Hallo, liebe Marlenschki,
ich bin Sonja und seit vielen Jahren hier im Forum, auch wenn ich die letzte Zeit wenig schrieb. Ich habe Deine Zeilen gelesen und kann mir vorstellen, wie hin- und hergerissen Du bist. Die Hyperemesis reißt einen aus dem Leben. Es ist für Monate nichts, wie es war. Sie fordert einen hohen Preis ein. Die Hyperemesis lässt sich aber auch behandeln – und zwar mit mehr Medikamenten, als den Antihistaminika, die tatsächlich bei HG in aller Regel nicht bzw. nicht ausreichend wirken. Doch leider wird diese Behandlung nur zögerlich und manchmal gar nicht angeboten. Embryotox in Berlin informiert Betroffene über alle Medikamente, die prinzipiell möglich sind. Das Problem aber bleibt: Du benötigst Ärzte, die diese Behandlungsmöglichkeiten mit Dir besprechen und mit Dir gemeinsam abwägen, was in Deinem Fall gegeben werden kann und sollte. Du erbrichst 3 x täglich, was für eine HG wenig ist, was aber nicht bedeutet, dass es keine HG sein kann, denn die Fähigkeit Nahrung und Trinken zu sich zu nehmen und zu behalten ist ebenso wichtig, genauso wie die Übelkeit und das trockene Würgen. Deswegen ist es wichtig, dass Du Deinen Gewichtsverlauf notierst und Deine Essens- und Trinkmengen. Es gibt Mediziner, die glauben, die HG würde dadurch entstehen, dass die Betroffenen die Schwangerschaft ablehnen. Das ist Blödsinn, ist aber leider immernoch in vielen Köpfen fest verankert. Insofern kann es sein, dass Du in Deinem Fall, da Du jung bist und eine Schwangerschaft zwischen Matura (herzlichen Glückwunsch dazu!) und Studienbeginn jetzt nicht das war, wovon Du geträumt hast, mit mehr Vorbehalten zu tun haben wirst, als ältere HG-Betroffene mit Wunschschwangerschaften. Dennoch gibt es die Möglichkeit, dass Du gemeinsam mit der Unterstützung durch Deinen Partner für eine bessere Versorgung kämpfst, auf dass die kommenden Monate leichter sein mögen. Das ändert aber nichts an der viel grundlegenderen Frage, ob Du ganz unabhängig von der HG die Schwangerschaft fortsetzen willst. In Deutschland haben wir hierfür Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, die je nach Träger ergebnisoffen beraten. Da hättest Du dann jemanden, mit dem Du das Für und das Wider abwägen könntest. Da Du als Österreicherin ja keinen Beratungsschein benötigst, so wie die Frauen aus Deutschland, kannst Du anfragen, ob eine solche Beratung telefonisch oder über Video möglich ist. Und in Österreich gibt es nach meiner Kenntnis ebenfalls verschiedenste Beratungsstellen, die Unterstützung anbieten. Das möchte ich Dir tatsächlich ans Herz legen: Hole Dir Unterstützung in der Entscheidungsfindung. Wenn Du Dich für die Schwangerschaft entscheidest, wenn Du weißt, dass Du das Kind willst, dann wird es leichter werden, diese üble Zeit durchzustehen. Sie wird deswegen nicht weniger übel sein, aber Du wirst es besser ertragen können, wenn Du weißt, wofür Du es durchstehst und Dich darauf freuen kannst, in 7 Monaten ein Baby im Arm zu halten. Auf jeden Fall ist es nicht Deine Schuld. Du bist diejenige, die die Qual der HG durchleben muss und Dein Umfeld leidet mit. Das ist ein gutes Zeichen, dass Du von empathischen Menschen umgeben bist, die gemeinsam mit Dir bereit sind, durch schwere Zeiten zu gehen. Es ist nicht Dein Versagen! Du bist nicht verantwortlich dafür, dass Du die Veranlagung zur HG in Dir und wahrscheinlich einfach in Deinen Genen trägst.
Alles Liebe, Sonja