Nadja

 
Hier berichtet Nadja.Ihr konnte durch eine OP w?hrend der Schwangerschaft geholfen werden. (26.09.2005)
 
Liebe Chrissi,

deine Homepage ist wirklich toll. Ich habe mich in deiner Story so oft wiedergefunden und danke dir dafür, das du anderen Mut machst.

Die Kotzerei hat bei mir in der 6. Woche angefangen, am ersten Tag nur morgens. 2 Tage später den ganzen Tag. Nichts essen, nichts trinken. Mein FA hat mir nach einer Woche gar nichts essen und trinken jeden Tag eine Infusion verordnet. Da nach über 3 Wochen mit einer täglichen Vomex-NaCl-Infusion immer noch keine Besserung in Sicht war und ich weiterhin den ganzen Tag am Kotzen war wurde ich ins Krankenhaus eingewiesen ( was wie sich im Nachhinein rausgestellt hat mein großes Glück war). Denn bei mir haben Sie die Ursache für die Kotzerei rausgefunden. Deswegen finde ich es auch extrem wichtig dir diese Mail zu schreiben. Wenn auch nur einer Frau, die dies liest dadurch geholfen werden kann bin ich glücklich. Ein junger Arzt hat bei meinen Blutuntersuchungen im KH auch Kalzium mit angekreuzt. Kalzium wird angeblich normal nicht mit angegeben, weil es in keinem Zusammenhang mit der Übelkeit in der Schwangerschaft steht. Das geschah entweder durch Zufall oder mit Absicht aus reiner Verzweiflung, warum auch immer, es war mein Glück. Mein Kalzium-Wert war viel zu hoch. Plötzlich wurden alle ganz nervös. Ich musste mehrfach zum EKG und zum Ultraschall aller möglichen Organe, allerdings ohne Ergebnis. Ich litt also unter Hyperkalzämie. Mir wurden alle Lebensmittel mit Kalzium gestrichen. Gerade Milch, die mir etwas geholfen hatte da sie die Magensäure senkt und die Astronauten-Shakes mit denen ich mich gerade angefreundet hatte, kein Käse mehr, keine Sahne, alles weg. Und siehe da, es ging mir schon besser. Dann wurde mein Parathormon bestimmt und der Wert war atemberaubend hoch. Von da ab war klar, ich leide an Hyperparathyreoidismus. Bei dieser Krankheit ist in den meisten Fällen ein Teil der Nebenschilddrüse gewuchert. Ich wurde in ein anderes KH mit spezieller Endokrinologie-Abteilung eingeliefert und dort in der 15. SSW operiert. Die OP war laut Ärzten für das Baby ein geringeres Risiko als die hohen Kalziumwerte auf Dauer und im mittleren Teil der Schwangerschaft heutzutage wirklich gar kein Problem. Mein Körper hat mir das Kalzium aus meinen Knochen gezogen, d.h. ich hätte innerhalb kürzester Zeit Osteoporose bekommen und auch mit Herz-Rhythmus-Schäden rechnen müssen. Bei der OP wurde das gewucherte Adenom entfernt und mir geht es gut. Ich bin mittlerweile in der 18. SSW und nach 5 langen Wochen in 3 verschiedenen Krankenhäusern und nach wochenlanger Kotzerei bin ich zuhause und kann essen und trinken und genieße zum ersten Mal wieder mein Leben. Auch wenn ich glücklicherweise nicht 9 Monate gekotzt habe kann ich durch diese schrecklichen Wochen wirklich jeder Frau mitfühlen, die das durchgemacht hat oder gerade durchmacht. Diese Krankheit die ich hatte ist in der Schwangerschaft äußerst selten, zumindest bis jetzt, vielleicht aber auch nur viel zu selten entdeckt worden. In einem Buch über Schwangerschaftskrankheiten sind weltweit 11 Fälle beschrieben und im Internet habe ich bisher nichts aufschlußreiches gefunden. Normalerweise, so haben mir die Ärzte gesagt, tritt der Hyperparathyreoidismus so zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, absolut selten bei jungen Leuten. Aber ich denke einen Versuch sollte es jedem wert sein bei der nächsten Blutuntersuchung einfach mal Kalzium mit testen zu lassen, vielleicht kann ein paar von euch geholfen werden. Garantiert gibt es noch 1000 andere Auslöser für Hyperemesis, aber was bei mir so war kann auch bei anderen so sein und mein FA und die Ärzte im Krankenhaus haben etwas für die Zukunft dazugelernt. In der ganzen kotzigen Zeit war ich nicht mal fähig an den Computer zu gehen und mich über Hyperemesis zu informieren, ich war zu schwach. Mir ging es definitiv nach Absetzen der Kalzium-haltigen Lebensmitteln besser und seit der OP beginne ich wieder zuzunehmen, meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen und mich wieder am Leben zu freuen. Soviel nur zu den ganzen Leuten, die gemeint haben das Kind wäre ungewollt und ich hätte wohl Streß oder private Probleme mit dem Partner oder so und nur deswegen ist es mir so schlecht. Den allergrößten Respekt an alle!!! Viele von euch denken sicher, dass eine OP unter Vollnarkose in der Schwangerschaft sicher auch nicht das Beste ist, aber ich weiß ehrlich nicht, wie lange ich dieses "Dahinvegetieren" noch durchgehalten hätte, ich hatte noch über ein halbes Jahr vor mir. Die OP war gegen die vorherigen Strapazen wirklich ein Witz, jetzt ist meine Hoffnung, dass ich ein gesundes Kind auf die Welt bringe, aber im Moment sieht alles danach aus.

Ganz ganz liebe Grüße

Nadja