Meine Erfahrung mit Hyperemesis

sylli87, Mittwoch, 29. April 2020, 13:41 (vor 1448 Tagen)

Hallo an alle!
Ich bin in der 38. Woche schwanger und habe nun endlich den Mut über meine Erfahrung in dieser meiner ersten Schwangerschaft zu schreiben.
Ich wurde nach 6 Monaten Üben mit unserem Wunschkind schwanger und freute mich sehr. Bereits in der 6. Woche begann die Übelkeit, im Verlauf kam dann auch Erbrechen dazu, es steigerte sich mehr und mehr bis zu 10/15 / 20 Mal am Tag. Besonders schlimm waren die Nächte, in denen ich vor Übelkeit fast immerzu wach war und würgen musste, oft stündlich. Leider konnte ich auch tagsüber kaum schlafen, weil die Übelkeit so stark war. Essen half, aber im Anschluss war mir wieder schlecht. Ich war am Ende meiner Kräfte. Ich konnte nicht mehr einkaufen, nicht kochen, kaum die Küche betreten. Auf Anraten meiner Ärztin nahm ich abends ein Vomex- Zäpfchen; geholfen hat es wenig und aus Angst vor Medikamenten hab ich es zu sparsam genommen. Auch Cariban sollte ich versuchen, ebenso mit wenig Erfolg, wobei ich eben immer versucht habe so wenig wie möglich zu nehmen. Ich Nachhinein wahrscheinlich ein Fehler...
Akupunktur erhielt ich übrigens von Beginn an von meiner Hebamme. Es tat gut, mit jemandem sprechen zu können und dass ich jemand kümmert, aber gegen die Hyperemesis half mir auch diese wenig.
Nun musste ich in der 10. Woche ins Krankenhaus für 10 Tage, weil ich fast nichts mehr bei mir behalten konnte. Dort bekam ich 3 Mal täglich Vomex- Infusionen. Das Erbrechen wurde etwas weniger, die Übelkeit blieb. Aber zumindest bekam ich Flüssigkeit und musste mich nicht mit Trinken quälen.
Die Ärzte gaben mir kein Zofran, aufgrund der neuen Datenlage und des erhöhten Risikos für Lippen-Kiefer-Gaumen Spalten.
Eine Klinikärztin hat mich bei Entlassung in der 12. Woche Agyrax empfohlen, welches ich in der Apotheke übers Ausland bestellen ließ.
Und damit veränderte sich einiges. Vielleicht lag es auch am Fortschreiten der Schwangerschaft, aber mit Agyrax fand ich langsam langsam wieder ins Leben zurück. Zunächst nahm ich es 3 Mal täglich und reduzierte es auf eine halbe Tablette abends, bis ich es in der 16. Woche schließlich absetzte. Auch nachher hatte ich gelegentlich Übelkeit, mal mehr mal weniger bis jetzt, aber ich konnte mich nun endlich freuen und damit umgehen.
Zusammenfassend war es eine sehr schwere Zeit voller Unsicherheiten. Man fühlt sich schuldig, weil man sich nicht richtig freuen kann. Man trifft auf viel Unwissenheit, man sei ja nur schwanger und nicht krank usw... Das machte mich so wütend.
Meine Zurückhaltung bezüglich der Medikamente, die bestimmt viele Schwangere haben, sehe ich im Nachhinein als kritisch. Es hätte mir vielleicht einiges Leiden erspart, wäre ich hier aggressiver vorgegangen. Es fehlte jedoch teilweise auch an guter ärztlicher Aufklärung und die Aussage „ nehmen Sie nicht zu viel“ half natürlich auch nicht.
Meine Tipps für alle, die gerade leiden: lasst euch gut über medikamentöse Möglichkeiten beraten und scheut es nicht, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wie gesagt hat mir Agyrax sehr gut geholfen. Fühlt euch nicht schuldig, es ist eine Erkrankung. Einmal am Tag Lächeln und etwas frische Luft.
Ich hoffe, ihr alle habt einen Partner, der euch unterstützt! Meiner war wundervoll!
Viel Kraft wünsch ich euch,
Alles Liebe,
Sylvia

Meine Erfahrung mit Hyperemesis

Bonsai, Freitag, 01. Mai 2020, 10:04 (vor 1446 Tagen) @ sylli87

Hallo Sylvia,
Herzlich willkommen hier im Forum. Schön, dass du mit Agyrax besser über die Runden gekommen bist. Mir ging das in der ersten Schwangerschaft ähnlich, hatte auch diesen Wirkstoff und Akkupunktur (für die Seele hilfreich, aber nicht beim Spucken)
Danke, dass du anderen werdenden Müttern Mut machst. Ich habe es in meinen beiden Schwangerschaften so erlebt, dass frau ständig vor Medikamenten gewarnt wird, aber letztendlich dadurch auch das werdende Baby und sich selbst in Gefahr bringt. Meine Schwangerschaften sind 14 und 11 Jahre her und ich habe den Eindruck, dass sich die Versorgung von Hyperemesis immer noch nicht wirklich gebessert hat. Da ich auch eine Tochter habe und bei mir in der Familie einige Frauen Hyperemesis hatten, hoffe ich, dass es in den nächsten Jahren besser wird!

Ich drück dir die Daumen für die letzten Tage der Schwangerschaft!
Alles Gute!
Bonsai

Meine Erfahrung mit Hyperemesis

sylli87, Freitag, 01. Mai 2020, 12:59 (vor 1446 Tagen) @ Bonsai

Liebe Bonsai!
Danke für die Rückmeldung.
Auch ich hatte den Eindruck, dass die Frauenärzte noch sehr unsicher im Umgang mit Hyperemesis und den Medikamenten sind.
Ich bin selbst Ärztin, Kinderärztin, musste mich aber natürlich auch auf das verlassen, was mir gesagt wurde.
Auch ich hoffe, dass sich die Therapien weiterentwickeln und die Erfahrungen besser werden, auch für meine zukünftige Tochter.
Ich wünsche deinen Töchtern diesbezüglich in Zukunft alles Gute. Sie werden zumindest von dir ernstgenommen und verstanden, das ist schon viel Wert!
Liebe Grüsse,
Sylvia

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