Petra

 
Die folgende Email mit Erfahrungsbericht kommt von Petra. Kotzen bis der Arzt kommt und doof labert... (10.01.1998)
 
hallo Chrissi,

also daß es über diese Thema eine Homepage gibt, finde ich toll.

auch ich war eine der Betroffenen, und war nicht eben begeistert von meinem Zustand.

ich bin heute fast 25 Jahre alt, meine Tochter Jenny wurde am 23.09.2000 geboren (heute ist ihr erster Geburtstag-schluchz)

meine Story:

wir wünschten uns seit einem Jahr ein Baby. Als ich dann endlich meinen positiven SS-Test in den Händen hatte, war ich der glücklichste Mensch der Welt.

Auch zeigte sich nichts von einer Übelkeit und ich freute mich zu früh.

Es ging wie anderswo auch mit einmaligen Kotzatacken los, bei mir allerdings immer abends. Nun gut, dachte ich, damit kannste leben. Das paßt auch zum Studium, das schränkt nicht ein. Es war zu Beginn der Semesterferien, also war noch Zeit.

Etwa eine halbe Woche nach dem Beginn der Kloschau, hing ich ca. alle 5 Minuten über der Schüssel und erbrach nur noch gelbe Galle. Mich verließen alle Kräfte, ich wollte nur noch schlafen. Allerdings hatte ich Angst um mein Baby. Meine FA wies mich umgehend ins KH ein und dort wurde ich erstmal untersucht.

Man sagte mir vor allem labile Frauen und nicht gewollt Schwangere waren betroffen. Ich und labil, seit wann ist eine deutsche Eiche ein Strohhalm.

Ich dachte mir meinen Teil und bekam tatsächlich einen Liter Infusion mit einem Vitaminkoktail, es ging mir besser.

Ich aß wieder und trank und wollte mich schon wieder freuen, aber es ging wieder los. Also bettelte ich wieder um eine Infusion, diese Spielchen ging so 10 Tage. Alle 3 Tage bekam ich so 1-2 Liter und ansonsten dorrte ich so vor mich hin, erfüllt von Angst um mein Baby. Niemals machte ich sie dafür verantwortlich, niemals haßte ich sie dafür. Mein Mutter, auch sie war in der ersten SS davon betroffen, hatte echtes Mitleid mit mir, in den Augen der Ärzte hatte ich nen Sprung in der Schüssel.

Als es mir wieder schlecht ging, hatte ich die Nase voll, ich ließ mich entlassen und ging in die Universitätsklinik.

Dort bekam ich jeden Tag 5-6 Liter Infusion. An manchen Tagen ging es mir gut und an anderen hatte ich ne Reservierung aufm Klo. Ich war das Hauptgesprächsthema auf den Gängen der Stationen in der Frauenklinik. Nach fast 6Wochen brach ich nur noch morgens und bestand darauf nach Hause zu dürfen, schließlich warteten auf mich drei Kater und ein Mann. Ca. 10 Tage später war ich wieder da, nahm meine reservierten Kloplatz ein und mein nun begonnenes Studiensemester war futsch. Aber diesmal war ich nach 14 Tagen wieder draußen, und es war für mich das schlimmste vorbei. Ich erbrach nur noch 1-2 mal am Tag und konnte auch wieder essen, aber Milchprodukte vertrug ich nicht mehr. Mit dem Brechen, dem endlosen Schlafen, meine Kreislaufbeschwerden und den kräftigen Tritten meiner Tochter stand ich irgendwie meine SS durch und freute mich überirdisch auf mein Baby. Meine Tochter kam 14 Tage vor dem Termin kerngesund und nach einer relativ normalen Geburt, aber wieder mit Brechen, auf die Welt. ich ging gleich nach der Entbindung nach Hause, ich hatte die Nase voll von KH. Am nächsten Morgen wachten wir auf und ich konnte voller Verwunderung feststellen, mir ist nicht mehr schlecht und die Welt ist doch schön.

Ich will irgendwann noch ein Kind, habe aber eine Heidenangst vor der SS. Ich werde dem Tip mit dem Heliobakter pylori mal auf den Grund gehen und den anderen Mundbewohnern auch, mal schauen.

Ich studiere übrigens Medizin und habe außer den psychischen Gründen, die ich alle ablehne, noch nie einen Schlüssigen Grund für diese Phänomen, gefunden, aber vielleicht werden wir einmal vollständig rehabilitiert und betroffene Frauen nicht mehr für verrückt erklärt.

Ach so, auch meine Tochter ist ein kräftiges, kerngesundes, recht charakterstarkes Kind, eben wie du sagtest, ein KOTZKIND, und ich liebe sie über alles.

tschüß Petra