die Trostworte die manche hier formulieren sind sehr besonders und oft habe ich das Gefühl in einer guten Gemeinschaft aufgehoben zu sein. Wir helfen uns und versuchen die Sache voran zu bringen- vielleicht die beste und sinnvollste Art der Verarbeitung unseres gemeinsamen Traumas.rnrnrn |