Ina |
Dieser Bericht ist von Ina. Danke Ina! (07.12.2002) |
Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar fuer Deine Homepage bin. Sie hat mir geholfen zu verstehen, dass es auch andere gibt die (mehr) leiden. Vorweg vielleicht das erfreuliche: ich bin nun in der 13 SSW, breche wie alle Leidensgenossinnen seit der 6 SSW, hatte aber in dieser Zeit bestimmt 6 kotzfreie Tage, die ich sehr genossen habe. Ich weiss nicht so genau, ob ich eine hyperemesis Patientin bin. Mein "Leidensbild" besteht darin, dass ich zwischen 5x (guter Tag) bis 20x (extrem schlechter Tag) kotze und dass mir dauerhaft schlecht ist. Trotz dieser Kotzorgien habe ich es geschafft in den ersten 3 Kotzwochen 5 kg zuzunehmen und auch danach kein Gewicht zu verlieren. Das fuehre ich darauf zurueck, dass ich vor der Schwangerschaft regelmaessig Sport gemacht habe (joggen) und das ich generell sehr leicht zunehme. Ausserdem kommen manche Speisen erst nach 2-3 Stunden wieder raus, sodass sich der Koeper und das Kind die wichtigsten Sachen schon rausholen konnte. Ein schwacher Trost, wenn man trotzdem kotzt. Mein Freund und ich sind im Juni nach England gezogen. Nach drei Monaten hatte ich einen netten kleinen Job bei einer Firma fuer Healthcare gefunden und bin zeitgleich schwanger geworden. Natuerlich haben wir uns riesig gefreut. Als die Kotzerei eines Montagsmorgens anfing hab ich es noch mit Humor getragen. Etwas amuesiert stellte ich fest, dass ich wohl eine von "diesen Kotzerinnen" bin. Auf der Arbeit meldete ich mich erstmal mit einer Magen und Darmverstimmung krank und dachte ich bin nach 2 Tagen wieder an Ort und Stelle. Die Zeit wollte ich mir einraeumen um "die Sache in den Griff zu bekommen"... Nun denn, ich probierte alle Hausmittelchen durch, die ich finden konnte, insbesondere habe ich mich an den Tipp gehalten, dass man regelmaessig essen soll. Das hat immerhin gebracht, dass ich trotz der Brecherei brav 5 kg zugenommen habe, aber leider habe ich mir so auch eine ueble Abneigung gegen fast alle Nahrungsmittel zugelegt. Wer isst schon gerne etwas auf dass sie schon min. 3x gekotzt hat??? Aus den 2 Tagen wurde eine ganze Woche und ich hatte die Sache natuerlich nicht im Griff. Trotzdem schleppte ich mich brav auf die Arbeit, versuchte mir dort nichts anmerken zu lassen. Tatsaechlich war ich voellig fertig, konnte das Klo nicht mehr sehen, ohne das zuletzt gegessene direkt wieder reinzuspeien. Die ewige Kotzerei und Schlafstoerungen nachts (durch Uebelkeit) fuehrte dazu, dass ich mich einmal auf Klo legte und dort eine halbe Stunde schlief... Nach 2 Wochen wurde es plotzlich eines nachts ganz besonders schlimm, ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, konnte gerade noch die Schuessel neben dem Bett anpeilen. Ich weiss nicht wie oft ich an diesem Tag gekotzt habe, aber mir war nur noch hundeelend. Auf der Arbeit meldete ich mich wieder krank. Trotz allem habe ich mich an dem Wochenende aufgerafft und bin nach Hause geflogen, da ich einen Frauenarzttermin in Deutschland hatte. Und siehe da, mir war zwar noch uebel, aber ich hatte eins meiner kotzfreien Wochenenden... Zu schoen um wahr zu sein. Ich habe es sehr genossen. Aber alles hat ein Ende und auch die schoene Zeit. Montagsmorgens sass ich bei Frauenarzt und mir war hundeelend, die Fruehstuecksversuche waren alle wieder draussen. Die Frage bei der Frauenaerztin, ob man da vielleicht nicht mal was machen koennte, endete nur wieder in langen Erklaerungen ueber regelmaessiges essen und das es doch bald vorbei waere und so weiter. Und solange ich nicht abnehmen, sondern zunehmen wuerde, waere es nicht schlimm... Wieder in England angekommen konnte ich gar nicht mehr. Alles was ich gegessen habe kam wieder raus, in die Kueche konnte ich gar nicht erst gehen, weil ich mich sofort uebergeben musste. Auf der Arbeit meldete ich mich