Neu hier, aber 2. HG-Schwangerschaft
Hallo alle zusammen,
Ich bin in der ersten Schwangerschaft bereits stille Mitleserin gewesen. Nun bin ich in der 11. Woche meiner zweiten Schwangerschaft. Wie alle, die eine zweite Runde wagen, hatte ich gehofft, ich werde diesmal verschont, aber es ging in der 7. Woche los.
Die erste SS war ein absoluter Alptraum, der durch meinen völlig unempathischen und bezüglich der Erkrankung uninformierten Gynäkologen nur noch schlimmer wurde. Mir wurde nicht 1x Blut abgenommen, der Urin nie kontrolliert, abgesehen von Cariban (was nicht half) bekam ich nichts verschrieben. Infusionen wurden von ihm nie thematisiert, darum musste ich mich alleine kümmern. Nachdem es mir ab Mitte der SS etwas besser ging, hatte ich die Kraft innerhalb der Praxis zu einer anderen Ärztin zu wechseln, wodurch ich zumindest besser mit der Situation umgehen konnte und nicht ständig an meinem Verstand gezweifelt habe.
Ich hatte immer das Gefühl, dass es bei mir ja "nicht so schlimm" ist, weil ich selten mehr als 5x/Tag gebrochen habe. Heute ist mir klar, dass es daran lag, dass ich nichts getrunken habe... mein Mann und ich sind beide Ärzte, sodass ich problemlos täglich Infusionen bekommen konnte und so viel Nahrung bei mir behalten konnte, dass ich ein paar Kilo (für meine Gynäkologin zufriedenstellend) zunahm. Sobald ich Flüssigkeit im Magen habe, kommt alles raus, was ich bis dahin getrunken und gegessen habe. Genauso war es in der ersten Schwangerschaft. Diesmal habe ich aber eine Gynäkologin, die mich ernstnimmt und sich auskennt - sie war bis vor kurzem Oberärztin in dem Krankenhaus, in dem ich auch arbeite bzw. gearbeitet habe, denn daran ist gerade nicht zu denken.
Ich habe in der ersten SS keine Medikamente bekommen. Um selbst zu recherchieren war ich zu schwach und geistig gar nicht in der Lage - es lief non-stop der Fernseher, ich hätte am Abend aber nicht sagen können, was genau lief. Ich wollte mich völlig alleine im dunklen Schlafzimmer einfach nicht so einsam fühlen. Diese Schwangerschaft nehme ich Agyrax (4 Tabletten), was das Erbrechen, aber nicht die Übelkeit lindert. Und nach viel Grübelei habe ich nun auf meine Gynäkologin gehört und hole mir morgen Ondansetron aus der Apotheke. Ich traue mich nicht zu viel Hoffnung daran zu hängen...
Diese Schwangerschaft ist anders als die erste. Ich wurde nicht von der Übelkeit überrascht, sondern kannte es bereits. Dadurch kann ich besser damit umgehen und war natürlich von vornherein besser vorbereitet. Mein Mann genauso, der übrigens großartig ist. Gleichzeitig habe ich natürlich eine Verpflichtung gegenüber meiner Tochter, das macht es viel anstrengender. Sie ist 3 und versteht schon erstaunlich gut, dass es Mama nicht gut geht. Trotzdem leidet sie. Mein Mann geht durch die starke Belastung auf dem Zahnfleisch und ist oft gereizt. Mir ist lieber, er lässt es an mir aus, als an meiner Tochter... irgendwo muss er es aber auch mal rauslassen. Wobei er insgesamt sehr verständnisvoll ist, nur eben völlig überlastet. Tage, an denen er Nachtdienst hat und ich meine Tochter aus der Kita holen muss oder noch schlimmer Wochenenden, an denen er arbeitet und ich mich alleine um die Versorgung unserer Tochter kümmern muss, bringen mich an mein Limit - und darüber hinaus. Ich kann ihr schließlich nicht sagen, dass Mama von ihrem Geruch schlecht wird...
Für mich ist irgendwie noch immer erschreckend, wie ich von einem Tag auf den anderen von einer ärztlichen Kollegin zu einer hysterischen Schwangeren wurde. Ich kann mir vorstellen, dass es Patientinnen, die keine Ärztinnen sind, um ein vielfaches schlimmer ergeht. Die Medizin ist bis heute leider stark auf Behandlung von Männern ausgerichtet, es gibt sehr viel Misogynie. Anders ist nicht zu erklären, dass die Studienlage zu dieser (und vielen anderen Frauen-spezifischen) Erkrankungen noch in den Kinderschuhen steckt und im Zweifel immer von psychosozialen Ursachen gesprochen wird.
Was ist eigentlich mein Ziel mit diesem Post? Ich weiß es nicht genau. Jammern wahrscheinlich. Jemandem davon erzählen, der mich wirklich verstehen kann. Denn ich bin zwar auf Mitgefühl, bisher aber auf wenig echtes Verständnis gestoßen. Aber das wurde hier im Forum ja bereits mehrfach festgestellt: Verstehen kann man es nur, wenn man es selbst erlebt hat.
Danke an alle, die sich die Zeit nehmen, den Post zu lesen. Und allen, die gerade in einer HG-Schwangerschaft stecken: Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft und ganz viel Kraft für die nächste Zeit!
Desiree