Cariban Hilfe

Ev3, Samstag, 07. August 2021, 19:15 (vor 964 Tagen)

Hallo ihr Lieben,

Ich war vor 2 Wochen eine Woche stationär wegen der HG im Krankenhaus. Dort hat man mich mit Vomex und Cariban aufgepäppelt.
Jetzt nehme ich seit einer Woche nur Cariban auf Empfehlung vom KH da ich bei Vomex so Kreislauf Probleme hatte.
Seit heute erbreche ich wieder ständig. Die ganze Woche war gut, aber jetzt ist nix mehr gut trotz Cariban in höchster Dosis.
Ich habe Angst dass es nicht mehr anschlägt. Ging es noch jemanden so ?
Bin jetzt Ssw 11+4 und hoffte auf Besserung nicht Verschlimmerung.

Cariban Hilfe

Sonja2 @, Samstag, 07. August 2021, 20:14 (vor 964 Tagen) @ Ev3

Hallo, liebe Ev,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner Schwangerschaft. Du schreibst das erste Mal hier, oder? Herzlich Willkommen! Ist es Deine erste Schwangerschaft?

Zu dem, was Du schreibst, fallen mir zwei Dinge ein. Das eine ist, dass ich mich erinnere, dass es vor allen in meiner ersten HG-Schwangerschaft Phasen gab: Einige Tage waren besser und dann kamen wieder einige, in denen das Erbrechen richtig schlimm war. Das andere ist aber, dass das bei mir auch mit meinem Flüssigkeitshaushalt zusammenhing. Manche Frauen mit HG können relativ problemlos kleine Portionen trinken und behalten. Ich konnte das nicht. Alles, was auch nur ansatzweise flüssig war (also auch flüssigere Nahrungsmittel) trat relativ unmittelbar den Rückweg an. Ich war somit sehr auf Infusionen angewiesen. Und das ist ja die Krux am Krankenhausaufenthalt: Im Krankenhaus wird vor allem mal Flüssigkeit gegeben.

Jetzt weiß ich nicht, wie das bei Dir ist. Wie viel trinkst Du? Wie gut behältst Du die Flüssigkeiten bei Dir? Sollte es nämlich bei Dir ähnlich sein, wie es bei mir war, so würde mich die Verschlechterung nicht wundern: Nach einer Woche wieder zu Hause könnte es sein, dass Du wieder ausgetrocknet bist. Und Austrocknung – das berichten hier ganz häufig die Betroffenen – scheint die Übelkeit und das Erbrechen zu verstärken.

Auf jeden Fall ahne ich, wie fürchterlich es sich für Dich anfühlen muss: Du dachtest, jetzt hast Du das Schlimmste hinter Dir und dann kommt es mit aller Wucht wieder.

Liebe Grüße,
Sonja

Cariban Hilfe

Ev3, Sonntag, 08. August 2021, 09:28 (vor 963 Tagen) @ Sonja2

Guten Morgen,
Ja ich bin zum ersten mal hier und komme echt an meine Grenzen.
Abgesehen von der Belastung für die Beziehung hege ich auch Gedanken mein Wunschkind abzutreiben.
Ja das mit der Flüssigkeit ist tatsächlich so ein Thema, ich kann nur warmen Tee trinken, jedoch bei weitem nicht so viel, wie ich müsste.
Wurde es bei jemandem im Laufe der Ss etwas besser oder muss ich das wirklich bis zum Ende ertragen ?
Liebe Grüße

Cariban Hilfe

Sonja2 @, Sonntag, 08. August 2021, 13:41 (vor 963 Tagen) @ Ev3

Liebe Ev,

die Verzweiflung kann ich so gut nachempfinden. Ich weiß noch, wie ich heulend eine gute Freundin anrief und sagte, ich hätte so gerne einfach nur 5 Minuten ohne diese quälende Übelkeit. Nur 5 Minuten, um einmal Luft zu holen und Kraft zu tanken, um dann den Rest aushalten zu können. Hast Du Zeiten, in denen die Übelkeit und/oder das Erbrechen besser wird?

