Habe ich überhaupt HG? Und: ich bin nun zum 3. Mal schwanger

anke @, Sonntag, 09. August 2020, 16:40 (vor 1327 Tagen)

Hallo ihr lieben Frauen,

erst einmal möchte ich für dieses Forum danken und meinen Hut vor Euch starken Kämpferinnen ziehen!

Und nun zu meinem "Problem".
Ich habe lange überlegt zu schreiben, da ich im Vergleich zu vielen hier eher weniger schlimme SS hatte. Ich habe 2 Kinder und hatte 2 sehr unterschiedliche Schwangerschaften. in der ersten SS lag ich von Woche 6 - 12 komplett flach. Ich musste mich ca 7 mal am Tag (ich weiß das ist nichts im Vergleich zu Euch) übergeben aber ich konnte nur liegen, ich habe mich so schlecht gefühlt, Dauerübel, extrem müde und schlapp und nichts von den "üblichen" Tipps hat geholfen. Ich bin damals auch immer von einer "normalen Übelkeit" und "Pech" ausgegangen (oder das ich zu schwach bin) und meine Frauenärztin hat es nicht wirklich interessiert. Sie hat mich netterweise krank geschrieben aber kein bisschen Hilfestellung gegeben.

Dann wurde ich wieder schwanger und habe versucht mit Agyrax gegenzusteuern. Ich habe mich weniger übergeben aber musste wieder komplett liegen, Dauerübelkeit bis zum geht-nicht-mehr, schlapp, müde etc. Und diesmal ging es fast bis zum Ende der SS, wobei es mit der extremen Übelkeit ab Woche 13 besser wurde.

Nun meine Frage: Wo kann ich mich einordnen? Habe ich einfach Pech und eine starke Form der normalen Übelkeit? Reagiert mein Körper einfach mies auf eine Schwangerschaft? Habe ich eine leichte Form von HG?


Meine Frauenärztin hat niemals irgendwas hinterfragt und mich in der 2. SS nach Woche 12 eher in die Schublade "Psyche" geschoben. Immerhin hab ich Gottseidank ein BV bekommen - ohne wäre ich zugrunde gegangen.

Nun bin ich mit einem absoluten Wunschkind zum 3.Mal Schwanger (5. Woche) und weiß nicht so recht wie ich vorgehen soll. ich habe natürlich Panik - ich lese leider, dass in den überwiegenden Fällen jede Folgeschwangerschaft "schlimmer" wird. Da ich das Gefühl hatte, Agyrax hat mir nicht wirklich geholfen bzw ich arge Magenschmerzen bekommen habe, überlege ich Cariban zu probieren.
Gleichzeitig habe ich Angst, dass Agyrax vielleicht dazu geführt hat, dass ich die komplette SS nicht wieder auf die Beine gekommen bin. und was ist, wenn es wieder so schlimm wird mit der Erschöpfung, Schlappheit, Liegenmüssen...


Ein weiterer schlimmer Punkt für mich ist grade auch, dass ich Angst davor habe, wie mein Umfeld darauf reagiert, dass ich trotz der letzten SS und obwohl ich 2 gesunde Kindern habe, noch einmal schwanger geworden bin... das bedrückt mich sehr.

Nun habe ich so viel geschrieben... vielleicht habt ihr ja ein paar gute Gedanken. Ich weiß irgendwie überhaupt nich, wo ich mich austauschen könnte.

Ich danke von Herzen (und ich hoffe, ich stoße niemanden vor den Kopf mit meinen - im Vergleich zu vielen Fällen hier - weniger schlimmen Verläufen). Aber diese extreme Übelkeit über viele Wochen hat mich wirklich schwer belastet.

