Diazepam und hyperemesis 3. Schwangerschaft

Dalicia, Montag, 16. September 2019, 17:36 (vor 1474 Tagen)

Huhu zusammen,

Ich habe es schon 2 x durch die Hölle geschafft und bin nun wieder mittendrin. Ssw 8... ich nehme seit Beginn diazepam tropfen die ich dann (meine hyperemesis ist eher light - Kübel nur 10x am Tag. Würge die restlichen 10 std und schlafe sonst da mir alles wehtut. So jedenfalls in der ersten ss endete es mit Woche 12. In der 2 in Woche 14. Ich habe das Gefühl durch das diazepam ist es erträglicher, aber ich spüre dass es raus will. Hab heute die Dosis was erhöht da ich heute einen ganz üblen Tag hatte.

Ich bin ungeplant schwanger geworden mit spirale und nahm das diazepam aufgrund von Ängsten.... d.h. ich werde nach Woche 12 ca ausschleichen.

Hat noch jemand Erfahrung mit dieser Methode?

Lg

Diazepam und hyperemesis 3. Schwangerschaft

Sonja2, Dienstag, 17. September 2019, 12:40 (vor 1473 Tagen) @ Dalicia

Liebe Dalicia,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner dritten Schwangerschaft. Du schreibst von 10 Mal am Tag erbrechen - das ist durchaus viel und nach meinem Empfinden eher weniger "light". Es gibt den sogenannten PUQE-Score, um das Ausmaß der HG-Situation zu erfassen. Im Extremfall erhält man 15 Punkte. 7 Mal oder öfters Erbrechen innerhalb der letzten 24 Stunden wird mit 5 Punkte gewertet. Je nachdem, wie häufig gewürgt wurde werden bis zu 5 weiteren Punkten hinzugerechnet und dann geht es noch um die Frage, wie viele Stunden es einem übel war innerhalb der letzten 24 Stunden. Was ich damit sagen will: 10 Mal am Tag Erbrechen ist viel. Wer behandelt Dich denn? Erhältst Du noch eine über das Diazepam hinausgehende Medikation? Wer verschreibt Dir das Diazepam? Wer begleitet Dich beim Ausschleichen?

Es gab hier einmal eine Betroffene, die hier als Mareike schrieb und die Diazepam verordnet bekam zur Behandlung ihrer sehr schweren HG. Sie hat es im Krankenhaus erhalten, von wo aus sie das erste Mal schrieb ("Hallo! Wie viel Zofran ich bekommen habe , weiß ich nicht genau, aber ich habe sie als Kurzinfusion höchstens 2 mal am Tag bekommen. Zusätzlich bekomme ich im Moment noch Diazepam, was jedoch wegen der Gefahr der Abhängigkeit bei mir und bei dem ungebordenen Baby nun langsam abgesetzt werden muss. Davor hab ich echt Ansgt, da mich das Mittel in einen Dämmerzustand versetzt hat, so dass ich zumindest sich das Erbrechen in Grenzen hielt und ich einigermaßen zur Ruhe kam. Danke für die Antwort bis dann Mareike"- http://hyperemesis.de/forum/index.php?mode=thread&id=11354#p11619.) Nach der Schwangerschaft war sie von Diazepam abhängig, musste einen Entzug machen - und zwar vier Monate stationär: http://hyperemesis.de/forum/index.php?id=15147) und die Frauenärztin fürchtete, dass die Abhängigkeit eine Gefährdung für das Kindeswohl darstelle. Sie selber riet einer anderen Betroffenen von Diazepam ab: http://hyperemesis.de/forum/index.php?id=15628.