Wenn ich Dir etwas raten darf: Gib nicht auf. Du bist 11+5. Jetzt weiß ich nicht, wann es bei Dir losging, aber wahrscheinlich hast Du schon zahlreiche Wochen hinter Dich gebracht. Du hast Dich durch unzählige Tage gekämpft. Und egal, wie lange es dauert – meiner Erfahrung nach war der Anfang der Schlimmste. Den hast Du geschafft! Da kannst Du stolz darauf sein!!! Und das meine ich ganz ernst. Jeder Tag, den Du Dich durch diesen fürchterlichen Zustand quälst, bringt Dich einen Tag näher an Dein Wunschkind. Das ist möglicherweise der größte Kampf, den Du in Deinem Leben kämpfen wirst – aber er ist es wert!

Dass es mit der 12. SSW aufhört, das sagen vorzugsweise diejenigen, die sich mit dieser Erkrankung nicht so gut auskennen. Oder die glauben, wenn man als Betroffene nur positiv genug auf diesen absolut quälenden und unerträglichen Zustand blicken würde, dann würde es einem schon besser geben. Das ist meiner Meinung nach schlicht Blödsinn. Klar geht es einigen Frauen hier im Forum auch schon nach der 12. SSW besser oder sogar schon gut. Aber vielen Betroffenen leider auch nicht. Und es ist so frustrierend, gesagt zu bekommen, dass nach der 12. SSW der Spuk vorbei sei. Und wenn der Spuk dann noch nicht vorbei ist, dann ist er es halt nach der 16. SSW und wenn er es dann nicht ist, dann sei es aber nach der 20. SSW (endlich) gut … Und ja, bei manchen hier war es die 16. SSW, bei anderen die 20. SSW, bei wieder anderen (wie bei mir) etwa die 30. SSW. Doch was ich Dir von mir berichten kann: Es wurde immer besser und leichter. Die 29. SSW war wesentlich erträglicher als die 6. SSW. Wesentlich!

Eine Frau schrieb hier mal vor Jahren – in Gedanken an ihr Kind gerichtet: „Ich spucke für dein Leben gern.“ Das habe ich mir gemerkt und erst kürzlich meinen Kindern erzählt. Denn für das Leben meiner beiden Kinder habe ich – freilich rückblickend – wirklich gerne gespuckt. Wenn ich auf meine Beiden blicke, dann bin ich sehr froh, durchgehalten zu haben.

Zwei Dinge möchte ich Dir ans Herz legen:

1) Beobachte bitte, wieviel Du pinkelst und welche Farbe der Urin hat. Und besprich das mit Deiner Hausärztin und/oder Deiner Frauenärztin. Infusionen können auch ambulant gegeben werden. Allerdings Vorsicht: Keine Glukoseinfusion ohne Thiamin. (Das ist ein B-Vitamin). NIE!!! (Scheibe ich, weil es auch hierzulande Frauen gibt, die diesen Fehler bitter bezahlt haben.) Außerdem ist es gut, Elektrolytkontrollen durchzuführen. Und bitte zögere nicht, erneut ins Krankenhaus zu gehen!!! Flüssigkeit ist extrem wichtig. Meiner Erfahrung nach bessert sich der Hyperemesis-Zustand, wenn der Flüssigkeitshaushalt wieder im Lot ist – und das berichten hier auch andere Betroffene.

2) Du kannst mit Embryotox telefonieren. Das sind die Expertinnen bezüglich Medikation bei Hyperemesis gravidarum (HG). Sie haben auf Ihrer Internetseite einige Informationen zur HG zusammengestellt (LINK). Außerdem kannst Du dort anrufen und Dich als Patientin beraten lassen, genauso wie sich auch die Dich behandelnden Ärzte mit Embryotox in Verbindung setzten können (LINK). Denn Vomex® und auch Cariban® - was Du bislang verordnet bekamst - gehören zur first-line-Therapie. Darüber hinaus gibt es weitere medikamentöse Optionen, wenn diese Medikamente nicht ausreichend wirken.