Viele Grüße Anke

Habe ich überhaupt HG? Und: ich bin nun zum 3. Mal schwanger

lauralaura, Montag, 10. August 2020, 21:33 (vor 1326 Tagen) @ anke

Hallo Anke,

erstmal herzlichen glückwunsch zu deiner schwangerschaft. Erstmal würde ich sagen, wenn agyrax nicht genug geholfen hat kannst du auf jedenfall cariban probieren. Man muss sich nicht den ganzen tag übergeben um medis nehmen zu können, denn diese lähmende übelkeit ist genauso schlimm. Ich würde sagen, du hast eine leichte form der hg. Und was andere sagen oder denken soll dir egal sein, jeder soll das in seinem leben tun was er für richtig hält und was er möchte und wenn dein wunsch ein drittes kind ist dann ist das schön wenn du dir dein wunsch erfüllst :-) andere müssen nicht immer alles verstehen...

Lg laura

Habe ich überhaupt HG? Und: ich bin nun zum 3. Mal schwanger

Bonsai, Sonntag, 16. August 2020, 10:06 (vor 1320 Tagen) @ anke

Liebe Anke,
Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Ich finde es toll, dass du Nummer 3 bekommen willst. Keiner hat das Recht, das zu hinterfragen, egal welchen Streß es macht. Es ist Deine Entscheidung und niemand hat da reinzureden.
Ich habe nur 2 Kinder, aber jedesmal mit HG. Auch ich habe dann bei Nummer 2 gehört "Musste das denn nochmal sein?" Ja, das musste sein, trotz HG und trotz alles Streß. Heute bin ich sehr froh, dass ich zwei Kinder habe!

Falls du in Deutschland lebst und einer gesetzlichen krankenversicherung angehörst, gilt folgendes: "wenn du ein Kind unter 12 Jahren hast und dein Arzt dir bescheinigt, dass du aufgrund der schwangerschaftskomplikationen dich nicht um dieses Kind und den Haushalt kümmern kannst, kannst du eine Haushaltshilfe bei deiner Krankenkasse beantragen". Das nimmt ein wenig den Druck raus.

Zu Medikamenten kann ich dir nicht viel sagen. Ich hatte Übelkeit in beiden Schwangerschaften, aber ich habe dann auch immer sofort gespuckt. Der Eimer war mein bester Freund und ich habe zuerst Agyrax genommen (half in der 1. Schwangerschaft das Erbrechen zu reduzieren, also nicht mehr 30x die Stunde, nur noch 10 mal am Tag), in der zweiten Schwangerschaft habe ich Vomex probiert (ging gar nicht), dann einen Magensäureblocker und später Zofran. Sprich mit Deinen behandelnden Ärzten und Embryotox (findest du im Internet) über Medikamente. Es gibt verschiedene, die frau ausprobieren kann.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du Unterstützung bekommst!

Habe ich überhaupt HG? Und: ich bin nun zum 3. Mal schwanger

Sarah-910331, Montag, 14. Dezember 2020, 14:06 (vor 1200 Tagen) @ Bonsai

Hallo erstmal,

ich bin neu hier und war bisher nur stille Mitleserin. Hut ab an alle Mamis, die das durchgestanden haben. Ich bin jetzt in der 12. SSW und habe seit der 7. Woche durchgehende massivste Übelkeit die im Laufe des Tages meist zunimmt und abends/nachts am Schlimmsten ist. 30x/Tag erbrechen will ich mir garnicht vorstellen, ich könnt mir jetzt schon die Kugel geben, obwohl mir „nur“ 24h lang speiübel ist und ich mich, wenns hochkommt 4x übergeben muss. Dazwischen aber gefühlte tausend Würgekrämpfe und Hypersalivation non-stop.
Bin letzte Wo aus dem KH entlassen worden, habe dort Zofran i.v. bekommen und das hat mir super geholfen. Meine Gyn hat mir jedoch nur wiederwillig ein Rezept dafür ausgestellt und meinte, ich soll es wirklich nur im Akutfall nehmen. Jetzt habe ich auf Embryotox gelesen, dass es das Risiko für Lippen/Gaumenspalten leicht erhöht. Das verunsichert mich total. Wie geht es dir damit? Wie lange/oft nimmst du das Zofran ein?