weiter krank und bekam tags drauf eine Kuendigung. Da ich mich noch in der Probezeit befand konnte man mir fristlos kuendigen und da ich dort noch nicht gesagt hatte dass ich schwanger bin hatte ich auch keinen Kuendigngsschutz. Da zu diesem Zeitpunkt tagelang nichts mehr in mir geblieben war und ich Schmerzen bei Pinkeln hatte, habe ich meine Hausaerztin hier in England aufgesucht. Die hat mich in ein nahegelegenes Krankenhaus geschickt. Dort wurde ich untersucht und wieder nach Hause geschickt. Ich waere nicht dehydriert und solange ich noch genug Speck auf den Rippen haette waere alles ok, so war deren freundliche Aussage. Einerseits gluekclich darueber, dass ich nicht im Krankenhaus bleiben musste andererseits hatte ich mal wieder die Hoffnung geschoepft, dass man mich mal fuer 2 Tage von der Kotzerei erloesen koennte, damit ich mal wieder ein bisschen Ruhe habe. Aber nichts da. Seither bin ich nun jeden Tag zu Hause und habe einige ueble Tage hinter mir. Da ich jede Nacht durch eine starke Uebelkeit geweckt werde, schlafe und kotze ich mich durch den Morgen. Sobald ich mich dann irgendwie aufgerafft habe und mal irgendwas drinbleibt kann ich dann nachmittags ein bisschen lesen oder irgendwas machen. Abends geht dann alles wieder von vorne los, wenn ich Pech habe aber auch schon gleich in den fruehen Abendstunden. Das schlimmste ist fuer mich allerdings nicht mehr das ewige Kotzen, sondern die fehlende Akzeptanz meiner Umwelt. Die meisten Tipps kann ich nicht mehr hoeren. Von "geh doch mal spazieren oder einkaufen" (toll, was meint Ihr wie schoen das ist irgendwo in der Oeffentlichkeit zu kotzen) bis " vielleicht willst Du ja gar kein Kind" habe ich nun schon alles gehoert. Da ich hier in England nur sehr wenige Menschen kenne komme ich natuerlich auch wenig raus. Wenn ich andere Menschen treffe, dann fuehle ich mich echt unwohl in meiner Haut, denn ich sehe gelinde gesagt aus wie ausgekotzt. Und was soll ich erzaehlen? Wie oft ich der letzten Woche durchschnittlich gekotzt habe und welche qualitativen Unterschiede es beim Kotzen verschiedener Speisen gibt? Das ich nicht mehr essen mag und am liebsten nur im Bett liege und schlafe, weil ich dann vergessen kann, dass mir immerzu schlecht ist? Dass ich mir jeden Tag etwas vornehme und abends total frustriert bin, weil es wieder nicht geschafft habe, weil ich den Tag verkotzt und verschlafen habe? Dass ich nicht nur gewisse Speisen (fast alles was mir fueher geschmeckt hat, ist nun ersatzlos gestrichen), sondern Geraeusche, wie das Klingeln unseres Telefons, und natuerlich bestimmte Gerueche zum Kotzen finde. Nein, dass sind wohl nicht die Gespraechsthemen von heute, oder? Mittlerweile leidet natuerlich auch unsere Beziehung unter der ganzen Kotzerei. Obwohl mein Freund versucht mir alle meiner Wuensche von den Lippen abzulesen, merke ich, dass er auch nicht mehr kann. Jeden Abend nach Hause zu kommen und ein jammerndes, kotzendes Hormonfrack vorzufinden ist bestimmt auch nicht gerade aufbauend. Vor allem da ich immernoch versuche mal was einzukaufen, aber meistens einfach voellig frustriert merke. dass ich einfach nicht kann. Kaum jemand, der nicht in der "Kotzhaut" steckt kann sich das vorstellen. Auch ich denke nicht, dass man kotzt weil man depressiv ist, sondern, dass diese Kotzerei so an den Nerven zerrt, dass schliesslich der gluecklichste Mensch einfach nicht mehr kann. Deshalb was ich heute nachmittag so froh diese Homepage gefunden zu haben und zu sehen, dass es Frauen gibt, denen es genauso geht wie mir. LiebeGruesse an alle Mitleidenden und noch liebere Gruesse an alle, die denen es noch schlechter geht. Ich sag mir jeden Tag das es ja irdenwann vorbei sein MUSS, und wenn s halt 9 Moate dauert, hauptsache es ist irgendwann vorbei und damit auch all die doofen Tipps von Menschen die einfach keine Ahnung haben. |