Mir tut das immer in der Seele weh, wenn Frauen einen Abbruch erwägen oder auch durchführen lassen, ohne dass diese weiteren medikamentösen Möglichkeiten auch nur diskutiert wurden und ohne dass die in ihrem Fall notwenigen Flüssigkeits-Infusionen gegeben wurden (und die Anästhesie vor dem Eingriff dann erst einmal die Rehydrierung vornimmt, damit der Abbruch überhaupt erfolgen kann). Denn die HG lässt sich durchaus behandeln – manchmal sogar sehr gut. Zumindest aber so, dass Dein Zustand in einen Bereich kommt, in dem es erträglich wird. Denn jetzt bist Du gerade, wie Du schreibst, über Deiner Belastungsgrenze. Du kannst deshalb mit den Dich behandelnden Ärzten und mit Embryotox besprechen, was in Deinem Fall möglich ist, um einen Zustand zu erreichen, der erträglich ist.

Es ist eine fürchterliche Zeit. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber Du bist damit nicht alleine. Schreibe, wann immer Du tröstende, verständnisvolle Worte benötigst.

Alles Liebe,
Sonja

Cariban Hilfe

Ev3, Sonntag, 08. August 2021, 14:15 (vor 963 Tagen) @ Sonja2

Liebe Sonja,

deine Worte tun in der Seele gut und rühren mich sogar zu Tränen.
Ein Abbruch würde ich niemals über das Herz bringen, da ich weiß, sobald es mir besser gehen würde, bräuchte ich ein Leben lang ein Therapeut.
Es gibt Momente da geht es mir erträglich gut, so dass ich zumindest duschen kann und etwas lesen…
Jedoch variiert das von den Tageszeit. Zu Beginn war der Morgen schlimm und der Mittag ok, dann hat sich das getauscht und mittlerweile ist es nur noch Std Weise in Ordnung.
Morgen habe ich ein Termin beim Frauenarzt, da werde ich weiteres Vorgehen berichten. Mit Embryotox hatte ich auch schon telefoniert, eine tolle und schnelle Lösung diese Seite.
Heute ist der Zustand zum Glück erträglich, vielleicht lag es auch am Wetter keine Ahnung.
Danke für die Worte, auch wenn sie einem nicht die Krankheit nehmen, so berühren sie die kleine Seele.

Hut ab, dass du 2 HG Kinder zur Welt gebracht hast.

Liebe Grüße

Cariban Hilfe

Sonja2 @, Sonntag, 08. August 2021, 19:55 (vor 963 Tagen) @ Ev3

Liebe Ev,

jetzt hoffe ich, das der Tag heute auch weiterhin ein „erträglich guter Tag“ blieb und bleibt - einer, zum Kräftesammeln. Und wer weiß, vielleicht bleibt es ja auch besser …

Wobei es sehr bezeichnend ist: Ein Tag, an dem Du duschen kannst und ein wenig lesen ist bereits ein „guter Tag“. Das verdeutlicht, wie elend es Dir geht.

Es freut mich, dass meine Worte Wirkung zeigten und Du Dich nicht so alleine fühlst.

Du hast geschrieben, dass Du bewunderst, dass ich trotz HG zwei Kinder bekommen habe. Aber weißt Du, das zweite Mal war ich ja vorbereitet. Das ist viel einfacher. Die HG war zwar schlimmer, als in der ersten Schwangerschaft, aber ich wusste ja bereits zuvor, was auf mich zukommen kann. Hingegen war ich in der ersten Schwangerschaft völlig überrollt. Es hat gedauert, bis ich überhaupt kapierte, was da passiert und dass das eben nicht normal ist. Und dann hat es gedauert, bis ich versorgt wurde. Und dann konnte ich noch nicht einordnen, welche der oft widersprüchlichen ärztlichen Aussagen wie zu bewerten ist. Ich hatte mir noch selber keine Gedanken dazu gemacht, wie ich mit der Nutzen-Risiko-Abwägung bezüglich der Medikation umgehen möchte. Es ist ja leichter für die behandelnden Ärzte eine second-line-Therapie zu beginnen, wenn man als Patientin weiß, dass damit ein gewisses hypothetisches Risiko verbunden ist, das abgewogen werden muss gegen das Risiko der Mangelernährung, der Dehydrierung und der körperlichen Belastung durch das häufige Erbrechen.

