Andrea |
Andrea m?chte NIIIIIIIE MEHR SCHWANGER WERDEN (06.01.1998) |
Hallo, ich bin Andrea aus Potsdam. Auch bei mir war es eine Hyperemesis-Schwangerschaft. Lies selbst, wie es bei mir gelaufen ist. Als ich Deine website gelesen habe, mußte ich heulen wie ein Schloßhund. Dein Bericht und die Berichte der anderen Frauen weisen natürlich Parallelen zu meiner Schwangerschaft auf. Ich erinnerte mich sehr stark daran und das wollte ich Euch auch mitteilen..... Nachdem ich einige Berichte anderer Frauen gelesen hatte, kam auch mir der Gedanke, meine Erfahrungen und Erlebnisse während der Schwangerschaft anderen Betroffenen mitzuteilen. Vorneweg möchte ich nur eins Schicken: MEINE SCHWANGERSCHAFT WAR SCHRECKLICH!!! ICH WILL NIIIIIE WIIIIIEDER SCHWANGER SEIN!!! Unsere kleine Sophia ist jetzt genau 2 Jahre alt. Sie ist ein so süßer kleiner Schatz, kerngesund und natürlich unser ganzer Stolz. Es fing eigentlich alles ganz normal an. Ich lernte den Mann meiner Träume kennen, wir verliebten uns, zogen zusammen in eine gemeinsame Wohnung, lernten für unser Staatsexamen zusammen, wollten ein Jahr später heiraten, ich wurde schwanger. Da wir ohne zu verhüten miteinander schliefen, war es nur eine Frage der Zeit, schwanger zu werden. Das alles passierte innerhalb von ca. 7 Monaten. Wir freuten uns auch riesig, ein Kind zu bekommen, schließlich haben wir es ja drauf angelegt. Nachdem ich die Bestätigung meines FA hatte, da war ich in der 6.SSW, ging es mir schon nicht so gut. Mir war flau im Magen, ich fühlte mich geschwächt. Und nur einen Tag später fing ich an zu kotzen. (Und es hörte erst ca. 2 Wochen vor der Entbindung auf, bzw. da kotzte ich zum letzten Mal.) Nach ein paar ambulanten Behandlungen mit irgendwelchen Spritzen, brachte mein Mann Marten mich nur 2 Wochen später ins Krankenhaus, wo auch keiner für mich zuständig war und ich erst nach Stunden der Tortur endlich ein Bett hatte. Komischerweise ging es mir im Krankenhaus wesentlich besser. Nach 6 Tagen, in denen ich nur zweimal gekotzt hatte, wurde ich entlassen. Ich kam nach Hause, aß mit Marten irgend so ein komisches Fertiggericht, was man nur mit Wasser aufgießen musste (das einzige, worauf ich Appetit hatte), und fing jetzt, 8.SSW, erst richtig an zu kotzen. Jetzt ging alles erst los. 5-6 Mal täglich kotzen, nicht einmal Kamillentee und Zwieback konnte ich bei mir behalten. Nur 2 Tage danach, brachte Marten mich wieder ins KH. Diesmal wurde nichts besser, sondern nur noch schlimmer. Auch ich wurde behandelt, als würde ich simulieren, als würde ich übertreiben. Dann diese Bemerkungen: "Ab der 12.SSW wäre alles vorbei." Na danke, noch 4 Wochen in dem Zustand, das halte ich nicht aus. Außerdem wusste ich irgendwie, dass es ab der 12.SSW nicht vorbei sein würde. Wenn ich Besuch bekam (meine Eltern), dann kotzte ich, wenn mein Mann kam, kotzte ich , so dass irgendwer Neunmalkluger auf die Idee kam, Marten und ich und meine Eltern und ich hätten ein Problem. Die Ärzte sprachen mit mir, hinter der Kotzerei könnte sich ja was psychisches verbergen, sie schickten mir sogar eine Sozialarbeiterin, die Gottseidank schnell bemerkte, dass ich ihrer nicht bedurfte, sondern dass mir einfach nur scheiße schlecht war. Eine der Krankenschwestern pflaumte mich an, warum ich eigentlich noch etwas esse, wenn ich es doch