Diazepam macht abhängig. Und das relativ rasch. Es gibt auch einen Gewöhnungseffekt und das Verlangen nach Dosissteigerung. Deswegen ist es ein Akutmedikament, aber nicht zur Dauertherapie geeignet. Es gibt andere Medikamente gegen die Hyperemesis, die nicht in dem Maße das Potenzial haben, Dein Leben schwer durcheinanderzubringen und nicht so große Risiken für das Kind haben, wie sie gegeben sind, wenn eine Abhängigkeit entstanden ist. Bei schweren Verläufen wird vor allem in den USA und zunehmend auch bei uns Ondansetron (Handelsnahme z. B. Zofran) verordnet, welches mit wenigen Ausnahmen gut wirksam ist. Es wirkt als sogenannter 5-HT3-Rezeptorantagonist. Es gibt ein weiteres Medikament, welches bisweilen in Deutschland bei Hyperemesis gravidarum verordnet wird, das ebenfalls an diesem 5-HT3-Rezeptor ansetzt: Mirtazapin (Handelsnahme z. B. Remergil) - und das gehört zu den Antidepressiva, wirkt aber gegen die Übelkeit und das Erbrechen. Im off-lable-use wird Mirtazapin auch bei Angsterkrankungen eingesetzt.

FORTSETZUNG FOLGT ...

Diazepam und hyperemesis 3. Schwangerschaft

Sonja2, Dienstag, 17. September 2019, 12:45 (vor 1473 Tagen) @ Sonja2

FORTSETZUNG

Ich möchte Dir dringend raten, mit einem Psychiater zu besprechen, was bei Dir angezeigt sein könnte - gerade in Kombination mit der Angststörung. Hier im Forum haben die vergangen Jahre immer wieder Frauen davon berichtet, dass sie gute Erfahrungen mit Psychiatern gemacht haben, denen sie ihre HG-Problematik schilderten. Hier einige Beispiele: linnie: http://hyperemesis.de/forum/index.php?id=24014 - Tina: http://hyperemesis.de/forum/index.php?id=27122 und auch Sternchen, die von der Krankenkasse zum Psychiaterbesuch "verpflichtet" wurde (sonst wäre die Haushaltshilfe nicht weiter bewilligt worden) und die sich von der Psychiaterin verstanden fühlte und der schriftlich bestätigt wurde, dass ihre HG nicht auf psychische Probleme zurückzuführen ist: http://hyperemesis.de/forum/index.php?id=24535.

Und sprich mit Deinem Frauenarzt bezüglich anderer Behandlungsmöglichkeiten!

Das Diazepam jedenfalls bereitet mir wirklich Sorgen. Es scheint gegen die HG-Qualen wirksam zu sein - und die HG gehörte vor Einführung der Infusionstherapie mit zu den häufigsten Todesursachen von Schwangeren, sodass man froh war und ist, wenn man einen schweren HG-Verlauf erst einmal stoppen kann, zumal wenn er bedrohliche Ausmaße annimmt. Aber Diazepam ist gleichzeitig ein veralteter Therapieansatz, weil wir inzwischen neue Behandlungsmöglichkeiten kennen und diese auch schon vielfach angewendet wurden. In der Abwägung von Nutzen und Risiko steht Diazepam ganz weit hinten. In der englischen Leitlinie zur Hyperemesis gravidarum steht: "Diazepam is not recommended for the management of NVP or HG." (Diazepam wird nicht zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft oder Hyperemesis gravidarum empfohlen - https://www.rcog.org.uk/globalassets/documents/guidelines/green-top-guidelines/gtg69-hy... Diazepam ist wirksam und auch das Ärzteblatt erwähnt es als Behandlungsmöglichkeit einer HG - dies allerdings im Jahre 2007!!! - also lange bevor man die umfangreichen Erfahrungen mit Ondansetron gemacht hat (obgleich Ondansetron hier auch schon erwähnt wird und in der Tabelle mit den möglichen Medikamenten aufgeführt wird - während das Diazepam in dieser Tabelle nicht aufgeführt wird): "Auch Diazepam wirkt sich positiv auf eine Hyperemesis aus (e14), wahrscheinlich durch die sedative Komponente. Bei der Anwendung muss allerdings eine mögliche Abhängigkeitsentwicklung bedacht werden. Auch hinsichtlich eventueller Nebenwirkungen für das Kind sollte die Indikation für Diazepam in der Schwangerschaft streng sein." (https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=56117). Embryotox nennt als Indikation zum Diazepam NICHT die HG, sondern schreibt zum Diazepam Folgendes: https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/diazepam/.