Außerdem hatte ich mich ja beim zweiten Mal „freiwillig“ in diese Situation begeben. Sie hat mich nicht mehr so ohne Vorwarnung von jetzt auf gleich aus dem Leben gerissen. Doch das ist die Situation, in der Du gerade bist: Denn ich nehme an, dass Du Dir keine Gedanken gemacht hast bevor Du schwanger wurdest, dass Du Dich möglicherweise aufgrund einer HG über Monate in einem fürchterlich elenden Zustand wiederfinden könntest. Du hast Dir wahrscheinlich wie ich gedacht, es müsse total schön sein, schwanger zu sein, man würde quasi den ganzen Tag lang strahlen und sich freuen und glücklich sein … also jetzt etwas übertrieben, aber so in etwa ist es doch, oder?

Wie gesagt: Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du heute einen leichteren Tag hast!

Alles Liebe, Sonja

Cariban Hilfe

Ev3, Dienstag, 10. August 2021, 09:17 (vor 961 Tagen) @ Sonja2

Guten Morgen,
gestern war ich beim Frauenarzt. Baby geht es gut, Flüssigkeit fehlt. Ein anderes Mittel außer Cariban empfiehlt er nicht, sehr ernüchternd wo ich trotz Cariban gerade gestern wieder erbrochen habe.
Eine Infusionstherapie wurde mir empfohlen, jedoch macht die nicht mein Frauenarzt und der Hausarzt darf nicht. Frage mich langsam ob ich ernst genommen werde ?
Ich glaube nicht.
Bin etwas Ratlos.

Cariban Hilfe

Sonja2 @, Mittwoch, 11. August 2021, 22:37 (vor 960 Tagen) @ Ev3

Liebe Ev,

der Arzt hat festgestellt, dass Du ausgetrocknet bist? Habe ich das richtig verstanden? Wie wird dem dann gerade begegnet? Hat er Dir geraten erneut ins Krankenhaus zu gehen? Hat er einen Einweisungsschein ausgestellt? BIST DU IM KRANKENHAUS?

Dass der Hausarzt keine Infusionen geben „darf“ wundert mich etwas. Was ist der Hintergrund von diesem Verbot? Ich nämlich habe sehr wohl in meiner zweiten HG-Schwangerschaft Infusionen durch meinen Hausarzt erhalten. Aber das ist jetzt auch schon ein wenig her. Allerdings habe ich mitbekommen, dass sich die Abrechnungsmodalitäten geändert haben … bin da allerdings nicht auf dem neusten Stand.

Ich weiß, dass in Deutschland die Infusionstherapie bei HG ungern ambulant gemacht wird – und wie schon erwähnt braucht es halt auch die Elektrolytkontrollen. Für eine Rehydrierung ist das Krankenhaus definitiv ein guter Ort! Und auch um zu prüfen, welches therapeutische Vorgehen Sinn machen kann.

Protokollierst Du, wie oft Du pro Tag erbrichst, wie viel Du isst und trinkst, wie oft Du pinkelst, wie viel Du pinkelst und wie das Gewicht sich entwickelt?

Warte nicht zu lange und gehe bitte wieder ins Krankenhaus, wenn es Dir nicht gut geht!!!

Ich wünsche Dir so sehr, dass Du Dich bald gut versorgt und ernst genommen fühlst!

Liebe Grüße, Sonja

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