Lg

Habe ich überhaupt HG? Und: ich bin nun zum 3. Mal schwanger

Sonja2 @, Montag, 14. Dezember 2020, 19:19 (vor 1200 Tagen) @ Sarah-910331

Liebe Sarah,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner Schwangerschaft. Du schreibst, dass Du im Krankenhaus Ondansetron (Zofran®) erhalten hast und nun von der Möglichkeit einer Kiefern-Gaumen-Spalte infolge der Ondansetroneinnahme auf der Embryotox-Seite gelesen hast.

Auch ich hatte in meiner zweiten Schwangerschaft Ondansetron genommen und zwar ab der 7. SSW täglich bis etwa zur 22. SSW und danach bis zur Geburt nach Bedarf. Mein Kind ist gesund. Das ist schon einige Jahre her, so dass gesundheitliche Probleme inzwischen aufgefallen wären. Mein Kind hat keine Lippen-Kiefern-Gaumen-Spalte, hatte einen unauffälligen Herzultraschall und erfreut sich wirklich guter physische und psychische Gesundheit. Als ich das Ondansetron nahm, da gab es noch keine Studien mit großen Datensätzen zu diesem Medikament. Es wurde bereits viel in den USA eingesetzt und man hatte kleinere Studien, die keinerlei Hinweise auf eine Erhöhung des Fehlbildungsrisikos zeigten. Doch so umfassende Datenauswertungen, wie sie heute vorliegen, die hatte man nicht. Dennoch fand mein Frauenarzt und mein Hausarzt, dass es unverantwortlich sei, wenn ich nochmals schwanger werden würde und Ondansetron nicht nehmen würde. Es geht immer um Risikoabwägung. Eine HG-Schwangerschaft ist ein Risiko für die Mutter und für das Kind. Austrocknung ist ein Risiko für die Mutter und für das Kind. Mangel- und Unterernährung ist ein Risiko für die Mutter und das Kind. Und in dieser Risikoabwägung war es vernünftig, das Ondansetron zu nehmen. Das habe ich mir immer wieder vor Augen geführt: es ist vernünftig – egal wie es ausgeht ist es in der gegebenen Situation die richtige Entscheidung.

Offensichtlich hielten es in Deinem Fall Deine Klinikärzte ebenfalls für vernünftig, Dir Ondansetron zu geben.

Inzwischen hat man viel größere Datensätze ausgewertet und festgestellt, dass von 10.000 Frauen, die Ondansetron in der Frühschwangerschaft genommen hatten 14 Frauen ein Kind mit orofazialer Fehlbildung geboren haben. Von 10.000 Frauen welche KEIN Ondansetron in der Frühschwangerschaft eingenommen hatten, gebären „nur“ 10 Frauen ein Kind mit orofazialer Fehlbildung. Das ist also nur ein sehr geringfügig erhöhtes Risiko. Brian Cleary aus Irland (Chief Pharmacist Rotunda Hospital und an der Entwicklung einer irischen Guideline beteiligt) hat eine Grafik angefertigt, um zu visualisieren, was eine Erhöhung des Risikos in diesem Bereich bedeutet: Hier also der Link von Clearys Vortrag (S. 22 und S. 23).

Ich hatte diese Thematik vor einiger Zeit mal hier im Forum zusammengefasst. Du kannst das hier detaillierter hier nachlesen:


Außerdem mag es jetzt für Dich beruhigend sein zu wissen, dass sich Kiefer und Gaumen in einem ganz bestimmten Zeitfenster in der Schwangerschaft schließt. Es ist meines Wissens nach ein relativ enges Zeitfenster und diese Phase müsste bei Dir nach meinem Laien-Kenntnisstand bereits lange vorbei sein.

