Claudia

 
Hier berichtet Claudia von ihrer derzeitigen Schwangerschaft und erz?hlt, was ihr im Alltag ein wenig geholfen hat (11.09.2005)
 
Beginn mit der 6. SSW derartig heftig (2 Tage durchgehendes Erbrechen mit bis zu 20x täglich), dass nach 3 Tagen die Einweisung ins Krankenhaus wg. massiver Austrocknung notwendig war. Nach 2-wöchigem Klinikaufenthalt (pro Tag bekam ich 2 Liter Kochsalz/Elektrolyt-Infusionen) wurde ich entlassen und wog mittlerweile 8 kg weniger als zu Beginn meiner SS (d.h. 48 kg bei einer Körpergröße von 160cm).
Zunächst änderte sich an meinem Zustand nur wenig und ich war körperlich total erschöpft, da ich auf Grund der permanenten Übelkeit auch Nachts nur ca. 3-4 Stunden Schlaf fand. Durch die mangelnde Bewegung (jeder Schritt brachte meinen Magen sofort in Aufruhr) bildeten sich meine Muskeln zurück, sodass ich mich nicht länger als max. 5 Minuten auf den Beinen halten konnte.
Durch regelmäßige Akkupunktur 1x pro Woche und Lasertherapie 3-4x täglich (habe eine tolle Hausärztin, die sich wie eine Mutter um mich kümmerte) sowie dem Medikament "Neo-Emedyl-Rektalkapseln" (ähnlich dem in Deutschland bekannten Vomex) bekam ich die Übelkeit bis Ende des 5. Monats fast vollständig in den Griff. Allerdings merkte ich sofort, als ich versuchte das Medikament abzusetzen, dass die Hyperemesis noch sehr wohl vorhanden ist (doch konnte ich die Dosis von täglich 2 Kapseln auf 1 Kapsel verringern).
Nun bin ich bereits im 7. Monat (berechneter Entbindungstermin: 17.11.05) und kann die restliche Zeit der SS mit meinem Kleinen im Bauch und meinem lieben Mann an meiner Seite endlich ausgiebig genießen.
(Übrigens: ich war seit Beginn der Hyperemesis nicht mehr arbeitsfähig u. mir wurde daher trotz der in Salzburg sehr strengen Auflagen des Gesundheitsamtes vorzeitiger Mutterschutz gewährt.)

Vielen Dank, dass du mit der Gründung deiner Homepage so vielen werdenden - unter Hyperemesis leidenden - Mamis wieder neuen Mut gegeben hast u. gibst. Denn nichts ist schlimmer als der Gedanke, mit einem Problem alleine dazustehen...

Alles Liebe,
Claudia


SAMMLUNG MEINER ERFAHRUNGEN IM UMGANG MIT HYPEREMESIS GRAVIDARUM:

Wodurch bei mir Übelkeit/Erbrechen verstärkt wurde:
Gerüche aller Art: d.h. fast alles ausser Luft, löste anfangs Brechreiz aus. Am Schlimmsten: Kaffee, Zigarettenrauch, Wurst u. Fisch.
Öffnen der Kühlschrank-Türe (durch den "Mix" an Lebensmittel-Gerüchen)
Plötzliche Bewegungen: ich musste jede kleinste Bewegung ganz langsam durchführen
Laute Geräusche: mein Gehörsinn wurde ebenso übersensibel wie mein Geruchsinn (wenn ich den Fernseher auf eine für mich angenehme Lautstärke stellte, hörte mein Mann fast nichts mehr).
Gehen und Stehen (z.B. wurde auch Duschen u. Haare fönen zu einem großen Problem)
Warmes Wetter bzw. Föhn: dadurch bekam ich Migräneanfälle, die immer mit Schweißausbrüchen u. heftigem Erbrechen einher gingen
Trinken: auf jeden Schluck folgte automatisch Würgereiz; am Schlimmsten war Wasser, da es nach meinem Empfinden leicht bitter schmeckte. Die einzige Lösung waren für mich nahrhafte Suppen.
Milchprodukte: lange Zeit vertrug ich nicht einmal Naturjoghurts.
Lesen: obwohl es normalerweise eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist, musste ich mich lange Zeit auf's Fernsehen beschränken.
Nach unten sehen oder bücken: verursachte Schwindel u. führte dadurch unmittelbar zum Erbrechen.
Zähne putzen: war für mich morgens u. abends unmöglich u. musste daher auf andere Tageszeiten verlegt werden, in denen die Übelkeit etwas erträglicher war.
Berührungen am Oberkörper
Reden bzw. Telefonieren
Auto- oder Busfahrten: mir wurde auch dann schlecht, wenn ich selber hinter dem Steuer meines Wagens saß.