Pass gut auf Dich auf. Halte an Deinem Plan mit dem Ausschleichen fest. Erhöhe die Dosis nicht eigenmächtig. Wie ist Deine HG denn in den letzten zwei Schwangerschaften behandelt worden? Hattest Du da mitfühlende und unterstützende Ärzte? Hattest Du überhaupt Behandlung erfahren (Medikamente, Infusionen)?

Alles Liebe, Sonja

Diazepam und hyperemesis 3. Schwangerschaft

Dalicia, Donnerstag, 19. September 2019, 13:15 (vor 1471 Tagen) @ Sonja2

Liebe Sonja,

Ich bekomme es von meinem Neurologen und bin sehr sehr Willensstark. Aber erstmal zu meinem HG

1 SS OHNE JEGLICHE HILFE..8X ERBROCHEN STÄNDIG GEWÜRGT BIS MEIN MAGEN HOCHZUKOMMEN SCHIEN UND ÜBELKEIT VOM AUFWACHEN BIS EINSCHLAFEN. ICH BEKAM AB UND AN INFUSIONEN AMBULANT UND HAB MEIN BESTES GEGEBEN DURCHZUHALTEN. AB SSW 12 WAR ENDE.

2. SS HILFE FAMILIE. 8X TÄGLICH ERBROCHEN BIS BLUT KAM... ÜBELKEIT PERMANENT DIESMAL BIS SSW 14.KEINE MEDIS NIX... KONNTE NICHTS TUN.

3. SS NUN DIAZEPAM - JA ICH WEIS VOM POTENZIAL. ABER ICH HAB ZB MIT DEM RAUCHEN AUFGEHÖRT VON HEUTE AUF MORGEN. ICH BIN EINE RICHTIG WILLENSSTARKE UND NEHME ES NURNOCH BIS ZUR 12 WOCHE UND DANN WIRD AUSGESCHLICHEN FÜR MEIN ENGELCHEN.

ICH HÄTTE MICH BESTIMMT FÜR WAS ANDERES ENTSCHIEDEN WENN ICH NICHT GERADE AUF DIAZEPAM GEWESEN WÄRE.
WURDE JA UNERWARTET SCHWANGER UND MERKTE DIE ÜBELKEIT KOMMT NICHT DURCH DURCH DAS DIAZEPAM.

ICH WERDE ES DEFINITIV SCHAFFEN DA ICH KEINE LUST HABE MEINEM ENGEL EIN FLOPPY ENFANT SYNDROM ANZUTUN. DESWEGEN WIRD SCHÖN BRAV AUSGESCHLICHEN UM DEM KIND EINEN NORMALEN START ZU SCHENKEN. ICH LIEBE MEIN KIND ZU SEHR...

THERAPIEN HATTE ICH SCHON. GESPRÄCHS SOWIE VERHALTENS. ICH HABE EINE GENERALISIERTE ANGSTSTÖRUNG UND BEKÄMPFE DIE SYMPTOMATIK. KOMME EIGENTLICH GANZ GUT KLAR. DAS DIA DIENTE ZUM AUSSCHLEICHEN VON TAVOR. ABER VOM AUSSCHLEICHEN HÄLT MICH KEINE SCHWANGERSCHAFT AB. EHER IM GEGENTEIL.

JEDENFALLS KANN ICH MICH SO NUN UM MEINE 2 MÄUSE KÜMMERN UND DIE ERSTEN WOCHEN ÜBERLEBEN OHNE WIEDER KOMPLETT AUSZUFALLEN.

ABER KOMISCH. WIESO GEHT MEINE HYPEREMESIS NUR BIS ZUR 12 BZW 14 WOCHE? DAS IST DAS EINZIGE WAS ICH NICHT VERSTEHE.

ACHSO DANKE FÜR DEINEN AUSFÜHRLICHEN BERICHT!

RSS-Feed dieser Diskussion
powered by my little forum