Gaby

 
Hier ist der Bericht von Gaby (30.01.2005)
 
Hallo Chrissi!!!

Toll, dass Du eine hypermesis-Homepage gemacht hast.
Ich kann auch ein Liedchen davon singen.
Ich bin jetzt 35 Jahre alt und mein Sohn Jörn (jetzt 3) hat mir echt eine wilde Schwangerschaft aufgebürdet. Aber er ist das fitteste und selbstbewußteste Kind, das man sich vorstellen kann. Der hatte sich damals echt festgebissen und weiß auch heute noch, was er will...
Bei mir fing das ganze Elend kurz nach dem ich wusste an. Ich weiß es noch wie heute: Es war Ostern und wir waren eigentlich eingeladen, ich hatte aber wegen meiner Übelkeit ja nun so gar keine Lust, auf eine Party zu gehen, wo sowieso alle nur lauern, wer denn wohl evtl. schwanger ist. Also ist mein Mann alleine hin gegangen und hat behauptet, ich hätte Magen-Darm-Grippe (hat auch jeder geglaubt - klar). Er war gerade weg und ich rannte das erste Mal zum Klo und hielt den Kopf in die Schüssel. Wenn man dann noch Mageninhalt auskotzt, ist das echt richtig ekelhaft. Dann ging es weiter und man meint ja immer, das ist normal, das gehört halt dazu. Aber es hörte einfach nicht auf. Das Blöde war auch noch, dass meine Frauenärztin im Urlaub war und so schnell geht man ja auch nicht zum Arzt (zumindest ich nicht).
Ich habe echt den ganzen Tag gekotzt. Irgendwann hört man auch auf zu zählen.Ich konnte weder essen noch trinken. Telefonate von Eingeweihten musste ich immer abrupt unterbrechen, wenn das überhaupt noch ging. Ich habe kaum gesprochen und nur gewartet, bis endlich Abend wurde und ich schlafen konnte (da musste ich wenigstens nicht kotzen). Irgendwann habe ich dann von Cocktails und Eis geträumt und von Torten und überhaupt. Mein Hals tat schon so weh, dass ich hätte heulen können. Die Speiseröhre brannte nur noch und aus meinem Körper kam nur noch GrünGelbes. Auf die Toilette brauchte ich gar nicht mehr. Ich dachte, meine Nieren verabschieden sich.
Irgendwann habe ich mich dann zum Vertretungsarzt aufgemacht (mit Taxi und Riesen-Plastiktüte). Komischerweise musste ich die 2-3 Stunden dort nicht kotzen, hatte aber genug Angst davor...
Beim Doc habe ich dann Nux Vomica bekommen, was aber nicht geholfen hat. Irgendwann hatte mein Mann die Schnauze voll, immer das Klo wieder sauber zu machen und wollte mich schon ins Krankenhaus bringen. Aber Gott sei Dank war meine Frauenärztin wieder da und dort habe ich sofort Vomex A Dragees bekommen. Das sind die besten Tabletten auf der ganzen Erde!!!
Am ersten Tag mit Vomex A musste ich wenigstens nicht mehr kotzen. Mein Mann kam von der Arbeit und ich konnte endlich seine Frage "Und - wie oft..." mit "noch gar nicht" beantworten. HERRLICH!!!

Glücklicherweise hatte ich immer einen ganz guten Blutdruck und die 5 Kilo Verlust in der ersten Kotzwoche waren eigentlich ein ganz guter Nebeneffekt. Ich hatte auch das Glück, dass Familie, Freunde und Bekannte eigentlich ganz verständnisvoll waren. Meine Mutter hatte das damals auch mitgemacht und konnte sich noch gut erinnern. Außerdem ließ meine Optik auch echt keine Fragen offen. Ich hatte mir Löcher in die Wangen gekotzt, von der kalkigen Hautfarbe mal ganz abgesehen. Seit dem Zeitpunkt habe ich Falten auf der Oberlippe vom zu schnellen Gewichtsverlust, aber was tut man nicht alles für den Nachwuchs)
Klar, gute Ratschläge von so einigen (vor allem hyper-engagierte Hebammen...) waren immer dabei: Hühnerbrühe, Kekse, Milch, Tees - BLA BLA BLA. Ich war froh, dass ich das Leben hatte und es ging wirklich nichts rein.

Als es mir dann Gott sei Dank so langsam wieder besser ging, war ich auch mutig mit dem Essen, aber nachdem mich der Verzehr einer Gyrospfanne erbrechenstechnisch fast das Leben gekostet hätte (ich dachte, ich ersticke), bin ich doch sehr vor-sichtig geworden. Bis heute kann ich kein Gyros riechen (das werde ich wohl nie mehr los).
Jedenfalls war ich wieder ein anderer Mensch und ich konnte wieder unter die Lebenden. Aber ohne mein VOMEX A bin ich nicht mehr vor die Tür gegangen. Wenn ich es mal eine Stunde später eingenommen habe als sonst, musste ich sofort wieder kotzen. Eigentlich wollten wie nach Kreta fliegen, aber ich hatte trotz Vomex eine Heidenangst vorm Urlaub und so haben wir storniert und sind an die Ostsee gefahren. Durch die Fahrt ging es mir dann auch nicht gut und ich konnte - gerade im Urlaubsappartement angekommen - noch nicht mal mehr den Klodeckel öffnen. Mein Mann, die treue Seele, durfte wieder mal putzen...Das schmiert er mir auch heute noch öfter aufs Brot.

Naja, langer Rede kurzer Sinn, jetzt bin ich wohl wieder schwanger und kann nur hoffen, dass der Brech-Kelch diesmal an mir vorüber zieht. Jedenfalls weiß ich aber jetzt, was ich SOFORT einnehmen werde. Ich habe sogar VOMEX auf Vorrat, kann ja nie schaden. Ich hätte auch keine Bedenken, denn unser Sohn war bei der Geburt ein Riesenbrocken (fast 4 Kilo) und von Anfang an gut drauf.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deiner Homepage und ich wünsche allen Betroffenen die richtige Hilfe zur richtigen Zeit.

Ich werde evtl. beizeiten (was ich ja eigentlich nicht hoffe) einen neuen Lagebericht senden. Schaun mir mal!!!

Gaby