Soweit ich weiß ist die Frage noch nicht ganz geklärt, ob nicht auch die Mangel- und Unterernährung der HG-Schwangeren zu diesem wirklich sehr, sehr gering erhöhten Risiko einer Kiefern-Gaumen-Spalte führen könnte, schließlich haben wir bei der HG eben sehr häufig auch einen Mangel an bestimmten Vitaminen, wie beispielsweise der Folsäure und dem Vitamin B12. Die Studie von Huybrechts ist ja keine experimentelle Untersuchung, bei der man zufällig ausgewählten Frauen entweder ein Ondansetron oder ein anderes Medikament gab. Es handelte sich um einen großen Datensatz, bei dem anzunehmen ist, dass die mit Ondansetron behandelten Frauen vor dem Einsatz des Ondansetrons bereits deutlich Gewicht verloren haben und sich in einem schlechten Ernährungszustand befanden. Von daher ist es eben durchaus möglich, dass die sehr geringe Korrelation zwischen Ondansetroneinnahme und orofazialer Fehlbildung durch andere Faktoren erklärbar sein könnte und nicht ursächlich auf das Ondansetron zurückzuführen sein könnte.

FORTSETZUNG FOLGT ...

Habe ich überhaupt HG? Und: ich bin nun zum 3. Mal schwanger

Sonja2 @, Montag, 14. Dezember 2020, 19:32 (vor 1200 Tagen) @ Sonja2

... FORTSETZUNG

Jetzt gibt es aber bezüglich des Ondansetrons noch ein anderes Problem: Es ist ein sehr teures Medikament. Aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus wäre natürlich eine andere Behandlung, die nicht so teuer ist, einer Ondansetronbehandlung vorzuziehen. Doch gehe ich davon aus, dass die anderen in Frage kommenden Medikamente bei Dir nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, denn sonst hätte man Dir wohl kaum im Krankenhaus ein Ondansetron gegeben.

Auch bei mir war es das einzige Medikament, durch welches ich das Erbrechen auf ein erträgliches Maß reduzieren konnte, so dass ich in der Lage war, wenigstens etwas Nahrung aufzunehmen und zu behalten. Trinken klappte in meinem Fall trotz Ondansetron nicht ohne unverzügliches Erbrechen des Getrunkenen, weshalb ich zusätzlich noch tägliche Infusionen benötigte. Aber es war ein Segen, dass ich dank dieses Medikament Essen zum Teil bei mir behalten konnte. Bei einem dritten Kind hätte ich es sofort wieder genommen – auch mit dem Wissen von heute. Denn sollte es so kommen, so lässt sich eine orofaziale Fehlbildung operieren. Persönlich kenne ich 4 Menschen, die dies leichte Narbe auf der Oberlippe haben und glückliche Leben führen.

Wie gesagt: Das statistische Risiko ist wirklich minimal. Eine hier aus dem Forum sagte mal erbost: „Wie? Um 3 Kindern mit einer Kiefern-Gaumenspalte zu verhindern soll man jetzt bei 10.000 schweren HG-Schwangerschaften lieber abtreiben, als zu behandeln?“ Und auch wenn es nicht so extrem ist, dass der Abbruch die Alternative ist, so ist das pure „Aushalten“ oft keine kluge Wahl. Denn das bedeutet für Dich enormen Stress und eben unter Umständen Mangelernährung und mitunter Austrocknung und andere körperliche und psychische Belastungen. HG ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Es geht immer um eine Risikoabwägung.

Du kannst bei Embryotox anrufen, denn das sind wirklich die Experten. Embryotox verlinkt übrigens aktuell zu einem Artikel von Prof. Dr. Christof Schaefer, welcher mit dem Satz endet: "Nach heutiger Datenlage zur pränatalen Toxizität erscheint es gerechtfertigt, Ondansetron als Antiemetikum bei Schwangeren einzusetzen, wenn die etablierten Mittel der Wahl unzureichend wirken." (Quelle: Link)

Liebe Grüße, Sonja

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