nur wieder auskotze. Ich hielt das erst für einen Witz, einen sehr schlechten natürlich, aber sie sagte das noch mal, sie meinte es ernst. Eine andere sagte Marten und mir, in unserer Beziehung stimmt etwas nicht, sonst würde es mir nicht so schlecht gehen, und wir sollten mal darüber nachdenken und reden. Das war für mich der Höhepunkt des KH-Aufenthalts, Marten und mir so was auch noch ins Gesicht zu sagen, dem Mann zu unterstellen er würde das Kind nicht wollen und mich nicht lieben, diesem Mann , der täglich ab 15 Uhr mich im KH besuchte, mir selbstgebackenen Kuchen mitbrachte, Kekse, Kreuzworträtsel, Getränke, Zeitungen usw., der selbst seine Examensvorbereitungen hinten an stellte, obwohl er nur 4 Wochen später schreiben sollte. Wir wussten, dass zwischen uns alles in Ordnung ist. Nach 4 Wochen KH entließ ich mich selbst. Im KH wurde es ja doch nicht besser, und im Bett rumliegen und kotzen kann ich auch zu Hause. Außerdem habe ich dort mehr Ruhe und muß nicht ständig das dumme Gelaber der Schwestern ertragen. Marten kümmerte sich rührend um mich, war immer da, streichelte meinen Rücken beim Kotzen, ging auch ca. 200 m mit mir spazieren, trug mich dann die Treppe hinauf in den 5. Stock, weil ich dazu keine Kraft hatte. Ich gebe auch zu, über Abtreibung nachgedacht zu haben und auch über Selbstmord, aber zu beidem war ich zu feige, was ich heute auch nicht gerade bereue. Es war einfach furchtbar, nichts half, die Kräfte schwanden und ich wog nur noch 54 kg, bei 1,76 m Größe und Normalgewicht von 62-64 kg. Dementsprechend war ich auch bei Kräften. So in der 15. SSW teilte die FÄ uns mit, dass unser Kind höchstwahrscheinlich Trisomie 21 haben könnte. Ich hatte so einen komischen Test machen lassen, weil meine Tante ein Kind mit einem offenem Rücken geboren hatte und ich einfach nur sicher gehen wollte. Na toll, ein behindertes Kind. Also bisher alles umsonst gewesen, die ganze Kotzerei, alles für nichts. Also haben wir, um ganz sicher zu sein, eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen. Die drei Wochen danach waren die Hölle. Wir wussten auch, was wir im Fall der Fälle tun würden... Als dann das positive (also negative) Ergebnis kam, ist uns natürlich ein Stein vom Herzen gefallen. Aber die Angst, das alles auf sich zu nehmen, das Kotzen, das Aufgeben des bisherigen Lebens (ich konnte ja vor lauter Schwäche nirgends hin), das alles hat uns beide natürlich völlig fertig gemacht. Und ich kotzte weiter fröhlich vor mich hin. In der 20. SSW wurde alles ein wenig besser, ich kotzte nicht mehr jeden Tag. Die Abstände zwischen den Brechattacken wurden tatsächlich weniger. Erst nur noch jeden zweiten Tag, dann jeden dritten , dann nur noch einmal pro Woche, zu guter letzt nur noch ca. einmal alle 14 Tage. Allerdings ging es mir dazwischen nicht gerade blendend. Abgesehen von den Schwangerschaftsgebrechen fühlte ich mich immer noch total mies, mir war regelmäßig schlecht (ohne zu kotzen), ich hatte immer ein ganz komisches Gefühl im Rachen, so als müsste ich jeden Moment kotzen. Außerdem musste ich immer irgend etwas zu essen oder zu trinken oder zu lutschen mit mir rumschleppen, sonst bekam ich Panik. In der 30. SSW fragte ich meine FÄ, wie das wohl mit der Entbindung aussehe, da ich mich immer noch total schwach fühlte und Angst hatte, dass