Maßnahmen gegen Übelkeit/Erbrechen, die bei mir Wirkung zeigten:
Laser-Behandlung der Übelkeits-Akupressurpunkte (Innenseite der Handgelenke, Magenpunkt)
Akupunktur (Ohren, Handgelenke, Fußknöchel, Magen)
"Sea-Band"-Armbänder stundenweise tragen (drücken auf Akupressur-Punkte)
Angenehme Sitzposition mit hochgelegten Beinen u. möglichst nicht bewegen
Neo-Emedyl-Zäpfchen
Einhaltung v. bestimmten Essenszeiten:Frühstück sofort nach dem Aufstehen, aber nicht vor 9.00 Uhr (am besten vertrug ich Weißbrot mit Nutella u. Pfefferminztee); Vormittagsjause; Mittagessen bis spätestens 13.00 Uhr (am besten vertrug ich Mehlspeisen und Suppen); Nachmittagsjause; Abendessen bis spätestens 18.00 Uhr; Vor dem Schlafengehen noch ein paar Haferflocken kauen gegen Sodbrennen.
Für meinen Magen unverträglich u. daher vermieden: rohes Gemüse, säurehaltiges Obst, Spinat, Vollkornbrot, Milchprodukte, Eier, Hülsenfrüchte, Salat, kohlensäurehaltige Getränke, eisenhaltige Vitaminkapseln.
Am besten habe ich vertragen: Bananen, Mc Donalds-Burger (Hamburger, Cheeseburger u. Fishmac), Kebab, altes Weißbrot, Leberkäs-Semmerl (aber ohne Essiggurke), Schokoriegel, Chips, Mehlspeisen aller Art, Gummibärchen od. ähnliches Gummizeug, verdünnten Orangensaft (bevorzugte Marke: Hohes C + Calzium) - diese Ernährung ist zwar keinesfalls gesund, war aber in meinem Fall das Einzige, was ich nicht wieder erbrach u. daher eine Zeit lang für mich quasi lebensnotwendig. Natürlich ist bei so einer ungesunden u. einseitigen Ernährung ständige Blutkontrolle u. ärztliche Kontrolle unerlässlich, um gegebenenfalls Mangelerscheinungen rechtzeitig vorbeugen zu können!!!
Im Sitzen schlafen: d.h. Kopfteil des Lattenrostes so hoch wie möglich stellen u. mehrere Polster - Rückenlage u. angewinkelte Beine war für mich die angenehmste Position.
Lüften: wenn möglich Tag u. Nacht durchgehend, damit die Raumtemeratur so niedrig wie möglich ist.
Weite Kleidung, die nicht am Bauch anliegt
Gegen Migräne-Anfälle: Pfefferminz-Öl (Schläfen damit einreiben), klare Gemüsesuppe, Fuß-Wechselduschen, Basenpulver
Handgelenke unter kalten Wasserstrahl halten
Aufenthalte in der Küche so kurz wie möglich halten (wenn möglich vorkochen oder kochen lassen)
Hausarbeiten auf ein notwendiges Minimum beschränken (kein bügeln, saugen oder wischen) - und immer wieder Pausen einlegen!
Toilette muss immer gut duften, damit Brechreiz vermieden wird
Für unterwegs immer ein paar Kekse, Riegel oder Banane mitnehmen
Keine unnötigen Bus- oder Autofahrten: wenn erforderlich, dann sehr langsam fahren u. ruckartiges Bremsen vermeiden. Fenster während der Fahrt geöffnet halten.
Nach dem Erbrechen langsam und ganz bewußt ein- und ausatmen, Handgelenke u. Gesicht mit kalten Wasser abwaschen. Erst wieder essen und trinken, wenn sich der Magen beruhigt hat (d.h. wenn er zu "pumpen" aufgehört hat).
Keinen Schmuck tragen