mir für die Geburt die Kraft fehlt. Das alles interessierte sie natürlich wenig. (Habe ich schon erwähnt, dass ich mittlerweile den FA gewechselt habe?) Komischerweise nahm ich im letzten Schwangerschaftsdrittel enorm zu. An allen möglichen Stellen des Körpers fing ich an zu reißen wie ein Weltmeister. Das war natürlich das i-Tüpfelchen bei dieser Schwangerschaft. Ich wog 84 kg, habe also insgesamt zu guter letzt ca. 30 kg zugenommen. Woher weiß ich eigentlich nicht. Beim Geburtsvorbereitungskurs hat uns die Hebamme aber gesagt, dass es nicht weiter schlimm ist, soviel zuzunehmen. Nur hinterher schön die Rückbildungsgymnastik machen, dann kommt die alte Figur ruckzuck wieder. Sie hatte Recht, aber nicht mit dem ruckzuck. Egal, heute habe ich tatsächlich meine alte Figur wieder und von den Schwangerschaftsstreifen sieht man nur noch etwas, wenn man es weiß bzw. ganz genau hinsieht. Die Geburt verlief dann relativ problemlos, abgesehen davon, dass unser liebes Kind nicht wollte und die Wehen trotz Springens der Fruchtblase einfach nicht einsetzten. So mussten dann die Wehen künstlich eingeleitet werden. Aber dann ging es doch ganz gut. Sophia war ein richtiger Wonneproppen (49 cm, 3700g). Sie ist gesund, alles dran an ihr. Wenigstens gab es bei der Geburt keine größeren Probleme. Als wir dann zu Hause mit ihr waren, entpuppte sie sich allerdings als Schreikind. Sie schrie den ganzen Tag, wollte nicht mal richtig trinken, so dass ich sie leider nicht wie geplant stillen konnte. Jetzt, wo das zweite Jahr mit ihr um ist, muß ich sagen, es war viel schöner als das erste Jahr mit Sophia. Sie ist ein Wirbelwind, aber jetzt ist sie insgesamt ausgeglichener. Wenn ich so zurückdenke, dann stelle ich fest, dass ich diese Schwangerschaft noch nicht richtig verarbeitet habe. Aber wann hätte das auch schon geschehen sollen? Während der Schreiphase hatte ich keine Zeit dazu und dann musste ich für mein Staatsexamen lernen (nächste Woche schreibe ich übrigens die Prüfungen). Ich hoffe, dass ich danach ein wenig Zeit für mich haben werde, um vor allem die gesamte Zeit aufzuarbeiten. Gottseidank haben mein Mann und ich uns in dieser für uns beide sehr schweren und harten Zeit nicht auseinandergelebt. Er war immer da, hat sich auch immer rührend gekümmert. Ich bin mir ziemlich sicher, allein hätte ich das nicht gepackt. Wir hatten ja wirklich alles auf einmal. Ganz klar, dass ich "scheißende" Angst vor einer weiteren Schwangerschaft habe. Zumal Marten jetzt arbeiten müsste und wir dann immer noch ein Kind zu versorgen haben. Noch so eine Schwangerschaft können wir wirklich nicht gebrauchen. Ich bekomme jetzt schon Panik, wenn mir mal einfach so schlecht ist und ich mich übergeben muß. So schön vielleicht der Gedanke an ein zweites Kind ist, nicht um diesen Preis. Ich habe schon öfter gehört, dass es beim zweiten Mal nicht besser sondern noch schlimmer geworden ist. Also, ohne mich. Marten versteht das. Er will das alles so schnell auch nicht wieder durchmachen. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass es noch mehr Frauen gibt, denen es auch so verdammt mies ging, so wie Dir Chrissie. Vielleicht wird ja doch noch ein wenig mehr geforscht, woher das nun genau kommt. Ich wünsche das alles keiner Frau, es ist einfach zu hart, so etwas durchmachen zu müssen. |